Spitze Feder

MAGA? So What?

drei Gesichter, die Ähnlichkeit mit Donasld Trump haben

Im November wird die Welt fieberhaft auf den Showdown beim Duell zwischen zwei alten, weißen Männern blicken.

Der eine, Joseph „Joe“ Biden, 82, möchte das Prinzip des betreuten Regierens gerne beibehalten. Der andere, Donald J. Trump, 78, möchte das gute alte Berserkertum der amerikanischen Gründerzeit zu neuer Blüte bringen und wieder eine Nation bibeltreuer Patrioten errichten.

Eingedenk des Umstands, dass die USA in den letzten 70 Jahren keine Gelegenheit ausließen, um ihre ureigenen Interessen mit gewaltiger Feuerkraft durchzusetzen, sollte es der westlichen Wertegemeinschaft eigentlich doch ganz gelegen kommen, wenn Donald J. Trump wieder ins Weiße Haus einzöge und vom Oval Office aus den Oberbefehl über mehr als 1.000 US-amerikanische Armeestützpunkte führte. Schließlich durften wir doch über viele Jahrzehnte mit am Katzentisch der USA sitzen und uns auch stets daran gütlich tun, wenn der bewaffnete Arm der Wallstreet irgendwo auf dem Globus mal wieder Regime stürzte, um uns den ungehinderten Zugriff auf die Ressourcen jener Staaten zu gewährleisten.

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Deshalb verstehe ich die Aufregung nicht wirklich, die die Klicks, die Likes und Dislikes in der asozialen Gosse bei Facebook, Instagram, X, & Co, in die Höhe schnellen lässt, und die Aufträge der Werbekunden in den Medien gleichermaßen, angesichts der makabren Vorstellung, dass Donald J. Trump tatsächlich zum zweiten Mal Präsident werden könnte. Denn das panisches Glotzen in die ramponierte Glaskugel, in der nun alle unbedingt lesen wollen, was wäre, wenn etwas ihre bräsige Ruhe störte, ist im Grunde genommen, auch hier nichts anderes, als das übliche Aufgeilen an Konjunktiven. So What?

OK, im Vergleich zu dem etwas tattrigen, aber netten und harmlosen Opa aus Scranton, Pennsylvania, ist Donald J. Trump natürlich eine ganz andere Nummer. Der vermeintliche Retter des längst ausgeträumten amerikanischen Traums, ist ein ungehobelter Prolet, sexistisch, rassistisch, politisch zutiefst unkorrekt und ein selbsternannter Womanizer, der es vorzieht, mit einem getürkten Scheckbuch lautstark von sich reden zu machen, statt mit vornehmer Zurückhaltung und intellektueller Grandezza. Ein Egomane, der es genießt, sich breitbeinig in Szene zu setzen und populistische Dekrete wie am Fließband zu unterzeichnet, mit formatfüllender Signatur und selbstredend vor den laufenden Kameras seines hauseigenen Armleuchter-TV-Senders, VOX. Ein niveauloser Underdog, der seinen Great Job des Regierens ausschließlich auf marktwirtschaftliche Aspekte und auf seine Heilsbotschaft des MAGA ausrichtet.

Aber mal im Ernst: Wo ist der essentielle Unterschied zwischen dem grobschlächtigen Hauruck eines Donald Trump und dem hanebüchenen Output an Gesetzen, den wir im allerbesten Deutschland aller Zeiten, binnen 75 Jahren, von CDU, CDU, FDP, SPD und den Grünen, in unterschiedlichsten Koalitionen, auf die Glocke gedonnert bekamen? Wurden diese Gesetze etwa nicht ebenfalls ausschließlich unter marktwirtschaftlichen Aspekten mit der berühmten heißen Nadel gestrickt, ohne jede Weitsicht, und ohne die ganze Bevölkerung zu berücksichtigen? Wurde das Grundgesetz nicht schon zig Mal, nun, ja, modifiziert, um auch noch den abgeschmacktesten Pfusch in trockene Tücher zu bringen, und sich gegen eine derben Klatsche aus Karlsruhe abzusichern?

OK, immerhin gibt es bei uns noch immer den rudimentären Rest einer gesetzlich vorgeschriebenen Krankenversicherung, von dem unsere Freundinnen und Freunde aus Übersee nur träumen können. Und noch haben es die Hardcore-Lobbyisten der privaten Krankenhaus- und Versicherungskonzerne nicht durch die Hürden der Parlamente peitschen können, dass die über Jahrzehnte arg ramponierte Mauer jener sozialen Trutzburg geschleift und den „Märkten“ gänzlich zum Fraß vorgeworfen wurde, trotz der asozial-demokratischen Initialzündung namens Agenda 2010. Aber CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne arbeiten unisono und engagiert daran, den Sozialstaat gut aufzustellen, ihn zukunftsfester, effizienter, schlanker und profitabler zu gestalten…bla, bla, bla. Man betrachte nur den amtierenden Bundesgesundheitsminister und lasse dessen Vorgänger noch einmal gravitätisch vor dem inneren Auge vorbeischreiten: Jens Spahn, Hermann Gröhe, Daniel Bahr, Philipp Rösler…Noch Fragen?

Jetzt werden die geneigten Leserinnen und Leser vermutlich fragen, was dies alles mit den Präsidentschaftswahlen in den USA zu tun haben soll. Ganz einfach: Sämtliche der genannten Parteien der Mitte und die ihnen und dem System loyal ergebenen Medien, werden nicht müde, en suite von unseren amerikanischen Freunden in Übersee zu schwafeln, und wir sind es seit Jahrzehnten gewohnt, die Segnungen des amerikanischen Traums zu vergöttern und den saucoolen, kaugummikauenden Spezis alles blind und blöd nachzuäffen.

Deshalb ist es keine Frage, ob, unsere Sozialsysteme, die in den schwarzen Headquarters der Investmentbanken als nostalgisches Artefakt aus den guten alten Zeiten Otto von Bismarcks belächelt werden, demnächst an der Börse gehandelt werden, sondern nur, wann genau dies der Fall sein wird. Immerhin gaben die gesetzlichen Krankenkassen 2023 rund 300 Milliarden € aus. Diesen Goldschatz können die Gangster von Goldman Sachs, BlackRock & Co unmöglich einfach so links liegenlassen. Mit Karl Lauterbach, Friedrich Merz und Christian Lindner haben sie schließlich die besten Lobbyisten auf ihrer Seite, die man sich als gefräßige Heuschrecke nur wünschen kann. Und da wir es seit Jahrzehnten gewohnt sind, die Segnungen des amerikanischen Traums zu vergöttern und unseren amerikanischen Freunden alles blind und blöd nachzuäffen…

Leute, nun passt mal gut auf: Dieser wunderbare amerikanische Traum, basierend auf der vulgärsten Ausprägung des Liberalismus, ist doch längst zum Alptraum mutiert. Goldman Sachs, BlackRock & Co, nebst einem skrupellosen Syndikat aus Big Oil und einem kaltschnäuzigen, militärisch-industriellen Komplex, bestimmen faktisch schon seit Jahrzehnten, was im Oval Office beschlossen wird. Unabhängig davon, ob ein schwarzer Medienliebling hinter dem berühmten Schreibtisch aus dem Holz des britischen Polarforschungsschiffs HMS Resolute sitzt, oder ein tumber, blonder Hulk.

Der, von uns in devoter Dummheit angehimmelte Liberalismus, kostet in den USA jährlich alleine 40.000 Menschen das Leben, durch den völlig enthemmten Gebrauch von Schusswaffen, die jede freie US-Bürgerin und jeder freie US-Bürger, gemäß des zweiten Zusatzartikels in der Verfassung, einfach so bei Walmart kaufen und mit ihnen hernach quietschfidel durch die Gegend ballern kann.

Die Familien Sackler und ihr gleichnamiges Pharmaunternehmen, machten, gemäß des amerikanischen Traums, Milliardengewinne. Allerdings nicht durch unschuldiges Tellerwäschen, sondern durch die Produktion und den aggressiven Vertrieb von OxyContin, eines synthetischen Opioids, das Tausende von Menschen dahinraffte und Philadelphia in eine Vorhölle von Zombies verwandelte. Mittlerweile wurde das mörderische OxyContin durch das noch gefährlichere Fentanyl überholt, das in einem Jahr prompt 70.000 Todesopfer forderte.

Nun werden einige Leserinnen und Leser zu Recht einwerfen, dass bei uns die Gesetze zum Waffenerwerb und zum Waffenbesitz deutlich strenger sind, als in Übersee, und dass die Vergabe von solch gefährlichen Analgetika streng reglementiert ist und lückenlos überwacht wird, und, und, und. Leute, ich sage nur: Noch! Da wir es seit Jahrzehnten gewohnt sind, die Segnungen des amerikanischen Traums zu vergöttern und unseren amerikanischen Freunden alles blind und blöd nachzuäffen…

Es geht bei den Präsidentschaftswahlen in den USA mitnichten um einen Richtungswechsel, oder darum, eine bessere Welt zu gestalten. Vergiss es! Letzteres war schon immer die verlogene Mär, mit dem auf dem Globus ganze Regionen ins Chaos gestürzt und in die Steinzeit gebombt wurden. Es geht lediglich darum, das System des Vulgärliberalismus einmal mehr zu konservieren und den Platz am Dirigentenpult des amerikanischen Alptraums turnusmäßig neu zu besetzen. Die Partitur bleibt die gleiche. Punkt, zum Ersten!

Nun werden einige Leserinnen und Leser verstört fragen, wer, wenn nicht die USA, uns vor dem Russen schützen könnte, entschiede Donald Trump das Rennen im November für sich und geriete mal wieder in einen testosterongetriebenen Ausnahmezustand. Leute, der Drop ist längst gelutscht. Wenn es hart auf hart kommt, sind wir auf uns alleine gestellt und müssen das Problem europäisch angehen. „Die einzige Weltmacht“ und „Amerikas Strategie der Vorherrschaft“, von denen Zbigniew Brzeziński, das Mastermind hinter den US-Kriegsverbrechen der letzten 70 Jahre, in seinem gleichnamigen Buch schwadroniert, sind Geschichte. Denn die USA sind faktisch nicht mehr die global führende Nation. Sie stehen im beinharten Wettbewerb mit China, Indien und all den Ländern in Asien, Südamerika und Afrika, die sich peu á peu von der arroganten Bevormundung durch die westliche Wertegemeinschaft emanzipieren. Daran wird auch ein Donald J. Trump als Präsident nichts mehr ändern können. Die unipolare Ära des Star-Spangled Banner wurde endgültig der Weltbühne verwiesen. Punkt, zum Zeiten!

Und wenn jemand wieder mal zähneklappernd das Unheil eines dräuenden Atomkrieges an die Wand skizziert und meint, nur die USA könnten den Iwan davon abschrecken, in Europa mit dem nuklearen Hammer zu randalieren, dem sei gesagt, dass dies im Pentagon bereits in Zeiten des Kalten Krieges, taktisch mehrfach durchexerziert wurde. Sorry, Leute: Wenn es hart auf hart kommt, werden sich die USA tunlichst aus dem Schlamassel raushalten, und die Investmentgangster bei Goldman Sachs, BlackRock & Co eben auf die 300 Milliarden € verzichten. So wichtig ist den Amis das „alte Europa“ (Donald Rumsfeld, 2003) nun auch wieder nicht, dass sich die feinen Eliten aus Harvard, West Point, oder Princeton, bei ihren blinden und blöden Vasallen, die schweineteuren Designer-Anzüge zerknittern ließen, wenn aus dem Osten plötzlich Schwärme von RS-24 herandüsten, wie zornige Hornissen.

Sollte dies je geschehen, sind wir eben in den Arsch gekniffen. Und sollte die künstlich aufgeblähte Weltwirtschaft dann erwartungsgemäß mit lautem Knall platzen und die USA ihren, seit Jahrzehnten faktischen Bankrott, auch durch zig weitere Peace-Keeping- und Regime-Change-Aktionen nicht mehr weiter verschleppen können, werden sich die Nutznießer des globalen Elends mit ihren Privatarmeen eben schulterzuckend in ihre Gated Communities zurückziehen und sich von den mexikanischen Illegalen, den Pool reinigen, den Mund abtupfen und den Arsch abwischen lassen, inklusive des allerallerbesten US-Präsidenten seit der Genesis: Donald J. Trump.

Im November wird die Welt fieberhaft auf den Showdown beim Duell zwischen zwei alten, weißen Männern blicken. Echt jetzt? MAGA? So What?

Bildquellen:
  • trump-trump: KI generiert Peter Wilhelm

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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 11 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Grohmüller 26. Januar 2024

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