ServiceWüste

Gastro

Knorpel

knorpelEin Lokal hier in der Region haben meine Familie und ich immer gerne besucht. Mediterrane Küche, Balkanküche, das sind Sachen, die uns gut schmecken.
Die Turnergaststätte in Mannheim-Seckenheim war früher bekannt für ihre großen Portionen und angemessenen Preise.

Wir waren schon oft dort, auch im Sommer im Biergarten, und ich treffe mich dort gerne mit Pressevertretern und Geschäftspartnern, weil man da normalerweise gut essen kann und auch gut einen Parkplatz bekommt.

Doch am vergangenen Freitag erlebte ich eine herbe Enttäuschung. Mit meiner Tochter war ich dort eingekehrt und es wunderte uns schon, wie lange wir darauf warten mußten, bis der Kellner sich überhaupt bemühte, uns zu bedienen. Die Speisenkarten hat er nach geschlagenen 20 Minuten gebracht und wiederum erst 10 Minuten später fragte er nach unseren Getränkewünschen.

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Aus der dicken Kladde mit über 20 leckeren Gerichten ist ein zweiseitiges Faltblatt geworden und die Preise ließen meine Kinnlade nach unten klappen.
Der „Lustige Bosnier“, ein mit Schafskäse und Speck gefülltes Rumpsteak kostet sage und schreibe € 21,50.
Nun könnte man ja sagen, der Preis sei eventuell angemessen, wenn dann die Qualität stimmt.

Aber auch das war nicht der Fall. Das Rumpfsteak war erstens klitzeklein und die beiden Fleischhälften, die die Füllung umhüllten, waren auch noch sehr dünn. Dafür waren sie aber auch schön zäh.
Der Hammer war aber die Füllung. Was da Speck genannt wird, ist hauchdünn aufgeschnittenes Bauchfleisch und zwar mitsamt dem Knorpel! (Siehe Bild oben rechts.)

Also ich finde, das geht gar nicht!

Meine Tochter hatte sich übrigens ein „Schnitzel Tomislav“ bestellt, auch etwas Gefülltes und immerhin auch € 14,90 teuer.
Ich meine, es war ein Schnitzel. Also ein ganz normales Stück Schweinefleisch, nix von der sagenumwobenen Seekuh oder vom Mondkalb!
Dafür hat sich das, nicht besonders eßwütige und sehr auf die schlanke Linie bedachte Mädchen, dann auch noch beklagt, daß das Schnitzel in Wahrheit nur ein Schnitzelchen war.
Jeder andere Gastwirt in der Region hätte einem von diesen Winzlingen zwei auf den Teller gelegt.

Dann kommt also der Kellner und fragt, fast im Vorbeigehen, ob denn alles recht sei. Er bleibt kaum stehen, denn die Standardantwort „hm-mampf,kau“ kennt er und will rasch weiter.
Ich habe aber meinen „Lustigen Bosnier“ seziert, die ganzen Knorpelstücke rausgeschnitten, weil man die nicht zerbeißen kann und ich die nicht mag, und sie schön am Tellerrand aufgereiht.
„Ja, wäre ganz gut, wenn da nicht das ganze Ding voll mit Knorpel wäre“, sage ich und er schaut verdutzt. „Tschulligung, ich sag’s der Köchin.“

So, und nu‘?

Normalerweise hätte er kommen müssen und fragen, ob man vielleicht etwas anderes möchte. Wenn das zuviel erwartet ist, dann hätte er wenigstens fragen können, ob man gerne einen Espresso oder ein Schnäpschen auf Kosten des Hauses trinken möchte.
Aber nix!
Er bringt tatsächlich die Rechnung, ohne auch nur einen Cent Abzug, grummelt nochmals „Tschulligung“ und das war’s.

Ich weiß, solche persönlichen Gastroerlebnisse erzeugen meistens nicht die beabsichtigte Wirkung.
Einige werden meinen, ich sei zu pingelig. Andere werden sagen, € 21,50 sei ja noch sehr günstig. So hat eben jeder seine ganz persönliche Wahrnehmung.

Aber ich kann das nur an dem messen, was hier in der Gegend sonst so verlangt und geboten wird und gemessen daran war das eine gastronomische Null-Leistung.
Da gehe ich einfach vorläufig nicht mehr hin.
Ist mir nicht gut genug, ist mir zu teuer und vor allem fand ich das Reklamations-Management miserabel.

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    In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

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    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 15. Dezember 2013

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