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Spitze Feder

Matze hat fertig – und Uschi ist ratlos

Nachdem Uschi klar war, dass sie sich die Illusion von der Einliegerwohnung im Bundeskanzleramt wohl in ihr plastiniertes Haupthaar schmieren kann, nachdem also Ursula Gertrud von der Leyen wusste, dass es nix mehr damit wird, dereinst Muttis Thron zu besteigen, und da ihr das Schloss Bellevue zwar edel genug für ihren Standesdünkel, aber zu bräsig für ihr schneidiges Naturelle erschien, hatte sich die Vielfachmutter der Nation in ihrem Amt als Kriegsministerin komfortabel eingerichtet.

Von Peter Grohmüller

So blies sie mit Hingabe eine schlanke Milliarde nach der anderen für schweineteuren Metallschrott aus dem High-Tech-Labor Germanischer Waffenschmiedekunst durch den Camouflage-getönten Schornstein, jettete en Suite geschäftig um den Globus und fabulierte in die Mikrofonen der versammelten Presse stets unverständlichen Tinnef zu diesem und jenem. Ach war die Welt für Uschi doch schön.

Wenn sie an der bundesrepublikanischen Heimatfront schmissig die, über die Jahre ziemlich zerbeulte NATO-Trommel rührte und partout keinen Plan hatte, wie man der Bevölkerung, völlig genervten von ihrem hohlen Geschwätz, noch mehr Knete für den Einsatz ihrer Bürgerinnen und Bürger in Uniform zugunsten des Weltfriedens und ihrer Förderer aus dem Pentagon abpressen konnte…dann nahm unsere Bundes-Uschi immer wieder gerne das Portemonnaie für den kleineren Bedarf zu Hand und ballerte mal eben ein paar hundert Millionen für Beraterverträge mit ihren Spezis raus.

Und jetzt der Super-Gau: James Norman Mattis hat fertig. Der ehemalige General des US Marine Corps, ein waffenstarrender Transatlantiker reinsten Wassers, ein Leuchtturm von Mut und eiserner Entschlossenheit in einer Zeit, in der über 200% der Weltbevölkerung unter dringendem Generalverdacht stehen, die nationale Sicherheit der vereinigten Staaten von Amerika zu gefährden, eine terroristische Vereinigung zu unterstützen, oder gar ihr anzugehören, in der selbst sein Präsident Donald Trump den Weicheiern anzugehören scheint, weil er die Truppen, also seine, Mattis Truppen, aus Afghanistan und Syrien abziehen möchte…

Aber nicht mit James Norman Mattis, einem stahlharten Soldaten in einer Welt voller Warmduscher, der auf die impertinente Frage der linkslastigen Hetz-Presse, ob es denn wirklich notwendig gewesen sei, bei einem US-Luftangriff auf Makar el Dhib im Westen des Irak am 19. Mai 2004 eine Hochzeitsgesellschaft zu liquidieren saucool wie John Wayne antwortete:

„Wie viele Menschen gehen mitten in die Wüste, um eine Hochzeit 130 Kilometer fern jeder Zivilisation zu feiern? Das waren mehr als zwei Dutzend Männer im wehrfähigen Alter. Seien wir doch nicht naiv.“

Und deshalb hat der General a. D. des US Marine Corps James Norman Mattis, fertig, will sagen: Er hat sein Amt als US-Kriegsminister hingeschmissen. Ein Mann, der sich im Zweifelsfalle stets für seine Kanone entschied, statt für solches Heulsusen-Zivilsten-Geschwätz wie Völkerrecht oder gar Menschenrechte…solch ein Mann lässt sich von einem emporgekommenen Maurer, der morgens nicht weiß, welchen Schiss er abends twittert, nicht erzählen, wie er seinen Job als Nr. 1 Soldat der einzigen Weltmacht zu erledigen hat.

Ach wie hing unsere Bundes-Uschi doch an Mattis Lippen. Wie ein Backfisch, wie weiland Mutti an denen des steirischen Terminators auf der Hannover-Messe. Wenn der galante Offizier und Gentleman in Wolfgang Ischingers Bellizisten-Debattierklub über seine Sicht der Dinge und den Krieg gegen den internationalen Terrorismus dozierte, fragte sie sich vermutlich, ob es von Ihrem James Norman Mattis nicht vielleicht einen Bravo-Starschnitt gäbe, den sie sich in ihr Schlafzimmer hängen könnte.

Ach wie war Uschis Welt bisher doch so schön. Sie konnte sich wirklich jeden noch so impertinenten Mist erlauben, denn jede Kritik an ihrer Performance perlte sofort an ihr ab, wenn sie mit geübtem NATO-Tremolo die transatlantische Fahne schwang. Das, was sie tat, war zwar noch immer Scheiße, musste aber wohl sein, wenn auch der Ami das sagt, dachten sich der deutsche Michel und die deutsche Micheline.

Und nun ist Ursula von der Leyen dermaßen von sowas vor den Kopf gestoßen. Hatte sie sich doch gerade im mondänen Ambiente des 5-Sterne-Hotels Bayerischer Hof zu München im Februar dieses Jahres auf der Münchner Sicherheitskonferenz bei Mattis die neusten Direktiven aus dem US-Verteidigungsministerium abgeholt:

Also zum Beispiel solche Geschichten, wie sich eine treuergebene Politikerin aus dem NATO-Mitglied Bundesrepublik Deutschland gefälligst zu verhalten und wie sie sich gegenüber den übelsten Feinden von Demokratie und Menschenrechten, also dem Russen und dem Chinesen zu äussern und zu benehmen habe, wohin sie Ihre abgerissene Truppe samt deren schrottreifem Equipment zu entsenden habe, und so weiter. Das Übliche aus dem Handbuch für den treuen Vasallen eben.

Manchmal, wenn Mattis gutgelaunt war, verriet er Uschi sogar, zu welchem Zweck sie ihre Hungerleider an den Arsch der Welt schicken sollte. Kurzum: Alles, was sie als gut dressierte Drillich-Domina halt so benötigt, um auf der transatlantischen Spur zu bleiben, all das bekam sie ohne Umweg direkt von Mattis, frei Haus.

Und nun ist er weg und sie rennt mit fahrigem Blick durch ihre zerbröselnde kleine Welt und weiß nicht mehr, wo es lang geht. Zumal immer mehr Menschen die Schnauze voll haben von den Kriegen, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger in Uniform weltweit die Hände mit Blut besudeln, von den ganzen Lügen der Mandatsträger und von Claus Klebers idiotischem Hurra-Patriotismus. All das ging unserer Uschi all die Jahre meilenweit an der Pilates-gestählten Glutealregion vorbei. Und deshalb erhebt sie nun ihre brüchige Stimme mahnend gen Westen und erwartet aus dem Weißen Haus bitteschön Kontinuität in der geostrategischen Ausrichtung der US-Politik und das Fortbestehen des hegemonialen Anspruchs der aufgeklärten, demokratischen, westlichen Welt…bla, bla, bla, Rhabarber. Und das mit einem Präsidenten namens Donald Trump.

Chapeau:! Da muss man erst mal drauf kommen. Weißt Du was Uschi? Die Party ist vorüber. Dein Typ ist nicht mehr gefragt. Mach Dich vom Acker!

Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 16. Januar 2024 | Peter Grohmüller 16. Januar 2024

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