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Zachi Noy – Eis am Stiel – dumm vorgeführt

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Am 13. November vergangenen Jahres trat der bekannte israelische Schauspieler Zachi Noy (57), der mit seiner Rolle als Jonny in „Eis am Stiel“ große Erfolge feierte, bei der RTL-Castingshow „Das Supertalent“ auf. Schon eine Woche zuvor hatte es Kathy Kelly (Kelly Family) erfolglos versucht. Schon orakelten die Gazetten, ob sich nun das „Supertalent“ zum zweiten Sprungbrett vergessener Talente entwickeln könnte.
So trat Zachi Noy, der sich selbst als „der Dicke aus Eis am Stiel“ vorstellte und großen Applaus des Publikums dafür bekam, gut gelaunt in bayerischer Lederhosentracht auf die Bühne und sang „Wenn ich einmal reich wär'“ aus dem Musical „Anatevka“.
Nun ist Zachi Noy in seiner Heimat Israel ein sehr bekannter Künstler, der vor allem, aber nicht nur, für seine komischen Auftritte bekannt ist, jedenfalls ist er nicht als begnadeter Sänger bekannt und erhebt auch gar nicht den Anspruch, ausgerechnet das Singen besonders gut zu beherrschen. „Mein Gesang reicht allenfalls als zusätzliches Element in meinen Auftritten, eine Sängerkarriere wegen meiner Stimme habe ich nie angestrebt“, sagte Noy erst kürzlich in einem Interview.

So endete auch sein Auftritt bei „Das Supertalent“ in einem Desaster. Zwei der drei Juroren drückten noch während des Auftritts auf den „Buzzer“ und das Publikum begann den freundlichen, kleinen Mann aus Israel auszubuhen und ihm, in RTL-typischer Supertalentmanier, den (verlängerten) Rücken zu zeigen.

Auch dem Zuschauer daheim am Fernsehgerät wurde sofort klar, daß Zachi Noy überhaupt nicht wußte, wie ihm geschah; dennoch: er trug es mit Humor und dann war sein Auftritt auch schon zu Ende und Noy Teilnahme an „Das Supertalent“ vorbei.
Im Nachhinein hat sich Noy nun bitter beklagt, daß er unter völlig falschen Voraussetzungen ins Studio gelockt worden sei. Angeblich habe ihn die Produktionsfirma ausdrücklich zu der Show eingeladen und er habe den Eindruck gehabt, ein gebuchter Künstler zu sein, der eine komische Nummer zur Belustigung des Publikums vortragen sollte.

Daß er sich hier einem Wettbewerb stellen würde und daß der Eindruck erweckt wurde, ausgerechnet er, der in Israel als Komödiant und Schauspieler bereits seits Jahrzehnten erfolgreich und beliebt ist, müsse sich auf seine alten Tage noch für einen Talentwettbewerb hergeben, sei ihm unangenehm und peinlich.

Brancheninsider sagen aber, daß das völlig normal sei. „Da ist sowieso alles gescriptet! Selbst das, was uns als Real-Life, als Dokumentation, als Mitschnitt aus dem wahren Leben verkauft wird, es ist alles gescriptet.“
Das bedeutet, daß in vielen solcher Formate zwar Laiendarsteller auftreten, die die Dialoge -durchaus auf Grund fehlender Voraussetzungen- eben sehr laienhaft sprechen und agieren wie Menschen, die noch nie vor einer Kamera gestanden haben. Jedoch ist die Auswahl dieser „Protagonisten“ durchaus bewußt getroffen worden. Arbeitslose Schauspieler gibt es nämlich genug und selbst wenn diese zuvor nur an der städtischen Bühne von Dummendorf gespielt haben, wäre ihre Spielkunst und ihre Sprechausbildung spürbar.

Aber ausgerechnet das wollen ja die Produzenten nicht. Durch das laienhafte Gestammel und das schlechte Spiel soll ja genau der Eindruck erweckt werden, man habe es nicht nur mit echten Menschen „mitten aus dem Leben“, sondern sogar mit echten Situationen und Problemfällen zu tun. Dabei ist aber alles in Drehbüchern exakt festgelegt und die „nahe an der Wahrheit orientierten“ Spielhandlungen sind von A-Z von Autoren ausgedacht.

So entpuppt sich bei näherer Betrachtung manche Hartz-IV-Familie, deren Tochter von einem transsexuellen, schwangeren Negerjuden aus dem Mafiamillieu zur harten Arbeit an der ALDI-Kasse gezwungen wird, als eine ganz normale Familie, die zwar durchaus den Sprung in die so genannte Mittelschicht nicht geschafft hat und eher bildungsfern auftritt, jedoch ansonsten ganz normal arbeitet und lebt und nur mal ein paar hundert Euro für einen Fernsehauftritt abkassieren wollte.
Indes, der Schaden für die Betroffenen ist oft unermesslich! Vom kurzen 20-minütigen, werbeunterbochenen Ruhm bleibt am Ende nur der fahle Nachgeschmack, daß Nachbarn und Arbeitskollegen im ehrlichen Getränkestapler den wüsten Frauenschläger und Kinderschänder sehen, den er für 70 Euro im Fernsehen verkörpert hatte.

Und so, wie in den Real-Life-Doku-Soaps von vorne bis hinten alles erdacht und aufgeschrieben ist, so wird auch heute in Casting-Shows gearbeitet. Sicher, da treten Talente vor die Kamera, die wirklich was können, aber sind wir doch mal ehrlich: So richtig Spaß machen doch die ganzen Versagen, die Luschen, die Loser und Nichtskönner, die sich allen Ernstes für talentiert halten und sich dann nach Strich und Faden blamieren.

Nur muß man sich fragen, wieviel von der Blamage echt ist. So ist beispielsweise bekannt, daß am Rande der Warteschlangen vor den Casting-Hallen Scouts der Produktionsfirma ihren Dienst tun, die auf der Suche nach den Blödesten der Blödesten und den Untalentiertesten überhaupt sind. Diese werden gezielt herausgepickt, unterschreiben einen Vertrag, von dem sie offensichtlich nichts verstehen und werden dann einem Millionenpublikum zur Gaudi vorgeführt.
Hier in der Gegend sagt man: Derjenige habe sich zum Affen gemacht.
Das stimmt, es bleibt aber die Frage, mit welchem Zucker die Produktionsfirmen diese Affen gelockt haben und unter welchen Bedingungen diese Menschen eventuell erst zum Affen gemacht wurden.

Zachi Noy jedenfalls wollte sich keinesfalls als heruntergekommener Blödian präsentieren, der es nötig hat, sich in bayerischer Tracht mit einem Anatevka-Lied zu blamieren. Er wollte sich für Geld bewußt zum Affen machen, um dem Publikum eine Freude zu machen. Er ist Komödiant und da gehört es zum Beruf, daß man auch mal den dummen August gibt. Das hätte er gerne getan, wenn er dafür ein lachendes und fröhliches Publikum gehabt hätte. Doch die Erwartungshaltungen von Publikum und Darsteller waren in diesem Fall absolut inkompatibel und das wohl genau aus dem Grund, weil nämlich vorher genau ausgedacht worden war, wie man den israelischen Künstler am wirkungsvollsten „zum Affen macht“ und vorführt.

Aber genau das hat Zachi Noy nicht verdient. Mir hat er jedenfalls regelrecht leid getan.


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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