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Schlafe wohl!

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Die Katze ist verletzt und muss zum Tierarzt. Es ist ein Tag der Katastrophen, denn auch der Hund hat eine Bisswunde am Kopf. Die Katze ist irgendwo runtergefallen und hat sich vermutlich was gebrochen. Der Tierarzt sagt am Telefon, ich solle ihr eine von den grünen Tabletten geben, davon schlafe sie ein und könne dann schmerzfrei transportiert und später geröntgt werden. Den Hund, der sich mit einem anderen Hund gerauft hat, soll ich einfach so mitbringen, da muß nur was Desinfizierendes drauf.

Also mache ich eine Dose Katzenfutter auf und fische zwei bis drei von den nach Thunfisch riechenden Bröckchen heraus. Die grüne Schlaftablette für die Katze zerbreche ich in kleine Stücke und popele sie in die Futterbröckchen hinein.

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Dann stelle ich der kranken Katze einen Teller mit den Bröckchen hin und warte. Doch erst will die Katze nicht fressen und mache ich, vor ihr kniend, was an sich schon bescheuert genug aussieht, „Miez, Musch, Mautz“, um das Tier zum Fressen zu animieren. Keine Ahnung, ob das was bringt, aber was tut man nicht alles.

Nach geschlagenen, endlosen zwei Minuten gebe ich auf. Also gut, wir lassen den Teller vor der Katze stehen und ich wende mich unterdessen anderen Dingen zu. Vielleicht frißt das Tier ja, wenn keiner zuguckt.
Tatsächlich! So nach einer halben Stunde ist der Teller leer und ich blase zum Aufbruch. Meine Tochter soll mich begleiten. Sie soll das hoffentlich bald schlafende Kätzchen in einem Korb tragen, während ich den 37 Kilogramm schweren Labrador an der Leine führe.

Zum Tierarzt ist es nicht weit, vielleicht ein Kilometer, und damit der Hund mir nicht wieder das ganze Auto vollhaart, beschließe ich, daß wir laufen.

„Au Papa, das ist voll weit!“ jammert meine Tochter, doch ich bleibe standhaft: „Egal, so ein bißchen Bewegung tut gut und da kann der Hund ja auch noch mal da vorne an der Hundewiese Pipi machen. Stell Dich nicht so an, so eine Katze ist doch leicht, das Tier wiegt ja kaum etwas.“

„Die schläft aber noch nicht.“

„Das dauert vielleicht noch ein bißchen, so eine Tablette wirkt ja auch nicht sofort.“

Wir stapfen also den einen Kilometer vor uns hin, das zieht sich doch ziemlich…

So etwa 300 Meter weit sind wir gekommen, da torkelt der Hund und stolpert über seine eigenen Beine. Na, was ist da denn los? Wieder stolpert er und dann legt er sich auf dem Bürgersteig einfach hin. Ich bücke mich, schüttele das dämliche Hundevieh ein bißchen, doch der verdreht nur die Augen und…

…schläft ein.

„Papa, ich glaub ich weiß, wer die Tablettenbröckchen gefressen hat“, sagt das vorlaute Kind und ich raunze nur: „Sei bloß ruhig.“

So kommt es, daß meine Tochter quietschfidel ein putzmunteres Kätzchen im Korb transportiert und ich einen 37 Kilo schweren Labrador über den Schultern trage. Mann, was ist der Weg zum Arzt so weit.

„Papa, wir müssen ja auch den ganzen Weg wieder zurück.“

„Sei ruhig!“

„Du hast aber Recht, die Katze ist wirklich nicht schwer.“

„Sei ruhig!“

„Guck mal, die Hälfte des Weges haben wir schon.“

„Wenn Du jetzt nicht die Klappe hältst…“

„Menno, wir sind doch gleich da.“

So ein Kilometer ist wirklich nicht lang, aber heute -drei Tage später- habe ich immer noch Muskelkater an Stellen von denen ich gar nicht wußte, daß man da Muskeln hat.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 24. September 2010 | Revision: 26. November 2012

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