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Warum man sich eine ältere Digitalkamera kaufen sollte

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„Lass mich das machen, ich habe ein Fotohandy!“ ruft der etwas dickliche 14jährige und hält ein kaum 8 cm großes und nur einen halben Zentimeter dickes Handy hoch, visiert aus einem halben Meter Entfernung das kleine Display an und drückt dann den Auslöser. Das elektronische Krähen eines Hahns ersetzt das Auslösegeräusch.
„So macht man heute Bilder“, sagt er und die Anwesenden werfen einen abschätzigen Blick auf meine Kamera. „8 Millionen Pixels!“ ruft er noch und dann schauen sich alle das völlig farbverfremdete und unterbelichtete Bild auf dem Display an. Immerhin, das Unterbelichtete haben Foto und Knabe gemeinsam.

Wir setzen beide auf Optik, nur meinen wir damit etwas Unterschiedliches. Für den Knaben ist es wichtig, daß sein Handy „stylish“ aussieht, also flach ist, silbrig glänzt und eine ansprechende Form hat. Für mich bedeutet Optik das, was vorne an der Kamera dranhängt, die Linsen und die sollten möglichst bitteschön aus Glas sein.
Wer nur einen Hauch von Fotografie versteht, dem muß ich nicht erklären, daß man mit Plastiklinsen, einem nur 3 mm langen „Objektiv“ und einer nur 2 mm großen Objektivöffnung keine vernünftigen Fotografien machen kann. Natürlich ist es erstaunlich und bin auch ich immer wieder überrascht, wie gut manche Handy-Fotos sind und für das Herumzeigen unter Freunde, das Versenden vom MMS oder als Produktbildchen bei Ebay reichen die Ergebnisse allemal.

Was aber, wenn man ein größeres Bild ausdrucken will, wenn man Wert auf Schärfe und Auflösung legt? Nun, dann kommt man an einer vernünftigen Optik nicht vorbei.
Zum Teil findet man die sogar schon in Kompaktkameras, allerdings habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, daß nahezu alle Hersteller dem absoluten Pixelwahn verfallen sind. 12 Millionen Pixel und dann eine Plastiklinse, 10 Millionen Pixel und ein ärmlicher Blitz, 10,5 Millionen Bildpunkte und trotzdem bescheidene Ergebnisse.

Wenn man, so wie ich, immer eine Kamera dabei hat, ja dabei haben muß, ohne kommt ein Journalist kaum aus, dann steht man immer vor der Frage, welche man nun mitnimmt. Ganz ehrlich? Die große Spiegelreflex lasse ich meist zu Hause. Ich habe keine Lust den Koffer immer mitzuschleppen und lassen ich sie im Auto, habe ich Angst, daß sie geklaut wird. Ich bin kein Profifotograf, sondern Journalist und möchte im Falle eines Falles ein gutes und dem Zweck entsprechendes Bild schießen können.

Tatsächlich komme ich in etwa 30% der Fälle mit der eher mäßigen Kamera des iPhones vollkommen aus. Es sind das kleine Schnappschüsse von irgendwelchen Albernheiten, die ich hier im Weblog oder für andere Projekte verwende. Will ich das Bild aber später bearbeiten, greife ich auf eine 12-Mio.Pixel Kodak-Kompaktkamera mit einem ordentlichen Objektiv aus dem Hause Zeiss zurück. An dieser Kamera liebe ich das große Display und die absolut einfache Bedienung. Gerade wenn es mal etwas brenzlig wird, kann ich nicht lange mit den Einstellungen herumfummeln, sondern muß mich darauf verlassen, daß WYSIWYG funktioniert: What you see, is what you get; was Du siehst, bekommst Du auch.

Dennoch habe ich noch eine Bridgekamera, eine schon etwas betagtere Minolta Dimage 7.

konica-minolta

Bridgekameras, also Brückenkameras schließen die Lücke zwischen Kompaktklasse und Spiegelreflex.
Sie sind deutlich größer als Kompaktkameras, aber auch deutlich leistungsstärker, an billige Spiegelreflexkameras reichen sie locker heran, ja überflügeln sie sogar.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen kann man bei Bridgekameras die Objektive nicht wechseln und das ist ihr Vorteil, man mag es kaum glauben.
Denn während bei Einsteiger-Spiegelreflexkameras 50mm-Objektive übelster Machart mitgeliefert werden, der Kunde soll sich ja später noch möglichst viele und möglichst teure weitere Objektive kaufen, sind die Hersteller der Bridgekameras gezwungen, von vornherein ein erstklassiges Objektiv zu verbauen, denn damit steht und fällt alles.

Deshalb ist es durchaus eine Überlegung wert, sich auch heute noch, wo doch alle Kameras immer kleiner werden und selbst die Armbanduhr fotografieren kann, die Anschaffung einer Bridgekamera zu überlegen. Der Witz an der Geschichte ist, daß diese Kameras extrem günstig gebraucht zu haben sind.

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Hier haben wir z.B. eine Konica-Minolt Dimage A2 mit 8 Millionen Pixeln und einem erstklassigen Objektiv für nicht einmal 80 Euro.
Das ist ein echtes Schnäppchen und man erhält für unter 100 Euro (!) eine sehr gute Kamera.

Eine Dimage Z5, bekommt man schon um etwa 50 Euro:

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Und da werfen wir doch mal einen Blick auf die Daten des Objektivs:

Objektiv Nur Glas
Optischer Zoom 12x
Zoomobjektiv, 35 mm 35 – 420 mm
Digitaler Zoom 4x
Fokustyp Autofokus und manueller Fokus
Fokusbereich 60,96 cm bis unbegrenzt (weit) / 158,5 cm bis unbegrenzt (weit)
Makrofokusbereich 1,02 – 100,08 cm. (weit)
Brennweite 28-200 mm (KB)

Man erkennt, das ist ein optischer Leckerbissen, allein der 12fache optische Zoom ist ein Genuss.

Was ich sagen will: Es ist durchaus lohnenswert zwischen 50 und 150 Euro für so eine zugegebenermaßen schon etwas ältere Kamera hinzulegen und diverse Einschränkungen in Kauf zu nehmen, wenn man in den Genuss sehr hochwertiger Bilder kommen will.

Die Einschränkungen möchte ich natürlich nicht verschweigen. Die Kameras sind ein paar Jahre „alt“ und bei einigen Dingen haben die Hersteller Fortschritte gemacht.
Da ist einmal die Akku-Laufzeit zu nennen; die ersten größeren Kameras haben gerade einmal 100-200 Bilder mit einer Akkuladung durchgehalten, neuere Modelle -vor allem aus der Kompaktklasse- schaffen da deutlich mehr. Die Displays auf der Kamerarückseite sind im Vergleich selbst zu Handydisplays eher klein und deren Auflösung ist oft bescheiden. Dann brauchen diese Kameras auch ziemlich lange, bis sie die Daten auf die Flash-Card geschrieben haben und beherrschen nur USB 1.1 zum Auslesen, das dauert.

Doch für alles gibt es eine Lösung.
Denn ein vermeintlicher Nachteil kann u.U. auch ein Vorteil sein. Nehmen wir die Akkus: Die Dimage 7 beispielsweise kommt mit ganz normalen AA-Zellen aus und kann notfalls sogar mit ganz billigen Batterien von der Tankstelle gefüttert werden. Ich erinnere mich noch an mein dummes Gesicht, als ich 2003 die Dimage 7 kaufte und die beigelegten Alkaline-Batterien einlegte und gerade einmal vier Bilder schießen konnte und die schwächlichen Testbatterien dann schon ihren Geist aufgaben.
In der Folge jammerte selbst ich, weil die damals üblichen 700 mAh Akkus kaum eine gute Stunde aushielten. Die Kamera ist hungrig, die Akkus waren schwach.
Während es aber für einige andere Modelle aus dieser Zeit heute gar keine Akkus mehr nachzukaufen gibt, passen in die Dimage 7 hundsgemeine AA-Akkus z.B. von Conrad und da findet man heute sogar welche mit 2.500 mAh, was ein richtig langes Fotovergnügen garantiert. Letzte Tage habe ich die teuren 2.500er Akkus wieder ins Regal zurückgelegt und für gerade einmal 14,95 Euro ein Ladegerät mit vier 2.300er-Akkus erstanden. Das ist billig!

Das langsame Schreiben auf die CF-Karte wird man der Dimage nicht abgewöhnen können, jedoch kann man was die Auflösung und das Speicherformat anbetrifft, ruhig einen Gang zurückschalten und erzielt dann sehr akzeptable Aufzeichnungszeiten. Die Kameras beherrschen nämlich auch das RAW-Format und im Superfine-Modus schreiben sie riesige TIFF-Dateien, dazu jedoch gleich mehr. Schaltet man auf „Standard“ oder „Eco“ bekommt man immer noch sehr gute Ergebnisse im JPG-Format.
Der Vorteil: Die CF-Karten werden einem geradezu nachgeworfen! Ich habe die mitgelieferte 256 MB-Karte nie benutzt, sondern mir damals ein IBM-Microdrive mit 1 GB gekauft. Eine winzige Minifestplatte, die die Ausmaße einer CF-Karte hat. Schlappe 1.000 Euro hat das Teil mal gekostet…
Neulich habe ich eine 1GB-CF-Karte geholt, die schlug gerade ,al mit 9,95 Euro zu Buche. Das Speichermedium ist also extrem günstig geworden, da kann man sich locker mehrere Karten kaufen.

Daß die Kamera selbst nur USB 1.1 unterstützt ist kein echtes Problem, für oft weniger als 5 Euro bekommt man einen passenden Kartenleser mit USB 2.x und hat damit eine sehr schnelle Übertragung zum Computer.

Das etwas kleine Display auf der Rückseite ist auch kein wirklicher Nachteil, denn diese Kameras sind mit recht guten Suchern ausgestattet, die dioptriengenau ans Auge anpasst werden können, das sucht man in der Kompaktklasse zumeist vergebens.

Manch einer wird sagen, daß 5,2 oder 8 Millionen Pixel zu wenig sein könnten. Doch da kann ich beruhigen. Die gute Optik und die generelle hochwertige Verarbeitung sorgen dafür, daß man auch mit „nur“ 5 Millionen Pixeln erstklassige Bilder machen kann. Diese kann man sogar im RAW-Format aufzeichnen, was hinterher dem Kenner eine größtmögliche Anpassbarkeit des Ergebnisses beispielsweise in Photoshop ermöglicht. Dort wird die Kamera, bzw. die von ihr beschriebenen Karten, sofort und zuverlässig erkannt.
Ich habe schon ausstellungsreife Abzüge in Din-A1 von meinen Dimage-Fotos gemacht und damit Preise gewonnen.

Ein noch unbearbeitetes Ergebnis:

größer durch Anklicken

Bei aktuellen Kameras sind die Displays größer, die Akkulaufzeiten etwas besser und es gibt allerlei nette Gimmicks, wie die automatische Erkennung lächelnder Gesichter.
Aber ansonsten? Da hat sich nicht viel getan. Immer mehr Pixel bringen nichts, wenn die Optiken nicht entsprechend gut sind.
Mit einer Bridgekamera, die ruhig schon ein paar Jahre älter sein darf, hat man viel mehr Möglichkeiten, z.B. kann man nahezu alle Werte der Kamera selbst einstellen und ist nicht auf irgendwelche Kameraprogramme (die es natürlich auch bei Bridgekameras gibt) angewiesen.

Deshalb meine Empfehlung: Wer keine Spiegelreflexkamera möchte und wem die Kompakten nicht ausreichen, der sollte sich bei den ein paar Jahre alten und gebrauchten Bridgekameras bei Ebay 6 Co. umschauen, er wird viel Freunde und vor allen Dingen super Bilder haben.

sich in der letzten Zeit erschreckend wenig getan hat.


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Lesezeit ca.: 10 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 15. März 2015 | Peter Wilhelm 15. März 2015

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