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Blindgänger in Göttingen explodiert

Neulich wurden auch hier im benachbarten Mannheim Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft und beseitigt. Straßensperrungen, Beeinträchtigungen im Straßenverkehr und vorübergehende Evakuierungen einiger Straßenzüge, das ist alles was wir von diesen Maßnahmen wahrnehmen. Vergessen werden oft die Männer des Kampfmittelräumdienstes, die tagtäglich beim Bergen und Entschärfen von Blindgängern ihr Leben aus Spiel setzen.

Gott sein Dank, eine Formulierung, die ich bewußt nur sehr selten verwende, passiert nicht oft etwas und deshalb sind uns eher Bilder von geglückten Entschärfungen geläufig. Wie gefährlich dieser Beruf aber tatsächlich ist, daß zeigen die Todesopfer von Göttingen jetzt mal wieder ganz aktuell und deutlich. Vor den Leuten, die diese Arbeit machen, muß man den Hut ziehen und ich persönlich finde, daß man so eine Arbeit gar nicht gut genug bezahlen kann.

Millionen Bomben sind von den Alliierten auf die deutschen Städte abgeworfen worden und die Angaben über die Zahl der Blindgänger schwanken zwischen 10% und 20%.
Bomben wurden in Kriegszeiten in so großen Stückzahlen und teilweise auch mit so großen Toleranzen und in großer Geschwindigkeit gefertigt, daß es von vornherein mit einkalkuliert wurde, daß ein gewisser Prozentsatz nicht wie vorgesehen detoniert. Die allermeisten Bomben waren mit Aufschlagzündern versehen und da genügte es mitunter schon, daß diese Bomben auf zu weichen Grund fielen oder in einem ungeeigneten Winkel aufschlugen, um zu verhindern, daß sie explodieren.
Sehr viele Blindgänger wurden gleich in den ersten Nachkriegsjahren beseitigt, aber noch heute liegen Hunderttausende, wenn nicht Millionen unexplodierte Bomben unter Straßen, Plätzen und Gebäuden.
Man könnte nun denken, wenn die da sei mehr als 60 Jahren liegen und nicht hochgegangen sind, dann können sie fast schon gefahrlos einfach dort liegenbleiben oder eben geborgen werden. Und manchmal ist das auch wirklich so, daß sich ein Blindgänger als taube Nuss herausstellt, den nun wirklich fast gar nichts mehr hätte zum Detonieren bringen können. Aber in den meisten Fällen handelt es sich, und das fast im wahrsten Sinne des Wortes, um tickende Zeitbomben. Korrosion und Erschütterungen durch Bautätigkeit usw. können eine vermeintlich „taube Nuss“ auch heute noch jederzeit zur Detonation bringen.

Deshalb wird auch heute noch intensiv Luftbildaufklärung betrieben. Die alliierten Bomberbesatzungen haben hunderttausende von Luftbilder vor, während und nach den Bombardierungen geschossen, vor allem um ihre Erfolge zu dokumentieren. Heute sind diese Aufnahmen wertvolle Grundlage, um herauszufinden wo sich auch heute noch die gefährliche Kriegsaltlast im Boden befindet.

Im Web bin ich auf die Seiten der LUFTBILDDATENBANK.DE gestoßen, die Luftbilder für solche und andere Zwecke anbietet.
Von diesem Unternehmen gibt es auch ein Overlay für Google-Earth, dessen Trial-Version mit Bildern von Würzburg man kostenlos herunterladen und in sein eigenes Google-Earth einbinden kann.

Ein Beispielsausschnitt aus der Google-Earth-Ansicht von Würzburg sieht heute beispielsweise so aus:


Quelle: Google Earth ©

Legt man nun das Overlay der Luftbilddatenbank darüber, bekommt man die Ansicht, wie das früher einmal ausgesehen hat:


Bildzitat: Luftbilddatenbank.de ©

Je nach Ort, Bildausschnitt und Aufnahmezeitpunkt kann man dann alle Bombeneinschläge deutlich sehen und versuchen herauszufinden, wo die Blindgänger geblieben sind.
Auf der Seite der Luftbilddatenbank kann man übrigens auch eine Rechercheanfrage stellen und die Experten schauen dann, ob es Luftbilder etwa vom eigenen Grundstück oder der Heimatstadt des Anfragenden gibt. Bestellen kann man die dann ab 79 Euro und es heißt, daß Anfragen von Privatleuten selten mehr als 100 Euro kosten würden.

Doch eins ist klar, selbst mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges schlummert da noch eine Gefahr, die von vielen unterschätzt wird und die uns letztlich noch einige Generationen beschäftigen wird. Experten gehen davon aus, daß niemals alle Blindgänger gefunden und beseitigt werden können.
Solange es aber Blindgänger gibt, werden die Männer der Kampfmittelräumdienste genug zu tun haben und ihnen gebührt unser Respekt.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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