1978 stellte das Möbelunternehmen IKEA ein Produkt des schwedischen Designers Gillis Lundgren vor und läutete damit eine kulturelle Zeitenwende ein:
Das Billy-Regal eroberte im Sturm die WG-Zimmer der Republik und en passant auch die Hirne derer, die sie kauften und zuweilen beinahe daran verzweifelten, sie mit Inbusschlüsseln von lausiger Qualität und garantiert fehlenden Schrauben, oder Holzdübeln zu montieren.
Millionen Kundinnen und Kunden erhoben Billy alsbald in den Kultstatus, und damit auch die Mittelmäßigkeit in Sachen Produktqualität. Was ist schon dabei, wenn ein paar Schrauben fehlen, oder ein paar Holzdübel? Hallo? Bei dem Preis? Und den popeligen Inbusschlüssel…Du liebe Zeit, das muss man in Kauf nehmen, wenn man so ein geiles Teil für schmale Taler abgreifen kann, oder eben gleich das Schweizer Offiziersmessen nehmen.
Und dass Billy von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der DDR gegen harte Schwedische Kronen, oder so ähnlich…Du liebe Zeit, zum Zweiten. Das konnte 1978 doch noch keiner wissen. Das Internet ging ja erst 1990 an den Start. Heute würde man konstatieren, dass man durch gewissenhafte Abwägung sämtlicher Aspekte, die Nachhaltigkeit des Vollholzproduktes in den Vordergrund…oder so ähnlich.
Dumm nur, dass Walter Kadnar, der Nachfolger von Ingvar Kamprad, heutzutage für besagte schmale Taler, eine komplette Wohnungseinrichtung aus Pressspan-Pappe anbietet. Diese ist so saubillig, dass sie bei einem Umzug einfach auf dem Sperrmüll landet, weil die Miete für einen LKW, oder das Engagieren von Umzugs-Profis deutlich teurer wären. Und schließlich gibt es in Deutschland ja über 50 IKEA-Häuser, in denen man sich für ein Taschengeld wieder komplett neu einrichten kann.
Dass man aus dem Kreise der grünen Wählerinnen und Wähler hierzu im Netz noch keinen brachialen Shitstorm im Sinne der Nachhaltigkeit…oder so. Du liebe Zeit, zum Dritten. Die meisten von ihnen haben ihr BWL- oder Jura-Studium längst summa cum laude abgeschlossen, leben mittlerweile nicht mehr in einer WG, sondern in ihren Null-Emission-Doppelhaushälften und parken ihre E-Autos in Carports aus nachhaltigem, heimischem Bio-Holz. Zudem haben sie ihre Billy-Regale längst durch hochwertige, naturbelassene Dansk Möbel ersetzt.
Sie konzentrieren sich in ihrem Kampf für Produktqualität und Nachhaltigkeit jetzt um grenzdebile Influencerinnen und deren abartige TikTok-Werbung für Kosmetika aus Tierversuchen und Billig-Klamotten aus fernöstlicher Kinderarbeit.
Billy in der Birne!
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