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Spitze Feder

Weiterführende Gedanken zu deutschen Leitkultur

Wer meinen Blog-Beitrag zur deutschen Leitkultur gelesen hat, dem wird vermutlich aufgefallen sein, dass ich mich zum heftigen Politiker-Bashing habe hinreißen lassen – wie schon so oft, oder vielleicht auch zu oft? Sie machen es einem aber auch zu leicht. So wie man sich kein noch so abartiges Verbrechen vorstellen kann, das nicht schon im Namen oder gar von der römisch Katholischen Kirche selbst begangen wurde, gibt es keinen, noch so hanebüchenen Blödsinn, den man nicht schon aus dem Munde des Homo Politikus vernehmen musste. Der begnadete Beobachter Henning Venske hat dazu ein Buch geschrieben, das man beinahe schon als Standardwerk betrachten kann und das in keiner Sammlung fehlen sollte: „Lallbacken: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“.

Eine quälend lange Zeit war es en vogue, in Nerv tötender Penetranz von Reformen zu schwadronieren. Ständig hat irgend jemand von irgend jemandem Reformen verlangt. Manchmal auch Anstrengungen, oder auch beides in Kombination. Unsere einzigartige Weltenlenkerin aus Meck-Pomm hat mit jenem neoliberalen Singsang einen großen Teil ihrer nichtsnutzigen Reisetätigkeit verbracht und den Durchschnitts-Griechen an den Rand des Wahnsinns gelabert. Dieser leidet nun mehr oder weniger still unter Merkels asozialer Politik und ist froh, dass derzeit alle über den IS schwafeln, und er sich nun in aller Stille seinem sozialen Niedergang widmen kann, ohne sich ständig weitere Zumutungen anhören zu müssen.

Die neuste Sau, die hysterisch quiekend durchs Mediendorf galoppiert, nennt sich Flüchtlingskatastrophe. Wahlweise auch Flüchtlingswelle. „Wir werden überrannt von Flüchtlingen“, „Die Kapazitäten sind erschöpft“, „Der ungehinderte Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen in unsere Sozialsysteme muss gestoppt werden“, „Wer betrügt fliegt“. Die Reihe impertinenter Verbalinjurien aus dem Munde derer, die sich in sattsam bekannter Regelmäßigkeiten am Portemonnaie des deutschen Steuerzahlers vergreifen, die Milliarden verprassen oder verbrecherischen Bankern in den Rachen schmeißen, ließe sich bis zum Erbrechen fortsetzen.

Die neuste Sau, die hysterisch quiekend durchs Mediendorf galoppiert, nennt sich Flüchtlingskatastrophe.

Und eben jene Hetzer, die in unverblümtem Chauvinismus auf die Ärmsten der Armen eindreschen, setzen ihren Verbalexkrementen mit einem Bonmot gelegentlich noch ein Sahnehäubchen auf: der Deutschen Leitkultur. Und da man dieses völkische Mantra, diesen Ausdruck mäßig kaschierten Chauvinismus´, immer wieder gerne aus den Reihen der bajuwarischen Staatskanzlei vernimmt, hier im Stenogrammstil die Geschichte eines derer, dessen politische Mittäter sich in penetranter Wiederholung anmaßen, darüber zu bestimmen, wodurch Menschen ohne deutschen Pass geleitet werden sollen, so sie denn es wagen, bei uns Einlass zu erbitten:

Otto Wiesheu, der verdiente Sohn des Freistaates, ein moralischer Anker in der CSU, der unermüdlich für den Schutz der heimatlichen Werte zu Felde zieht. Am 29. Oktober 1983 war er aber dann doch sehr ermüdet (vulgo, mit 1,75 Promille sturzbesoffen) und fuhr Josef Rubinstein, einen 67-jährige KZ-Überlebenden auf der Autobahn München-Nürnberg über den Haufen, will sagen: beförderte diesen ins Jenseits. Nach längerer medialer Abstinenz, einem adäquaten Sabbatical und einer marginalen Geldstrafe – Haft? Für einen CSU-Granden? Aber hallo – legte sich Otto wieder mächtig ins Zeug. Letztendlich wurde sein Œuvre mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am güldnen Bande und einem Vorstandsjob bei der Deutschen Bahn AG gewürdigt.


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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Grohmüller 3. Februar 2020

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