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Da wohnt man doch ganz gerne

Neulich schrieb ich ja über die Parksituation in unserer Gemeinde, unverantwortliches Parken und den Verkehrsüberwacher.
Auf kaum einen Artikel bin ich danach so häufig angesprochen worden, wie auf diesen und zwar durchweg positiv und anerkennend.
Grundtenor der Aussagen der Leute, die mich angesprochen, mal bereinigt vom üblichen Geschimpfe:

Wir sind doch die, die die da oben bezahlen. Wir wollen vom Parküberwacher nicht geärgert werden. Da is‘ noch nie was passiert. as soll das jetzt?

Ja nee, ist klar. „Wir sind doch die, die die da oben bezahlen!“ Genau das ist der Spruch, den kommunale Bedienstete jeden vermaledeiten Tag an den Kopf geworfen bekommen und über den sie sich immer ganz besonders freuen. Das ist genauso lustig, als wenn jemand in Rathaus kommt und scherzt: „Ich möchte gerne meinen Ausweis verlängert haben und zwar soooo lang“ und dann mit den Händen eine Strecke von 50 cm zeigt.
Ha ha, die schmeißen sich weg, da im Rathaus, das haben die noch NIE gehört, genau wie den Spruch „Ich bezahle doch Ihr Gehalt, also tun Sie mal was für mich.“

Falsch! Die Leute, die in einem Rathaus arbeiten, sind Behörde, Obrigkeit und Amt.
Da kann es durchaus sein, daß man das, von dem man meint, das es einem zusteht, gar nicht bekommen kann, weil dem Gesetze oder Verwaltungsvorschriften entgegenstehen. Diese Angestellten und Beamte verkörpern die Staatsgewalt auf kommunaler Ebene.

Auf der anderen Seite werden sie von ihren Vorgesetzten dazu getrieben, sich als Dauerdienstleister zu verstehen, mussten auch schon Fahrkarten verkaufen, Müllsäcke und Eintrittskarten. Dem Bürger soll ein möglichst schöner Service geboten werden, ja der Besuch im Rathaus soll quasi zu einem angenehmen Behördenerlebnis werden.

Gut und schön. Würden die Sachbearbeiter und Beamten ja auch machen, wenn die Technik mitspielen würde, wenn die Computer immer funktionieren würden und sonst die Umstände entsprechend darauf abgestimmt wären.

Da das aber nicht immer der Fall ist, müssen die kommunalen Beschäftigen oft einen fast unmöglichen Spagat machen zwischen dem was sie wollen, dem was sie sollen und dem was sie können und dürfen. Und natürlich wird von „oben“ erwartet, daß das alles so bequem wie möglich für den Bürger ist und daß ja keine Klagen kommen.

Man sieht, ich habe durchaus großes Verständnis für die Leute, die in Rathäusern und bei Behörden arbeiten.

Auf der anderen Seite wohnt man ja in Edingen-Neckarhausen, um mal hier beim lokalen Gegebenen zu bleiben, es gilt aber grundsätzlich überall, weil man hier in diesem Ort seine Arbeit hat, seine Familie hier hat, es schon immer so war, die Häuser so schön sind, es so ruhig ist, es so schön ist oder weil einem nichts Besseres eingefallen ist.
Kaum einer wird sagen, ich wohne hier, weil hier ein einzigartiges Rathausteam arbeitet.

Aus der Sicht des Bürgers ist es tatsächlich so, daß er von der Behörde und der Verwaltung so wenig wie nur irgend möglich wahrnehmen will.
Die wenigen Male in den Jahren, die er etwas von der Verwaltung benötigt, soll das möglichst reibungslos verlaufen.
Rathaus soll einfach bequem sein. Man will sich da leicht zurecht finden, möchte nett behandelt werden und entweder seinen Wunsch erfüllt bekommen oder doch zumindest freundlich erklärt bekommen, warum das jetzt nicht geht.

Die Zeiten, in denen der Bürger als Untertan und Bittsteller quasi unter dem Teppich zur Obrigkeit gekrochen ist, weil er befürchten mußte, beim kleinsten Fehlverhalten eingeschüchtert zu werden, die sind über 60 Jahre her und vorbei.

Und man kann mit Fug und Recht sagen, daß die Leute in Rathaus und Schloss, die hier die Verwaltung erledigen, das gut und freundlich tun. Mir persönlich ist da noch nie jemand blöd gekommen oder war abweisend und unhöflich.
Es ist aber auch ganz eindeutig so, daß, wie ich oben schon ausführte, die Art und Weise, wie eine Behörde mit einem umgeht, nicht unbedingt ausschlaggebend oder wichtig für die Entscheidung ist, hier zu leben.
Das bedeutet aber auch, daß die Behörde sich möglichst wenig von sich aus an den Bürger wendet, z.B. mit unangenehmen Schreiben oder eben mit Verkehrskontrollen usw.
Edingen-Neckarhausen ist kein Unfallbrennpunkt, keine Gemeinde in der es tagtäglich zu schweren Unfällen mit Toten oder Schwerverletzten kommt. Hier passiert glücklicherweise überhaupt nicht viel.
Da ist es schön, daß wir einen Ordnungsüberwacher haben, der an den wenigen wichtigen Stellen ab und zu mal nach dem Rechten sieht.
Seine Kontrollen sollten da durchgeführt werden, wo unsere Kinder zur Schule gehen, wo Feuerwehrzufahrten blockiert werden, wo entstempelte Schrottkarren monatelang vor sich hin rosten und wo Gewerbetreibende auf Dauer in unzulässiger Weise parken.
Meinetwegen könnte man den Mann auch mit so einer Laserpistole ausstatten und auch noch den fließenden Verkehr kontrollieren lassen und auch noch auf Fehlverhalten an Zebrastreifen und Abbiegefehler loslassen. Aber das geht leider nicht so einfach.
Neulich wollte ich den Fußgängerüberweg vor der Sparkasse in der Edinger Hauptstraße überqueren und wäre beinahe überfahren worden. Ein BMW-Fahrer war die Hauptstraße wenigstens mit 80 km/h entlangefahren und Fußgänger auf Zebrastreifen schienen ihn nicht zu interessieren. Nur durch einen Sprung an die Seite konnte ich mich retten und erntete noch aus der heruntergekurbelten Seitenscheibe einen Stinkefinger. „Allah korusun“ stand hinten auf der Heckscheibe.

Ja klar, das ist nicht die Aufgabe des Gemeindevollzugmannes.

Aber er soll doch bitteschön auch nicht permanent durch die ruhigen Wohnstraßen schleichen und Blödsinnsknöllchen verteilen. Die Bürger wollen einfach in Ruhe gelassen werden. Die Gemeinde kommt doch im allgemeinen Urteil freundlich und kompetent rüber, da braucht man „draußen an der Front“ keinen besserwisserischen Leuteärgerer.

Es ist wirklich erstaunlich in welch kurzer Zeit da ein negatives Image erarbeitet wurde.

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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. November 2012 | Peter Wilhelm 20. November 2012

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