Elektronische Schlagzeuge erfreuen sich seit geraumer Zeit einer stark steigenden Beliebtheit. Nicht zuletzt der Preisverfall auf diesem Gebiet hat dafür gesorgt, daß immer mehr Menschen eher zur elektronischen als zur akustischen Variante greifen. Indes, die elektronischen Schlagzeuge sind immer noch erheblich teurer, was erst auf den zweiten Blick deutlich wird. Auf den ersten Blick findet man bei Ebay und in den einschlägigen Online-Shops der großen Elektronik- und Musikinstrumenteversender nämlich die elektronische und die akustische Variante brav nebeneinander zu Einstiegspreisen unter 200 Euro.
Um es gleich vorweg zu sagen: Beide Varianten taugen zu diesem Preis nichts!
Abbildung:
Ein absolutes Spitzenmodell von Roland, das
ROLAND TD-20KX/MDS-25 V-DRUM SET
Preis: stolze ca. 6.400 Euro
Ein Schlagzeug besteht aus vielen Komponenten. Neben den eigentlichen Trommeln benötigt man noch Becken, eine Fußmaschine zur Betätigung der Basstrommel, einen Hocker, Trommelstöcke in ausreichender Zahl und natürlich die Hardware, also die Ständer oder das Rack an dem die Trommeln befestigt werden. Ja und will man mit dem Instrument auftreten, dann gehören noch die ganzen Koffer, Kisten und Taschen, sowie eventuell eine Verstärkeranlage und das ganze Zubehör zu den Dingen, die man kaufen muß.
All diese Teile sollten ja von einer ausreichenden Qualität sein, wenigstens die ersten Jahre überleben und natürlich einen guten Klang hervorbringen können.
Der größte Fehler, den Anfänger immer machen, ist es, für den Anfang ein zu billiges Instrument auszuwählen. Ich kann ja sowieso noch nicht richtig spielen, also reicht was Billiges.
Allerdings wird man auf etwas Billigem auch nur Billiges an Tönen erzeugen können und so tut sich dann gerade der Anfänger besonders schwer, erste Erfolge zu erzielen und verliert unter Umständen auch schnell wieder die Lust.
Hat er allerdings mit dem günstigen Modell dann doch erste Erfolge erzielt, wird er schnell merken, daß dieses Instrument seine Grenzen hat und er wird es zugunsten eines sehr viel teureren Modells wieder mit viel Verlust abstoßen müssen.
Deshalb gilt in diesem Punkt, und das gilt nicht nur für Musikinstrumente, auch immer wieder meine Empfehlung: Lieber etwas länger sparen und gleich etwas Gescheites kaufen!
Es muß nicht gleich der Bechstein-Flügel sein, wenn man Klavierspielen lernen will und man braucht auch als Schlagzeuger nicht gleich ein Akustik-Set von Ludwig für über 5.000 Euro und auch kein elektronisches Schlagzeug von Roland für über 3.000 oder 4.000 Euro.
Aber man sollte auch die Finger vom Chinaschrott lassen, der für unter 200 Euro angepriesen wird. Will man akustisch anfangen, dann sind etwa 500 Euro anzulegen und im elektronischen Schlagzeugbereich muß man mit etwa 900 Euro rechnen.
Warum das bei den E-Drums so ist, will ich geich gerne erklären. Doch werfen wir zunächst einen Blick auf die akustischen Schlagzeuge, bevor wir das Thema akustische Schlagzeuge dann endgültig verlassen und uns den E-Drums zuwenden.
Akustische Schlagzeuge sind nicht zu Unrecht sehr beliebt. Sie bieten einen vollen, satten Sound, ermöglichen ein richtiges, schlagzeugtypisches Spielgefühl und sie sehen auf der Bühne natürlich einfach klasse aus. Kein Wunder also, daß für viele Musiker gar nichts anderes als ein hochwertiges Akustik-Set in Frage kommt.
Doch die Nachteile liegen damit auch schon ebenso deutlich auf der Hand. Diese Schlagzeuge sind laut, sehr laut und sogar noch viel lauter.
Wer im abgelegenen Eigenheim wohnt, keine Nachbarn hat, die sich daran stören könnten, einen nahezu schalldichten Übungsraum hat und beim Üben einen Gehörschutz tragen möchte, der kann sich ein Akustik-Set kaufen. Er muß dann allerdings bei jeder Gelegenheit, bei der er sein Instrument mitnehmen möchte, auf einen mittleren Auszug aus Ägypten einstellen, denn es ist viel Equipment, was da abgebaut, eingepackt, transportiert und wieder aufgebaut werden muß.
Alles das hat man mit einem elektronischen Schlagzeug nicht!
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Das elektronische Schlagzeug lässt sich fast geräuschlos spielen, ist vom Transportumfang bedeutend leichter zu handhaben und benötigt auch nicht unbedingt einen eigenen Raum.
Die Trommeln, auf denen man spielt, entweder nachgeahmte Trommeln oder reine Pads, sind mit Gummi-, Plastik- oder Gewebeauflagen bespannt und das Geräusch, das man mit den Trommelstöcken erzeugt, ähnelt mehr dem Klopfen auf einem Brettchen oder einem Plastikdeckel. Auch das kann nervend sein, ist aber längst nicht mit der gewaltigen Geräuschentwicklung bei einem akustischen Schlagzeug zu vergleichen.
Die eigentlichen Trommeltöne, also die Musik, werden elektronisch erzeugt. Durch den Schlag auf das Pad bzw. die Trommel wird ein Piezo-Element im Inneren der Trommel (evtl. auch außen), der so genannte Trigger, angeregt und gibt an den Drum-Computer (auch Drum-Modul genannt), das Herz der Anlage, ein Signal, wo dann der entsprechende Ton abgerufen und über Kopfhörer oder Verstärkerlautsprecher wiedergegeben wird.
Dabei hat man die Auswahl zwischen einer Vielzahl vorprogrammierter Sets und Instrumente. Das bedeutet, man kann auf Knopfdruck das komplette Schlagzeug auf ein völlig anderes Klangbild, ein völlig anders klingendes Instrument umschalten und sogar noch jeder einzelnen Trommel aus oft bis zu über tausend verschiedenen Instrumenten eines zuweisen.
Wir haben es also auch hier mit mehreren Einheiten zu tun, die vom Grundaufbau denen des akustischen Sets gleichen, es kommen allerdings die Verkabelung, das Drum-Modul, sowie der Kopfhörer und der Lautsprecher hinzu.
Im Gegensatz zu akustischen Schlagzeugen, wo wir es in dieser Klasse fast ausschließlich mit Trommeln und Becken zu tun haben, die einzeln aufgestellt, bzw. an der dicken Bass-Drum angebracht werden, kommen bei E-Drums, einmal abgesehen von Besonderheiten, fast ausschließlich Racks zum Einsatz. Das sind Rohrrahmengestelle, an denen das ganze Equipment aufgehängt wird.
Daran befinden sich typischerweise:
– eine Snare, die durchdringendste und mitunter lauteste Trommel im Ensemble, die meistens mit für den Grundbeat verantwortlich ist und auch beim Üben überproportional oft benötigt wird.
– eine Hi-Hat, das sind die zwei übereinanderliegenden Becken, die mittels eines Fußpedals zusammengeschlagen, bzw. geöffnet und geschlossen werden können. Bei E-Drums hat man zumeist nur eine simulierte Hi-Hat-Maschine, die nur aus dem oberen Becken und einem Fußpedal besteht. Über das Pedal wird das Öffnen, Schließen und Zusammenschlagen elektronisch vom Drum-Modul erzeugt.
– drei oder vier Tom-Toms. Die Toms sind oft weniger anspruchsvoll ausgelegt, als beispielsweise die Snare, bei der schnelle Wirbel erzeugt werden müssen.
– zwei bis drei Becken, einzonig, doppel- bis dreizonig und mit oder ohne Glocke. Da bedeutet, daß diese Kunstoffplatten, je nach der Stelle an der sie angeschlagen werden, unterschiedliche Töne erzeugen können.
– das Drum-Modul. Das Herz des Ganzen, in ihm werden die von den Instrumenten übermittelten Anschlagsignale in Töne umgewandelt.
Nun gibt es in diesem Bereich auch ein unteres Preissegment. Das sind Geräte, die bis 500 Euro kosten und aus meiner Sicht nicht empfehlenswert sind.
Wie nahezu alle diese Schlagzeuge kommen die Billiggeräte aus Fernost und sind oft läppisch verarbeitet. Schlimmer finde ich jedoch, daß auf dem billigen Plastik- und Gummipads auch nicht annäherungsweise ein realistisches Spielgefühl zustande kommt. Geht man davon aus, daß ein hochwertiges akustisches Set das Ideal ist, so müßte ein gutes E-Drum-Set wenigstens von Anschein her ein Spielgefühl und einen Klang erzeugen, der diesem Ideal nahekommt oder es gar übertrifft.
Das können die billigen Geräte keinesfalls leisten, auch wenn in der Werbung und bei Ebay hier der musikalische Himmel auf Erden versprochen wid.
Hinzu kommt, daß wir uns gleich noch dem Drum-Modul und seiner besonderen Bedeutung ausführlich widmen werden und dann erkennen werden, wie wichtig es ist, hier ein gutes Drum-Modul zu bekommen.
Die billigen Geräte haben ein solches gutes Modul NICHT.
Sicher, auch diese Module erzeugen Trommelgeräusche, aber manche sind von einer Vergleichbarkeit zu einem „echten“ Instrument genauso weit entfernt wie ein Eierschneider oder Tauchsieder.
Außerdem sind die Anschlußmöglichkeiten sehr begrenzt. Man kann sein Set nicht erweitern oder umbauen. Außerdem sind die Programmierbarkeit und die Möglichkeit zur Beeinflussung von Ton und Triggerverhalten nur begrenzt vorhanden, wenn überhaupt.
Aus diesen Gründen würde ich sagen, daß man solchen günstigen Angeboten die Finger weg lassen sollte.
Man lasse sich von den Versprechungen in Katalogen und Shops nicht verleiten, auch dann nicht, wenn ein Könner im Laden oder im Produktvideo ganz Erstaunliches auf diesen Sets zustande bringt.
Zu Hause sind die Dinger einfach nur Mist!
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