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TSD Telecom Service Deutschland schiebt alten Leuten Verträge unter

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Oma Margarethe K. aus M. ist mal wieder in die Abo-Falle getappt. Die 89jährige blinde und taubstumme Rentnerin, die sich nur noch mit Hilfe zweier Zivildienstleistender von der Johanniter-Unfallhilfe aufrecht halten kann, soll angeblich zwei Mobilfunkverträge, ein Pay-TV-Abo und 26 verschiedene DSL-Verträge abgeschlossen haben.
Solche Geschichten kennt man aus dem Fernsehen zur Genüge und man denkt doch immer unwillkürlich: „Man müssen die alle doof sein!“
Doch wenn man sich dann mal im Bekanntenkreis umhört, dann entdeckt man, daß es auch hochintelligente und durchaus gewandte Leute treffen kann, die von irgendwelchen Anbietern abgezockt werden. Daß es vorwiegend alte Leute sind, liegt daran, daß die Anbieter glauben, hier besonders leichtes Spiel zu haben, doch meine Erfahrung aus den letzten Wochen zeigt, daß es durchaus auch jüngere Menschen treffen kann.

Eine Bekannte gesteht, am Telefon einen DSL-Vertrag abgeschlossen zu haben, den sie gar nicht braucht, sie hat nichtmal einen Computer.
Und bei der Einrichtung des neu angeschafften Druckers für das neue Notebook des so genannten Schwiegervaters ging es dann auch um die Frage ob er Internet braucht oder nicht; und bei der Naschau, bei welchem Telefonanbieter er Kunde ist, entdecke ich dann rein zufällig im Telefonordner, daß man ihm bereits vor etwas mehr als einem Jahr einen Preselection-Vertrag angedreht hat.

Die Firma TSD Telecom-Service Deutschland hat ihm ungefragt ein Schreiben geschickt, in dem sie ihm kurz und bündig unter einer angeblichen Kundennummer einen Preselection-Vertrag bestätigen. Dieser kostet Geld und zwar deutliche 9,84 Euro pro Monat.
Ich muß ja nicht dazu sagen, daß der alte Herr niemals einen entsprechenden Auftrag erteilt hat und keinen entsprechenden Vertrag angefordert oder abgeschlossen hat.
Man muß auch wissen, daß wir es hier nicht mit der alterssenilen Oma Margarethe K. aus M. zu tun haben, sondern mit einem pensionierten Regierungsbeamten Anfang Siebzig.
So leicht haut man den nicht übers Ohr, unsere Kinder können ein Lied davon singen, wie eisern Opa und Oma sind, wenn es darum geht, denen mal ein paar Euro aus den Rippen zu leiern, wie man so sagt.

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Doch steht auf dem Schreiben „Telecom“, es heißt da „völlig kostenlos“ und vor allem:

„Sie können ab dem 1.7.2008 von den Vorteilen Ihres Spar-Tarifs profitieren. Die Umstellung in den neuen Spar-Tarif erfolgt automatisch und ist für Sie selbstverständlich komplett kostenlos. Falls Sie nicht zu den Vorzügen des neuen …Tarifs telefonieren möchten, teilen Sie uns das bitte bis zum 27.06. mit.“

Das Schreiben trägt das Datum vom 23.06.2008, kann also selbst bei schnellstem Postweg kaum vor dem 24.06. beim Empfänger gewesen sein, dem dann noch -völlig überrumpelt- nur drei Tage bleiben, etwas zu unternehmen.
Das allein wäre für einen Rentner, der ja bekanntlich keine Zeit hat, eine Zumutung, aber Schwiegervater hat -ganz ehemaliger Beamter- brav das Eingangsdatum auf den Brief geschrieben, es ist der 29.06.2008

Und das riecht für mich nach Abzocke und Betrug, denn jemandem einem Brief mit einer -in Deutschland nicht zulässigen- Negativoption zu schicken (bei der man ungefragt selbst aktiv werden muß, um irgendetwas nicht zu bekommen) und dann die Absendedaten und Fristen auch noch so zu manipulieren, daß der Brief zwangsläufig nach Ablauf der Frist erst beim Kunden eintrifft…, na wenn das mal kein Betrug ist!

Wie gesagt, der Mann hat zuvor von dieser Firma nie etwas gehört. Die angebotene Leistung (Ferngespräche gratis, Ortsgespräche 2,9 Cent/Minute) benötigt er gar nicht und durch die ständigen Bewegungen auf dem Telefoniesektor dachte er, bei TSD handele es sich um das „große T“, zumal ja bereits eine Kundennummer eingedruckt war.
Daß da etwas nicht stimmen kann, das ahnte der Mann schon gleich als der ominöse Brief ankam. Seine handschriftliche Notiz darauf lautet: „Keine Ahnung“.

Doch, wie viele ältere Menschen, scheute er den Aufwand, hatte Angst sich zu blamieren und ließ es somit einfach weiterlaufen. So hat er also seit Juli letzten Jahres insgesamt 14 mal völlig unnötige 9,84 Euro monatlich bezahlt und hätte das auch noch jahrelang weiterbezahlt.
Der Betrag wird durch „T“ einfach mit der monatlichen Telefonrechnung eingezogen und so sieht das Ganze nochmals ein Stückchen offizielle und korrekter aus.

Gut, ich würde ja jetzt… Mir fallen so allerlei Sachen ein, die man jetzt noch machen könnte, bis hin zur Anzeige bei der Polizei…
Aber so etwas wollen alte Leute nicht, die scheuen den Aufwand, den Ärger und die Ungewissheit. Also haben wir besprochen, daß wir den Schwindel jetzt einfach ordentlich kündigen und gut ist’s.

Nun wollen wir mal sehen, ob die Auflösung des Vertrages ebenso problemlos und zügig erfolgt, wie das Unterschieben.

Der untergeschobene Vertrag kam von:

TSD Telecom Service Deutschland GmbH & Co. KG
Waltersweierweg 5
77652 Offenburg

Mich macht bei diesem Schreiben schon stutzig, daß jegliche weitere Angaben zur Firma fehlen. Wo ist sie ins Handelsregister eingetragen? Wer ist der Geschäftsführer? Bankverbindung? Steuernummer? Telefon und Fax?
Das einzige was man findet ist eine 01805er Servicenummer für Rückfragen.
Dafür ist die Rückseite des Schreibens in so kleiner Schrift mit den AGB des Unternehmens, daß ein Verbraucherschützer schon daran seine Freude hätte.

Die ebenfalls auf der Rückseite angegeben Tarife entsprechen überdies auch nicht der durch die ehemalige Telekom eingezogenen wirklichen Rechnungsbeträge.

Leute, das stinkt gewaltig nach Betrug, Abzocke und schmutzigem Geschäftsgebahren!


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 4. August 2009 | Revision: 11. Februar 2014

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