Andreas Kümmert, ein Sänger der so ähnlich singt wie Joe Cocker, das zugegebenermaßen auch recht gut tut, und der bisher an mir vollkommen unbekannt vorübergegangen ist, hat den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Songcontest gewonnen.
Rund 80% der Zuschauer sollen am Donnerstagabend in einer Telefonabstimmung ihre Stimme für ihn abgegeben haben und für die Zweitplatzierte Ann Sophie blieben rund 20%.
Damit wäre Herr Kümmert derjenige gewesen, der uns beim Finalentscheid in Wien vertreten hätte. Uns, also das Volk der Eurovision-Song-Contest-Fans.
Nun hat Herr Kümmert sich in der Live-Sendung, die vom unvermeidbaren Wurstpralinchen Barbara Schöneberger moderiert wurde, brav für das Publikumsvoting bedankt und dann mitgeteilt, er fühle sich nicht in der Verfassung, um am Finalentscheid teilzunehmen.
Lieber wolle er den Sieg an Ann Sophie abtreten, er sei nur ein kleiner Sänger und die Hamburgerin könne das viel besser. (Quelle)
Nun kann ich, wie derzeit auch kein anderer, irgendetwas über Andreas Kümmerts Beweggründe sagen. Ich erlaube mir auch keinerlei Urteil über seine Sangesqualitäten und die möglichen Beweggründe.
Nur ist es doch so: Wenn man sich Mittwochsmittag schon nach Hannover begibt, stundenlang probt, den Streß der Livesendung vor sich hat und dann auch noch die Ausscheidung an sich bewältigen muß, hat man genügend Gelegenheit, sich ganz genau zu überlegen, ob man überhaupt am ESC teilnehmen möchte.
Diese Gelegenheit hat auch Herr Kümmert gehabt. Er hat genauergesagt durch seine Teilnahme an der Sendung klipp und klar zu erkennen gegeben, daß er um den Sieg kämpfen möchte und somit in Konsequenz auch für die Fans des ESC, als Vertreter der deutschen Musikkunst, nach Wien fahren möchte.
In letzter Minute dann die Brocken hinzuwerfen, das ist nichts weiter als eine Verarschung der Zuschauer.
]Dafür hat sich Herr Kümmert den Orden der Merkbefreiten und Lallbacken im Monat März 2015 wahrlich verdient.]
Immerhin hat ja auch Sängerin Ann Sophie, die mit den vielen schönen Zähnen, in den Abstimmungsrunden viele Stimmen auf sich ziehen können, sonst wäre sie nicht bis in die finale Abstimmungsrunde gekommen.
Sie hat, gemeinsam mit Kümmert, alle anderen sechs Teilnehmer überflügelt.
Wenn der Erste nun die Brocken hinwirft, hat sie mit Fug und Recht gewonnen, egal ob sie nur im Verhältnis 1:4 gewonnen hat.
Jede dumme Bemerkung in dieser Richtung ist somit an Herrn Kümmert zu richten und nicht an Ann Sophie.
In letzter Konsequenz muß ich allerdings sagen, daß mir das Lied von Ann Sophie für den Song-Contest auch besser geeignet erscheint. Das ist aber alles Geschmacksache.
Ich freue mich, gemeinsam mit meinen Freund Frank, auf die Endausscheidung am 23.05.2015
Für alle Fans gibt es am 31.3.2015 die große Jubiläumsshow zum 60. Geburtstag der Show und am 18.04.2015 „Eurovision in Concert“.
Nochmals: Vor Herrn Kümmerts Absage habe ich Respekt, das ist seine Entscheidung. Diese aber an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt abzugeben, das halte ich für eine Verhöhnung der Zuschauer.
Bild: „Andreas Kümmert 2“ von Animagus – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.
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Das war ein abgekartetes Spiel von Ralf Siegel und Andreas Kümmert dessen bezahlter V-Mann. Der Stern Siegels, der mit seinen grausam seichten Melodeien über gefühlte 100 Jahre die deutschen Beiträge zum Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne wie ein absolutistischer Sonnenkönig beherrschte, begann zu sinken, als bei diesem Event nach der Umbenennung in Eurovision Song Contest gänzlich sinnfreie Avatare die Oberhand gewannen, und die klebrigen Ergüsse Siegels als völlig aus der Zeit gefallen erschienen. Als späte Rache an der Undankbarkeit der Veranstalter, hat der greise Siegel nun Andreas Kümmert ins Geschehen eingeschleust und diese Eklat provoziert.
Ich finde es wunderschön, dass ein wirklich guter Sänger der mittlerweile miesesten Musikveranstaltung (hochgejubelt und überbewertet) die kalte Schulter zeigt. Aus welchen Gründen auch immer so spät. Spätestens seit idiotischen Beiträgen wie Gildo Horn, ist das doch keine ernst zu nehmende Sache mehr.
Das sehe ich ein wenig anders.
Man muß sich mal vor Augen halten, daß man in der Anfangszeit des Wettbewerbs es lange Zeit so gemacht hat, daß uns eine „Expertenjury“ die Titel einfach vorschrieb, die für uns an den Start gingen.
Erst im Laufe der Zeit hat sich das zu einer Publikumsveranstaltung gewandelt.
Es war aber immer ein seichtes Schlagergesinge, bei dem nach Nicoles Sieg Ralf Siegel wie ein Gottkönig herrschte. Man glaubte, nur er könne einen Siegertitel schreiben.
Stephan Raab und Guildo Horn haben den Wettbewerb ad absurdum geführt und der deutschen Musikindustrie den Spiegel der Satire vorgehalten. Vor allem aber haben sie den Wettbewerb aus der Staubkiste herausgeholt. Dadurch ist die Kruste aufgebrochen und auf einmal interessierten sich vor allem auch jüngere Leute für den Wettbewerb.
Aus einem Wettbewerb, bei dem schon darüber nachgedacht wurde, ob Deutschland da überhaupt weiter mitmacht, ist ein moderner und toller Wettbewerb geworden.
Die Geschmäcker sind sicher unterschiedlich, und wer nur Heavy Metal oder die Böhsen Onkelz hört, wird da kaum Gefallen dran finden.
Aber in den letzten Jahren hat der Song Contest gewaltig gewonnen und das haben wir Gildo Horn und Stefan Raab zu verdanken.
Was Herrn Kümmert anbetrifft, so hätte er dem Wettbewerb durchaus berechtigt die kalte Schulter zeigen können. Das steht ihm zu. Jeder Künstler mag die Meinung vertreten, er und seine Kunst würden durch diesen Wettbewerb nicht richtig präsentiert.
Davon gibt es viele und die sagen das auch ständig.
Herr Kümmert hätte direkt nach seinem zweiten Auftritt Bescheid sagen können: „So Leute, das war’s für mich, ich bin raus aus der Nummer.“
Das hätte einen Knall verursacht.
Aber bis zum bitteren Ende zu verweilen, dann erst den Rückzieher bekannt zu geben und die jetzige Siegerin mit dem Makel der Ersatzsängerin von Kümmerts Gnaden abzustempeln, das fand ich persönlich mies.
Gegen Herrn Kümmerts Kunst sage ich gar nichts, das ist ganz großes Kino, aber sein Verhalten beim ESC finde ich eher klamottenhaft.
Ich warte mal ab, was er letztlich für eine Begründung liefert.
Aber jetzt diesen Wettbewerb, der endlich aus der Verkrustung erwacht und das weltweit größte Showspektakel ist, quasi durch eine solche Maßnahme zu stören oder an der Nase herumzuführen, daran finde ich nichts Wunderschönes.
Hätte Herr Kümmert, beispielsweise, um dem aus Sicht mancher Künstler zu kommerziellen Spektakel eine lange Nase drehen wollen, dann hätte er das tun und sagen sollen.
Aber dann richtig und mit Krawumm: „Geht mir weg mit dem seichten Pop-Spektakel, macht Euren Scheiß alleine.“
Doch er zieht sich zurück, weil er dem nicht gewachsen ist.
Da beginnen dann die Mutmaßungen über die Beweggründe.
Geht man dahin und kommt man so weit, dann muß man aber gute Gründe haben, um das Publikum so zu düpieren. Das mit der langen Nase war wohl nicht der Grund, denn die Chance hat er vertan.
Also sind es andere, in seiner Person liegende Beweggründe, die vielleicht auch sehr wichtig sind, etwa gesundheitliche Sorgen. Aber dann stellt sich die Frage: Warum hat er überhaupt mitgemacht.
Alles was jetzt, vielleicht bei Lanz oder so, an Erklärungen gebracht wird, muß schon etwas ganz Besonderes sein, um nicht als bloße Ausflüchte zu gelten.
In einem Punkt möchte ich Dir widersprechen – meine Kinder und ich hören gern Metal, jedoch nicht ausschließlich, sehen uns aber nach Möglichkeit jedes Jahr den ESC an. Nicht wegen der Musik, obwohl es da mitunter Schätzchen bei gibt, uns fasziniert mehr die Vielfältigkeit und der Einfallsreichtum an Show. Ist der Titel zu übel, wird der Ton für diesen Beitrag abgeschaltet.
Warum Kümmert nun abgesagt hat, ist uns egal, so ernst nehmen wir die Show nicht.
Nein, nein, da ist kein Widerspruch. Ich höre auch gerne Metal und alles mögliche. Und trotzdem muß ich bei Helene Fischer nicht zum Kotzen rausgehen.
Ich bezog mich auf die Musik-Nazis, die den ganzen Abend in der Kneipe nach den „Onkelz“ krähen und Theater machen, wenn was anderes läuft.
Zu denen gehören wir beide offensichtlich nicht.
Den ESC ernst nehmen? Was im Bereich der Unterhaltung sollte man wirklich ernst nehmen?
Meine Frau und ich schauen -allein schon aus zeitlichen Gründen- wenig Serien, weil uns immer wieder Episoden flöten gehen.
Aber Lindenstraße beispielsweise nehmen wir immer auf und irgendwann lassen wir mal 10 Folgen am Stück durchrauschen.
Mal interessierts, mal regts auf, egal, es soll doch bloß unterhalten. Ohne große die Denkmaschine bemühen zu müssen, lassen wir die Narren ihren Schabernack treiben.
Und genau so sehe ich den ESC.
Gut, ich bin in einer Zeit groß geworden, in der es zuerst nur ein einziges Programm und später dann nur zwei Programme gab. Da hatte man nicht so eine Vielfalt wie heute und der Grand Pix Eurovison blabla war ein echtes Ereignis, so wie die einmal jährlich live übertragene Ziehung bei der Fernsehlotterie.
Da saß ganz Deutschland vor der Glotze.
Viele Jahre habe ich den ESC gar nicht geschaut und nur aus der Zeitung erfahren, warum wir wieder mal nicht gewonnen haben.
Aber in den letzten Jahren hat der ESC bei uns einen kleinen Event-Status bekommen.
Wir haben immer einen superlieben Freund zu Gast und schauen das mit ihm und der ganzen Familie mit großem Vergnügen. Es gibt immer was zum Lachen, zum Ärgern und zum Staunen.
Was will man mehr, wenn man einfach nur unterhalten werden will?
Gut, da sind wir uns ja musikmäßig fast einig. Helene Fischer würde mich allerdings zur sofortigen Tonreduzierung auf 0 bewegen, dafür höre ich u. a. Musik, die mein Vater seinerzeit als „Musik rückwärts abspielen“ bezeichnete. Zu meiner Kinderzeit gab es übrigens üppige 3 Programme im TV, ich weiß also, wovon Du sprichst.
Im Bereich der Unterhaltung sollte man so gut wie nichts ernst nehmen, da stimme ich Dir zu. Die ESC-Pause habe ich seinerzeit auch eingelegt, die Veranstaltung war damals einfach nur langweilig. Seit das Konzept geändert wurde, kann man ein Fest draus machen.
TV-Serien lieben wir heiß und innig, sehen aber bis auf ein paar seltene Ausnahmen nahezu kein Fernsehprogramm. Denn das von Dir angesprochene Verpassen der einzelner Folgen kenne ich auch, und will mir von dem Kasten schlicht nicht vorschreiben lassen, wie ich lebe. Meine Lösung dafür heißt: Gute Serien kaufe ich auf DVD, was auch den Vorteil hat, dass ich sie mehrmals sehen kann, mich über Werbung nicht mehr ärgern und Cliffhänger nur noch am Ende einer Staffel und im Bestatterweblog ertragen muss . Aufnahmegeräte besitze ich nicht mehr seit der Stapel ungesehener Sendungen so hoch wurde, dass mir die Lust zum Ansehen verging.
Da haben wir ja ähnliche Erfahrungen und Vorlieben.
Als ich ein Kleinkind war, kam das ZDF, aber alle Leute hatten nur Fernseher, mit denen sich dieses Programm nicht empfangen ließ. Das änderte sich im Laufe der Jahre, aber wir waren mit die Letzten, die einen besseren Fernseher bekamen.
Da waren dann auch mehr als zwei Programme empfangbar. Was man heute gar nicht mehr kennt: Bei schlechtem Wetter auf den Dachboden gehen und die Antenne etwas drehen, weil es Schatten und Geisterbilder gab… Die Dritten konnten wir wegen eines nahegelegenen Kirchturms immer nur schlecht empfangen.
Bei TV-Serien ist es so, daß wir nie Serien „live“ am TV schauen.
Immer muß die Festplatte herhalten, bis eine genügende Anzahl von Episoden drauf ist.
Bei Serien mit absehbarer Folgenzahl schauen wir grundsätzlich erst, wenn alle Teile auch wirklich aufgenommen sind.
Die Serien wie „Breaking Bead“ oder „Walking Death“ kaufen wir als DVD-Box und machen dann Nonstop-Events daraus.
Beim Aufnahmegerät mache ich es so, daß ich ein Limit von 6 Monaten setze. Wenn meine Frau, die den meisten Kram aufnimmt, das Zeug bis dahin nicht geschaut hat, dann „hat der Apparat das wegen Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums automatisch gelöscht“.