Zwangsstörungen: Eine komplexe Herausforderung im Alltag und Therapie
Übermäßiges Kontrollieren, übertriebenes Händewaschen: Zwangsstörungen können Betroffenen enorm viel Zeit rauben. Zehn Fragen geben erste Hinweise, ob du betroffen bist.
Zwangsstörungen, auch als OCD (Obsessive-Compulsive Disorder) bekannt, prägen das Leben von Millionen Menschen. Dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie zufolge nimmt man an, dass etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung an einer Zwangsstörung leiden. Die Symptome dieser psychischen Erkrankung äußern sich durch hartnäckige, unerwünschte und wiederkehrende Gedanken und Verhalten, das ständig wiederholt werden muss. Diese sogenannten Zwangsgedanken und -handlungen können derart viel Zeit in Anspruch nehmen, dass ein normaler Alltag nicht mehr möglich ist.
Gedanken und Handlungen im Rahmen der Zwangsstörung wirken meist völlig irrational und sinnlos. Beispielsweise kann es im Rahmen eines Zwanges dazu kommen, dass du fünfmal bis 20 zählen musst, bis du dein Auto startest. Neben Zählzwängen kommt es häufig auch zu Waschzwängen. Betroffene waschen sich hier aus Angst vor Keimen und Schmutz übermäßig oft die Hände. Auch übertriebenes Kontrollieren, etwa von Türschlössern oder Herdplatten, zählt zu den Zwängen. Bei manchen Betroffenen wird aus der Zwangshandlung ein Zwangsritual, das in einer bis ins Einzelne ausgearbeiteten Art und Weise oft stundenlang ausgeführt werden muss, so das Max-Planck-Insitut für Psychatrie.
Wiederholte Zwangshandlungen beruhigen Menschen mit Zwangsstörung kurzfristig
Doch warum kommt es zu Zwangshandlungen? Durch sie will der Betroffene höchst unwahrscheinlichen Ereignissen vorbeugen. Etwa im Fall des Zählzwanges vor der Fahrt mit dem Auto, dass es zu keinem Unfall kommt. Zwangsgedanken verursachen zwar erheblichen Stress bei den Betroffenen, während die Zwangshandlungen, paradoxerweise, kurzfristige Erleichterung bieten. Doch dieser Trost ist von kurzer Dauer, und der Kreislauf aus Angst und zwanghaftem Verhalten setzt sich fort.
Ursachen für Zwangsstörungen sind vielfältig und nicht eindeutig identifizierbar
Als Auslöser für Zwangsstörungen werden unter anderem genetische Veranlagung, Veränderungen im Gehirn sowie Stress diskutiert.
In vielen Fällen lindert eine kognitive Verhaltenstherapie in Verbindung mit Medikamenten die Beschwerden von zwangserkrankten Menschen. Doch wann ist es krankhafter Zwang und wann ist es ein harmloser Tick? Immenser Leidensdruck der Betroffenen spricht eher für eine Zwangsstörung. Doch nur ein Experte – etwa ein Psychotherapeut – kann eine gesicherte Diagnose stellen.
Selbsttest: Bin ich zwangsgestört?
Du bist dir unsicher, ob deine schrulligen Gewohnheiten vielleicht in den Bereich der Zwangserkrankungen fallen? Folgende Fragen beantworten Menschen mit Zwangsstörungen eher mit „Ja“, wie die Oberberg Fachkliniken informieren:
Frage | Antwort |
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Gibt es Handlungen, die du wiederholt ausübst, obwohl Art und Umfang für dich und Außenstehende übertrieben sind? | |
Kommt es zu einer unangenehmen Anspannung, wenn du diese Handlungen nicht ausüben kannst? | |
Hast du wiederkehrende Gedanken zum Thema Sauberkeit oder Ordnung, Symmetrie, Kontrolle oder anderen Themen, die immer wieder kehren und dich quälen? | |
Beeinträchtigen diese Gedanken deine Lebensqualität und kosten dich Zeit und Kraft? | |
Waschst du dich exzessiv (häufiger als 15-mal täglich) die Hände, ohne dass dies berufsbedingt erforderlich ist, oder duschst du exzessiv (öfter als zweimal täglich) oder hast hierbei besondere Rituale? | |
Machst du dir jeden Tag Gedanken über Bakterien, Viren, ansteckende Erkrankungen und/oder Verschmutzungen? | |
Machst du dir Sorgen darüber, du könntest obszöne Gedanken oder Beleidigungen laut äußern oder etwas Peinliches tun? |