Schulskandal in Hessen
Pelina Achimu-Heinzel, das ist nicht die Bezeichnung einer anatomischen Besonderheit, sondern der Name einer Schulleiterin. Frau Dr. Pelina Achimu-Heinzel gründete und leitete die „Hessen International School“, eine Privatschule, die Schüler nach britischem Vorbild zum Abschluß führen sollte. (Link zur Homepage der Schule)
Doch nach den großen Ferien standen Schüler und Eltern und einige Lehrkräfte (!) vor verrammelten Toren. „Da war die Schule auf einmal weg! Ohne Ankündigung, einfach weg!“
Auf der Homepage der Schule, die nach wie vor in eher holprigem Englisch um Schüler wirbt (Beispiel: „We are pleased that your are considering Hessen International School for your child’s education.“) gibt es keinerlei Hinweis auf die Schulschließung.
In der „Frankfurter Rundschau“ heißt es aktuell dazu:
Diesen ersten Schultag nach den Ferien werden die Eltern, Schüler und Lehrkräfte der Hessen International School in Liederbach am Taunus wohl nie vergessen. Als sie dort morgens vor gut einer Woche ankamen, standen sie vor verschlossenen Türen. Der Haupteingang war mit einem schweren Gitter verrammelt, das Adressschild abmontiert, alle Lichter gelöscht. Die Hessen International School hat – quasi über Nacht – ihren Unterrichtsbetrieb eingestellt.
Die FR berichtet weiter, daß das Staatliche Schulamt in Rüsselsheim der Privatschule sogar die Genehmigung entzogen hat. Jedoch konnte schon die Postzustellungsurkunde mit dem amtlichen Bescheid nicht mehr zugestellt werden, weil die Schule sozusagen bei Nacht und Nebel geschlossen worden war.
Nun stehen die Eltern vor dem Problem, daß sie quasi im laufenden bzw. bereits begonnenen Schuljahr ein passendes Angebot für ihre Kinder suchen müssen. Ebenso schwer trifft es die Lehrkräfte, die nun ohne Job und Einkommen dastehen. Obwohl: Seit geraumer Zeit war bekannt, daß es der Schule finanziell nicht besonders gut gehen kann, denn der Hauseigentümer der Villa, in der die Schule großherrschaftlich residierte, hat seit langem keine Mietzahlungen mehr gesehen und die Lehrer klagten über ausbleibende Gehaltszahlungen.
Eigentlich hätte sich die Schule ganz gut finanzieren können, bedenkt man, daß die Eltern bis zu 9.000 Euro Schulgeld pro Jahr aufbringen mußten.
Andere Angebote rechnen sich nämlich sehr wohl und derzeit schießen Privatschulen beinahe wie Pilze aus dem Boden.
Wo das Geld geblieben ist, das wollen nun nicht nur die Eltern wissen, sicherlich wird sich bald auch die Staatsanwaltschaft für diese Fragestellung interessieren.
Wer sich für sein Kind für eine Privatschule entscheidet, ist nicht schlecht beraten, sich vorher beim zuständigen Schulamt zu informieren und sich, vor allem bei neuen Schulen, von den Verantwortlichen ausführlich den Finanzierungsplan erläutern zu lassen. Nur wer experimentierfreudig ist, der gibt sein Kind überhaupt in eine neugegründete Schule, die keiner größeren Organisation (wie es zum Beispiel bei den Waldorfschulen der Fall ist) angehört. Denn die ersten Jahre, so schreibt die FR weiter, seien besonders heikel:
Gerade in den ersten drei Jahren nach Gründung stehen viele Einrichtungen auf wackeligen Füßen, denn erst nach dieser Frist gewährt der Staat den Privatschulen auf Antrag einen finanziellen Zuschuss.
Offen bleibt auch die Frage nach der Einmalzahlung.
Soeben war auf der Homepage noch zu lesen:
Entrance Fee 2009/10 School Year:
3500 Euro per family. This is a one time fee paid by both day scholars and boarders when joining the school and it is non-refundable. It is used for capital investments of the school. It is to be paid before 15th July 2009.
Das bedeutet, daß nicht wenige der betroffenen Familien eine erkleckliche Summe für „Kapitalinvestitionen“ getätigt haben, mit anderen Worten: ihre Kinder in die Schule quasi eingekauft haben. Wieviel Geld ist das? Wo ist es geblieben?
Bei tiefergreifenden Recherchen im Internet stieß das Dreibeinblog nämlich noch auf eine ältere Version der Schulhomepage.
Dort hieß es immerhin zum Schuljahr 2007/2008 noch:
No-Interest Capital Contribution:
2000 Euro per family. This fee is refundable after 5 years or on leaving the school. Similar to the Annual Capital Contribution, this money is used for capital investments of the school.
Hier war also noch von einer Rückzahlung der damals verlangten 2.000 Euro die Rede, nach fünf Jahren oder beim Verlassen der Schule sollte diese Summe zurückgezahlt werden.
Wird das nun eingehalten?
Fragen über Fragen, man kann nur hoffen, daß dieses unglaubliche Abenteuer für Eltern und Schüler gut ausgeht.
Nachtrag:
Noch während dieser Artikel entstand, war die Webseite der Schule schon nicht mehr vollständig zu erreichen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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