Die DJK-Vereinsgaststätte, zuletzt geführt unter „Dieter’s Almhütte“, ist derzeit mal wieder geschlossen. Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete von einem „Krach hinter den Kulissen“, der Verein spricht von einem „vertragsbrüchigen Pächter“ und dieser von nicht eingehaltenen Zusagen.
Auf der Facebook-Seite des Lokals war der Niedergang schon etwas abzulesen. Dort war schon seit Längerem in etwas abgehobenem Ton von allerlei Problemen mit Telefonleitungen, Wasserschäden, krankheitsbedingten Ausfällen, Personalmangel usw. zu lesen.
Zuletzt hatten sich Leute dort in Kommentaren über kurzfristig abgesagte Reservierungen und sehr kurz vorher abgesagte Geburtstagsfeiern etc. beschwert, so weit ich mich erinnere, denn die kritischen Kommentare sind inzwischen alle gelöscht worden. Das finde ich recht vielsagend.
Es ist also zum x-ten Mal so, dass der Sportverein ohne Pächter da steht, Investitionen in den Sand gesetzt hat und weder seinen Mitgliedern, noch den Gästen ein Vereinsheim mit Restaurant bieten kann. Sehr schade.
Viele Sportvereine haben eine öffentliche Vereinsgaststätte. Diese dienen als Versammlungsort für den Verein und bringt als Lokal über die Pacht auch einen ansehnlichen Betrag in die Vereinskasse.
So ist das auch bei der DJK-Neckarhausen in Edingen-Neckarhausen1. Zumindest war es mal so.
Vom Niedergang der Vereinsgastronomie
Heutzutage hat sich das mit den Vereinsgaststätten nämlich gewaltig gewandelt und inzwischen gibt es immer weniger davon. Das Problem ist, dass sich die Zeit und damit das Freizeitverhalten der Menschen geändert hat. Man sitzt vor und nach dem Sport nicht mehr stundenlang in der Gaststätte.
Der Verein ist nicht mehr, wie es früher oft war, der Mittelpunkt des (Freizeit)-Lebens und die Zeiten, in denen es dort konkurrenzlos günstiges Essen und Getränke gab, sind auch vorbei.
Das führte in den vergangenen Jahrzehnten zum Niedergang der Vereins- und Sportgaststätten. Manche ist inzwischen geschlossen und bei Neuanlagen von Sportstätten wird oft gar keine Gaststätte mehr mit geplant.
Manchenorts ist der Betrieb der Gaststätte für den besitzenden Verein sogar zum Zuschussgeschäft geworden und oft genug sind sie zu Konditionen zu pachten, die extrem günstig sind.
Geprägt von Fluktuation
So ähnlich ist es auch der Gaststätte des DJK-Neckarhausen gegangen, die in den vergangenen 30 Jahren eine Vielzahl von Pächterwechseln verkraften musste, wie kaum ein anderes Restaurant.
Wir haben lange nicht weit davon entfernt gewohnt und mitbekommen, wie viele Gastleute dort schon einen Versuch gewagt haben. An Enthusiasmus und manchmal auch Großspurigkeit hat es denen nie gefehlt. Am Ende war es dann oft eine Kombination aus gastronomischer Unerfahrenheit/Ungeschicklichkeit und zu hohen Erwartungen hinsichtlich der Gästezahlen, die die Pächter zum Aufgeben zwangen.
Stets folgte längerer Leerstand, eine flinke Renovierung und Neueröffnung mit wieder neuen Ambitionen und Versprechungen; und in Wirklichkeit fragten sich alle, wie lange dieser Wirt jetzt durchhalten würde.
Das Lokal ist richtig gut
Dabei ist die Gaststätte eine ganz ordentliche Gaststätte. Man kann halbwegs gut parken, es gibt einen schönen Biergarten zwischen Neckar und Fußballplatz, die Gaststätte ist hell und geräumig und sie hat(te?) auch eine Kegelbahn.
Bei Bedarf kann der Gastraum in zwei Stufen durch das Verschieben von Trennelementen bis in die angrenzende Turnhalle erweitert werden, was die Möglichkeit auch für größere Feiern usw. bieten würde.
Reibungslos funktionieren kann das Konzept nur, wenn die Vereinsmitglieder auch regelmäßig die Gaststätte besuchen und für einen gewissen Grundumsatz sorgen. Das ist, wie oben beschrieben, heute seltener der Fall als früher. Deshalb müssen die Wirte dieser oft etwas abgelegen liegenden Lokale um fremde Gäste kämpfen.
Und genau da liegt das nächste Problem dieser Vereinsgastronomie. In nicht idealem Umfeld müssen die Gastronomen zwangsläufig eine Spitzenleistung anbieten, um Gäste anzuziehen. Das geht nur mit ausreichend Personal und guten Produkten. Und beides kostet richtig Geld, was zu hohen Preisen auf der Speisekarte führt.
Den Ruf, besonders günstig zu sein, haben die meisten Vereinslokale längst verloren.
Jetzt ist in der DJK-Vereinsgaststätte Dieter Weinle am Start. Er präsentiert das Lokal als „Dieter’s Alm-Hütte“ und bietet bayerische und österreichische Küche.
Das ist zumindest mal ein Konzept, das es so in dieser Form in Neckarhausen noch nicht gab und mit dem er auch keine direkte Konkurrenz vor Ort hat.
Wir waren gestern Abend da.
Die Karte
Die Karte ist schön und übersichtlich aufgemacht. Die Schrift ist ausreichend groß und Du hast schnell einen Überblick über das Angebot an Speisen und Getränken.
Das Angebot ist übersichtlich, aber durchaus ausreichend. Auch für Leute, die fleischlos essen möchten, ist genügend Auswahl vorhanden.
Du findest auch Suppen, das ist inzwischen eine Seltenheit geworden. Zu den feststehenden Angeboten bot die Bedienung noch drei zusätzliche Gerichte an. Das mag ich, da bekommt man oft etwas besonders Gutes.
Zum typischen Angebot, das immer mal wieder kommt, gehören die Haxen. Ob und wann es die gibt, erfährt man, so die Bedienung, nur, wenn man den Facebook-Auftritt des Lokals abonniert. Bei einem benachbarten Tisch mit vielen älteren Personen führte das zu Kopfschütteln. Nur eine von acht Damen kannte sich mit Facebook aus.
Es wird auch empfohlen, Haxen möglichst vorzubestellen, um ganz sicher zu sein, auch eine Portion zu bekommen.
Die berühmten Haxen
Von den Haxen hatte ich im Vorfeld schon gehört. Sie werden allgemein als sehr gut beschrieben und gelten als besondere Spezialität des Hauses.
Bei unserem Besuch gab es ausreichend Haxen, an unserem Tisch wurden zwei bestellt. Es gibt sie mit Semmelknödeln, wahlweise Kraut oder Salat oder auch ohne Beilage.
Die Haxen sind richtig schön groß und goldgelb, knusprig gebacken. Die Kruste ist nach allen Regeln der Kunst gegart, sodass sie locker, knackig zerbissen werden kann und nicht knüppelhart und kaum zu beißen ist. Sehr gut!
Das Fleisch ist butterzart und gut durchgegart. Alles in allem sehr schmackhaft, auch wenn an unserem Tisch gesagt wurde, die Haxe sei recht salzig.
Der Anteil an Fett hielt sich bei meinem Exemplar in überschaubaren Grenzen. Die Portion konnte ich ganz gut essen, viele andere an den Nebentischen verlangten nach Alufolie, um die Reste mitzunehmen.
Die Semmelknödel ließen die gewisse Geschmeidigkeit vermissen und kamen mir etwas trocken vor. Aber mit der in einer Sauciere servierten dunkelbraunen Soße schmeckten sie dann doch hervorragend und ich habe sie komplett aufgegessen, obwohl ich eigentlich schon satt war.
Das Kraut hingegen hat mir gar nicht geschmeckt. Ich fand es etwas überwürzt (Kümmel) und ziemlich fettig. Auf jeden Fall war es für mich zu schleimig und hatte keinen Biss. Aber das alles ist natürlich auch Geschmacksache, anderen mag das prima schmecken.
Ich würde mir das Kraut nicht nochmal bestellen.
Das Wiener Schnitzel
Wenn man österreichisch essen geht, dann steht natürlich das Wiener Schnitzel ganz oben auf der Wunschliste. Zum einen gehört das Schnitzel zu den beliebtesten Speisen der Deutschen und zum anderen gilt ja das Wiener Schnitzel als Inbegriff der Schnitzelkunst.
Ein Wiener Schnitzel unterscheidet sich dabei vom typischen deutschen Schnitzel dadurch, dass es nicht aus Schweinefleisch ist und hauchdünn aus Kalbfleisch gemacht ist, das in einer wolkigen, Blasen werfenden goldbraunen Panade serviert wird.2
Vor ein paar Jahren habe ich mal bei Figlmüller in Wien ein Wiener Schnitzel gegessen. Nein, das ist falsch, ich habe nicht ein Wiener Schnitzel gegessen, sondern das Wiener Schnitzel, denn Figlmüller nimmt für sich in Anspruch, das leckere Pfannengericht erfunden zu haben3.
Schnitzel bekommst Du in Deutschland überall und fast immer ist es aus Schweinefleisch, ziemlich dick und platt paniert. Das Wiener Schnitzel ist wie gesagt aus einem dünnen Kalbfleisch und wolkig paniert ausgebacken. Da das recht teuer ist und der Deutsche auf billiges Schweinefleisch steht, gibt es hierzulande nur „Schnitzel Wiener Art“ oder „Wiener Schnitzel vom Schwein“.
Aber wenn man in ein Lokal geht, dass sich „Dieter’s Alm-Hütte“ nennt und eine bayrisch-österreichische Küche bietet, dann denkt man natürlich an ein echtes Wiener Schnitzel, ist ja klar.
Doch leider Fehlanzeige. Auch der bayrisch-österreichische Dieter bietet lediglich ein ganz normales Schweineschnitzel „Wiener Art“. Vom Schwein, vergleichsweise dick, aber schön paniert und gebacken. Auf dem unprätentiös dekorierten normalen Teller sind gleich zwei davon in mittlerer Größe. Es gibt sie mit Zitrone und Pommes und Salat oder mit Champignonsoße oder scharfer Soße, soweit ich mich erinnere.
Ein echtes Wiener Schnitzel, eventuell als teurere zusätzliche Variante habe ich nicht entdeckt. Schade, eine vertane Chance, etwas Besonderes zu bieten und sich vom Schnitzeleinerlei abzuheben, denn Schnitzel macht inzwischen auch jeder Italiener oder Grieche.
Salat
Salat bietet Dieter’s Alm-Hütte in Form einer Salatbar zum Selbstbedienen an. Die Salatbar ist gut bestückt, da dürfte für jeden etwas dabei sein.
Etwas kurios ist das Konzept hinsichtlich der Bezahlung. Auf der Karte liest man, dass man für den normalen Tarif genau einmal an der Salatbar etwas holen darf. Möchte man mehr Salat, kann man mehr bezahlen oder die Flatrate buchen und so viel essen, wie man will.
Ich meine, wie viel Salat kann einer schon essen? All you can eat wäre hier besser und würde, so zeigt die Erfahrung aus anderen Gastronomiebetrieben, kaum dazu führen, dass der Wirt hier viel Geld verlieren würde.
Das Kuriose für mich liegt darin, dass verschiedene Essen Salat beinhalten und die Karte, so wie ich sie gelesen habe, keinen Hinweis darauf enthält, wie oft man sich etwas Salat holen darf. Das hat jetzt nichts mit der Menge zu tun, aber vielleicht möchte man erst nur ein bißchen Tomate mit saurer Soße und dann noch etwas Weißkraut und möchte es nicht vermischt in einer Schüssel haben.
In den Genuss des Salates kam ich, weil meine Frau, zu deren Essen ein Salat gehörte, keinen haben wollte. Ich persönlich habe mir von mehreren Sorten einen Happen in die Schüssel getan und empfand die Salate als sehr salzig und habe das Schüsselchen dann folglich auch nicht ganz leergegessen.
Nachtisch
Es gibt einen Schmankerlteller mit Kaiserschmarrn. Den muss ich unbedingt eines Tages probieren. Dieses Mal musste es mit Eis und Schokosoße getan sein. Nix Besonderes, aber gut. Eis eben, so wie man es in vielen Restaurants bekommt.
Wenn wir mal wieder hingehen, probiere ich noch mehr und berichte dann.
Es erstaunt mich aber immer wieder, wie wenig Gäste einen Nachtisch bestellen. Das ist in ganz vielen Restaurants so.
Kaum verständlich, dass Wirte da nicht etwas mehr tun, denn mit Desserts lässt sich gut verdienen. Eine einfache Ansprache und Empfehlung durch die Bedienung oder ein kleiner Tischaufsteller würden da schon für Umsatz sorgen. Was ist an „Darf es noch ein Nachtisch sein?“ oder „Zum Abschluss vielleicht noch ein Espresso?“ so schwer? Da vertun fast alle Wirte eine Chance auf den dringend benötigten Umsatz. Kein Problem von Dieter’s Alm-Hütte, sondern eher ein generelles.
Getränke
Es gibt alles, was man so haben möchte. Ich habe alkoholfreies Hefeweizen getrunken, das war lecker und wegen der salzigen Speisen auch mehrfach nötig. Einen guten Cappuccino habe ich auch noch genommen.
Die Bedienung
Eine freundliche junge Frau, die kompetent Auskunft geben konnte, sowie ein Herr in mittleren Jahren sorgten dafür, dass alle Gäste gut versorgt wurden.
Etwa 40 Gäste, recht viel im Vergleich zu früher, sorgten für geringe Wartezeiten. So’n bisschen zäh lief es manchmal, aber bei uns am Tisch ist keiner verdurstet oder verhungert. Alles bestens, man kann überhaupt nicht meckern.
Die Lokalität
Wir kennen die DJK-Vereinsgaststätte schon seit Jahrzehnten. Es ist eine der Vereinsgaststätten, auf der sich kein Pächter richtig lange halten konnte und so hat das Lokal eine sehr wechselhafte Geschichte.
Dabei verfügt das Lokal auch noch über einen schönen Biergarten, der jetzt leider noch nicht in Betrieb war.
Innen ist es halt eine Vereinsgaststätte und das bedeutet stets: Bahnhofshalle. Das kann der Wirt dann immer nur durch Deko etwas aufhübschen. In diesem Fall sind das gestapeltes Brennholz und helles Echtholzmobiliar, die den alpenländischen Touch bringen sollen. Okay.
Es wirkt alles sehr sauber und aufgeräumt. Das geht so völlig in Ordnung, auch wenn sich manch einer unter „Alm-Hütte“ dann doch etwas mehr typisches Ambiente vorgestellt haben dürfte.
Übrigens: Toiletten sind tipptopp! Ist ja auch wichtig.
Mit rund 40 Gästen war die Gaststätte an einem Donnerstagabend überraschend gut besucht. Platz hätten, wenn ich das richtig überschlagen habe, so an die 60–70 Leute.
Bei so vielen Gästen geht es zeitweise recht laut zu. Die hallenartige Gestaltung ohne kleine Raumteiler tut ihr Übriges dazu, dass sich das Stimmengewirr ungebremst aufschaukeln kann.
Bei unserer Gästegruppe waren zwei Hörgeräteträger dabei, die dank moderner Hörgerätetechnik am Tisch alles gut verstehen konnten. Sie waren in diesem Punkt den nicht Schwerhörigen sogar etwas überlegen. Erstaunlich.
Angenehm fiel auf, dass im Restaurant keine nervige Hintergrundmusik gespielt wurde. Das würde sich zwar anbieten, wird aber nach einer gewissen Zeit dann doch oft nervig.
Am Ambiente könnte man noch feilen, insbesondere rollbare personenhohe Raumtrenner, eventuell mit Bepflanzung, so wie einer der Vorpächter es schon mal hatte, könnten die Optik und Akustik erheblich verbessern.
Man kann sich trotzdem wohlfühlen, auch wenn man an jedem Platz ein bisschen wie auf dem Präsentierteller sitzt.
Fazit
Endlich hat die DJK-Gaststätte mal wieder einen Pächter, der was zu bieten hat. Die Preise sind okay, für zwei Personen mit etlichen Getränken, zwei Hauptspeisen und Nachtisch haben wir rund 80 Euro bezahlt.
Wir werden auf jeden Fall nochmal hingehen. Ich kann das Lokal auch durchaus empfehlen. Wollen wir hoffen, dass der Pächter weiterhin Erfolg hat und das Lokal Bestand hat.
Hinweis: Ich maße mir nicht an, besonders für die Beurteilung von Gaststätten qualifiziert zu sein. Aber ich habe in meinem Leben schon sehr viele Lokale besucht und sehe sie immer aus der Perspektive des Gastes und basierend auf meinem persönlichen Geschmack.
Ich habe schon in der Gastronomie gearbeitet, gekellnert und gekocht. U.a. habe ich Ökotrophologie als Fachgebiet gehabt und verstehe etwas von Lebensmitteln.
Originalartikel erschienen am 7.6.2024
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Fußnoten:
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