Die Straßen füllen sich derzeit wieder mit den zweirädrigen Flitzern, das schöne Wetter bringt manchen dazu, sein Motorrad wieder zu benutzen.
Und manchen bringt es dazu, sich jetzt überhaupt erst ein Motorrad anzuschaffen. Die Motorradhändler haben derzeit Hochkonjunktur. Wer jetzt den Motorradführerschein gemacht hat und mit einem Zweirad auf die Straße geht, der ist natürlich in diesem Bereich ein Fahranfänger und selbst wenn er schon lange den PKW-Führerschein besitzt, muß er sich erst über eine lange Zeit mit dem Motorrad anfreunden, das Fahrverhalten verinnerlichen und die veränderte Fahrdynamik kennenlernen.
Solche Fahranfänger bergen ein gewisses Gefahrenpotential, von Natur aus, wie eben jeder Fahranfänger.
Wesentlich gefährlicher aber ist die Klasse der 46- bis über 100jährigen Motorradfahrer, die ihren PKW-Führerschein der alten Klasse 3 noch vor dem 1.4.1980 gemacht haben und laut Gesetz im Rahmen des Bestandsschutzes ohne weiteres ein Motorrad mit 125 ccm bewegen dürfen.
Diese 125er gibt es als Motorroller und als Motorrad und in letzterer Klasse als schmale „Rennmaschine“ oder als eher gemütlichen Chopper. Da die größte Anhängerschaft dieser Kubikzentimeterklasse unter den jetzt 40- bis 50jährigen zu finden ist, sind es vor allem die etwas größer aussehenden Chopper (Honda-Rebell, Kymco Zing, Husky usw.) die verstärkt nachgefragt werden. Auch die großen Roller (z.B. Piaggio X8 und X9) erfreuen sich dank Automatikschaltung sehr großer Beliebtheit.
In Anbetracht der Tatsache, daß ein „richtiges“ Motorrad locker ein 10faches an Hubraum haben kann, blicken die Besitzer eines „richtigen“ Führerscheins manchmal etwas abschätzig auf die 125er-Fahrer. Sicher, die 125er sind oft etwas schwach auf der Brust, aber man darf nicht vergessen, daß die Besseren unter ihnen locker 120 km/h schnell fahren. Eine von mir testweise gefahrene Piaggio X8 brachte es laut Tacho auf knapp 135 km/h, die Digitalmessung zeigte 121 km/h an.
Wir sind uns einig: Das ist schnell genug, um sich und andere totzufahren.
Die Maschinen gibt es derzeit bei Ebay gebraucht ab etwa 700 Euro. Die oben abgebildete KYMCO hatte nur 240 Kilometer auf dem Tacho, stand aus Gesundheitsgründen quasi jahrelang originalverpackt in der Garage und ging für unter 700 Euro weg. Schon am Der Käufer, ein 47jähriger Mann aus dem Raum Worms, hat vorher in seinem ganzen Leben noch nie auf einem Motorrad gesessen.
Solche Maschinen sind also wirklich günstig zu haben, auch wenn die Preise -aufgrund der jahreszeitlich bedingten Nachfrage- derzeit etwas ansteigen. Oft klettern die Auktionen z.B. bei Ebay sogar in schwindelerregende Höhen, schon allein deshalb, weil die potentiellen Käufer in einer Altersklasse sind, in der 200 oder 300 Euro nicht so ein essentieller Betrag sind. Im Schnitt kosten die Maschinen neu zwischen 2.500 und 9.000 Euro und gebraucht zwischen 500 und 2.000 Euro.
Dann mal eben irgendwo einen Helm gekauft, eine schöne Motorradjacke, ein paar Stiefel und eine Hose und fertig ist der neue alte Biker.
Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß es wirklich nur ein wenig Übung braucht, bis man mit dem neuen Zweirad losfahren kann. Doch das ist nicht genug!
Legt man sich in die Kurve? Wie verhält man sich bei Straßenbahnschienen? Was macht man bei Sand, Laub oder Nässe auf der Fahrbahn? Wie richtet man sich nach einer schrägen Kurvenfahrt sicher wieder auf? Wie läßt sich das Zweirad manövrieren, wenn gar noch Mutti als zweite Person mitfährt?
Alles das sind so Dinge, die man selbst nach 30 Jahren Autoerfahrung nicht weiß, die man aber unbedingt wissen sollte, sonst geht man nämlich, trotz seines toller 3er Führerscheins beim ersten scharfen Bremsmanöver über den Lenker.
Deshalb rate ich jedem, der mit dem Gedanken spielt, sich so ein Motorrad zuzulegen, sich in einer Fahrschule anzumelden und wenigstens ein paar private Theoriestunden und Fahrübungsstunden zu absolvieren. Eine Fahrschule hier im Heidelberger Raum bietet solche Kurse auch für Wiedereinsteiger an, die lange nicht mehr Motorrad gefahren sind. Die Kosten liegen bei etwa 150 Euro und mir ist gar ein Fahrlehrer bekannt, der nur 50 Euro verlangt, weil auch ihm die Sache am Herzen liegt. So ein Kursus kann auch mal 200 Euro oder mehr kosten, da sollte man dann einfach mal mehrere Fahrschulen anrufen.
Das Allermindeste sollte jedoch eine Einführung durch einen erfahrenen Motorradfahrer sein. Jeder vernünftige Biker wird bereit sein, einem 125er-Neuling die wichtigsten Regeln zu erklären. Das Schöne: Man kann bereits mit seiner eigenen Maschine die Übungen absolvieren und diese auch im öffentlichen Straßenraum abhalten, man hat ja die Lizenz für die 125er.
Wer jedoch gänzlich ohne Vorbereitung mit einer 125er losbrodelt, der handelt vollkommen verantwortungslos, denn die Unfallstatistiken zeigen auch bei den Motorradfahrern, daß die Fahranfänger besonderen Risiken ausgesetzt sind, das gilt umso mehr, wenn man keinerlei zweiradspezifische Ausbildung genossen hat.
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