Du benutzt Chrome? Klar, tun viele. Aber hast Du schon mal Vivaldi ausprobiert? Ich habe seit Jahren Chrome und schätze vor allem die Entwicklertools. Aber mit Chrome liefert man sich Google total aus.
ansehen/verstecken
- Für wen ist Vivaldi gemacht?
- Die Geschichte hinter Vivaldi
- Basiert Vivaldi auf Chrome?
- Anpassung, wie Du sie willst
- Integriertes VPN – kein Plugin nötig
- Die Browser im Vergleich
- Chrome-Entwicklertools? Natürlich drin.
- Und dann ist da noch: Mail, Kalender, Feedreader
- Fazit: Vivaldi ist der Browser, den Du wirklich brauchst
- Mein Tipp
Ich habe keine Paranoia und versuche gar nicht erst, mein Leben vor elektronischen Ausspähungen zu schützen. Das klappt sowieso nicht. Ich habe einen Bekannten, der nichtmal eine Payback-Karte nutzt, weil er Angst hat, jemand könne herausfinden, welches Klopapier er kauft.
Dann zahlt er mit Kreditkarte und ist sich nicht darüber bewusst, dass auf diesem Umweg auch wieder alles transparent gemacht würde, falls jemand es ausgerechnet auf ihn und seinen Klopapierverbrauch abgesehen hätte. Ich gebe mich da keinerlei Illusionen hin.
Trotzdem habe ich bei Chrome immer das Gefühl, so gar nicht aus dem Google-Multiversum herauszukommen. Das wollte ich mal ändern. Und tatsächlich gibt es da einen Browser, der so ziemlich alles kann, was ich an Chrome schätze, der aber viel besser einstellbar ist und bei dem man nicht die ganze Zeit mit seinem Google-Konto eingeloggt ist.
Vivaldi heißt er.
Falls Du diesen Browser noch nicht kennst, wird’s höchste Zeit. Denn dieser Browser ist der vielleicht am besten gehütete Geheimtipp für alle, die ernsthaft im Netz arbeiten, recherchieren, schreiben, gestalten oder einfach einen Browser wollen, der nicht bevormundet, sondern befreit.
Für wen ist Vivaldi gemacht?
Ganz einfach: Für Menschen wie Dich. Wenn Du am Mac sitzt und mehr willst als ein minimalistisches Fenster zum Web, dann wirst Du mit Vivaldi richtig glücklich. Denn hier bekommst Du keine abgespeckte Benutzeroberfläche, sondern ein echtes Schweizer Taschenmesser unter den Browsern.
Die Geschichte hinter Vivaldi
Vivaldi wurde vom isländisch-norwegischen Softwarepionier Jon Stephenson von Tetzchner gegründet, dem einstigen CEO und Mitbegründer von Opera. Als Opera 2013 seine eigene Browser-Engine Presto aufgab und in ein gesichtsloses Chromium-Derivat verwandelte, war für viele Nutzer klar: Die Individualität und die technischen Feinheiten, für die Opera einst stand, wurden geopfert – zugunsten eines schlanken Interface und einer angeblichen Nutzerfreundlichkeit, die vor allem darin bestand, den Nutzer nicht mehr zu behelligen.
Von Tetzchner sah das genauso und kommentierte damals:
„Wir wollten nie nur ein weiteres Chrome. Wir wollten den Menschen einen Browser zurückgeben, der sich ihnen anpasst – nicht umgekehrt.“
Daraus entstand Vivaldi – ein Browser, der wieder bietet, was viele vermisst haben: Vielfalt, Kontrolle, Techniknähe. Während Chrome und Opera heute vor allem mit dem Slogan „Keep it simple“ glänzen, verfolgt Vivaldi das Motto: „Keep it yours.“
Vivaldi ist damit nicht nur ein technisches Werkzeug – es ist auch ein klares Statement gegen die Einfalt des Webdesigns und die Entmündigung der Nutzer durch „streamlined“ Software. Wer einmal verstanden hat, was Vivaldi alles kann, fragt sich unweigerlich, warum man sich je mit weniger zufriedengegeben hat.
Auf der anderen Seite könnte man sich ja nun die berechtigte Frage stellen, weshalb es nun doch ein Browser geworden ist, der auf Chrome basiert.
Basiert Vivaldi auf Chrome?
Das ist in der Tat eine berechtigte und interessante Frage: Warum basiert Vivaldi ausgerechnet auf Chromium, wenn doch Chrome als Symbol für Vereinheitlichung, Nutzerdatenhunger und reduzierte Individualität kritisiert wird?
Die Antwort liegt in einer pragmatischen Entscheidung von Jon Stephenson von Tetzchner und seinem Team – und sie lässt sich gut begründen:
-
Chromium ist nicht gleich Chrome
Chromium ist ein Open-Source-Projekt, auf dem auch Chrome basiert. Es enthält die Blink-Rendering-Engine, die für moderne Webstandards bestens geeignet ist. Vivaldi nutzt Chromium lediglich als „Motor“ unter der Haube – nicht als fertiges Auto.
Von Tetzchner hat hierzu sinngemäß gesagt:
„Wir wollten unsere ganze Energie auf die Dinge verwenden, die die Nutzer wirklich sehen und brauchen – die Oberfläche, die Funktionen, die Privatsphäre. Nicht auf den Bau einer eigenen Engine, die sowieso niemand wahrnimmt.“
-
Eigene Engine? Ein Fass ohne Boden
Die Entwicklung und Pflege einer komplett eigenen Rendering-Engine wie früher „Presto“ bei Opera ist extrem aufwendig und teuer. Gleichzeitig müssten Seiten für diese Engine immer wieder optimiert werden – ein Nachteil, den kleine Browserhersteller kaum noch stemmen können.
Mit Chromium als Grundlage nutzt Vivaldi die Webkompatibilität und Geschwindigkeit moderner Technik, ohne sich vom Geist Googles vereinnahmen zu lassen. Anders gesagt: Der Unterbau ist vertraut und leistungsfähig – aber das Haus, das darauf steht, ist völlig neu gedacht.
-
Fokus auf Freiheit statt Fundamentalismus
Vivaldi ist kein ideologisches Projekt, sondern ein praktisches Werkzeug für Menschen, die Kontrolle wollen. Die Entwickler entschieden sich für den Weg, den Nutzern möglichst viel Freiheit zu geben, statt dogmatisch gegen alles aus dem Hause Google zu arbeiten.
Zwischenfazit:
Vivaldi ist nicht „Chrome mit neuen Farben“, sondern ein radikal anderer Browser, der lediglich die technische Basis nutzt, um Kompatibilität und Performance zu gewährleisten. Die Benutzeroberfläche, die Funktionen, die Philosophie – all das ist unabhängig, nutzerzentriert und gegen den Strom des Minimalismus entwickelt.
Oder mit einem Augenzwinkern gesagt:
Warum sollte man das Rad neu erfinden – wenn man stattdessen den besten Wagen daraus bauen kann?
Anpassung, wie Du sie willst
Was Vivaldi wirklich auszeichnet, ist die radikale Anpassbarkeit. Du kannst zum Beispiel:
- die Tab-Leiste nach oben, unten, links oder rechts legen,
- mehrere Tabs gleichzeitig in Kacheln nebeneinander anzeigen,
- Webseiten als Sidebar-Webpanels einfügen (z. B. Deinen RSS-Reader, Chat, Twitter),
- Farbschema, Schriftarten, Shortcuts, Mausgesten, Startseite – alles ist konfigurierbar.
Während Chrome Dich in ein starres Raster zwingt, sagt Vivaldi: Mach es zu Deinem Browser.
Integriertes VPN – kein Plugin nötig
Datenschutz wird bei Vivaldi großgeschrieben. Du brauchst kein extra Add-on oder Proxy: Ein VPN ist bereits eingebaut. Damit surfst Du sicherer, vor allem im öffentlichen WLAN.
Chrome? Schickt fröhlich Deine Daten an Google – bei Vivaldi bleibst Du der Chef über Deine Daten.
Die Browser im Vergleich
Feature / Browser | Chrome | Vivaldi | Firefox | Safari |
---|---|---|---|---|
Plattformen | Win, macOS, Linux, Android, iOS | Win, macOS, Linux, Android | Win, macOS, Linux, Android, iOS | macOS, iOS |
Engine | Blink (Chromium) | Blink (Chromium) | Gecko | WebKit |
Open Source-Kern | Teilweise | Chromium-basiert | Ja | Nein |
Integriertes VPN | Nein | Ja (Proxy-basiert) | Nur mit Add-ons | Nein |
Mail-Client integriert | Nein | Ja | Nein | Nein |
RSS-Reader integriert | Nein | Ja | Nein | Nein |
Kalender integriert | Nein | Ja | Nein | Nein |
Entwicklertools | Ja (sehr mächtig) | Ja (Chrome DevTools) | Ja (eigenes System) | Ja (Web Inspector) |
Add-on/Extension-System | Ja | Ja (kompatibel mit Chrome) | Ja | Eingeschränkt |
Privater Modus (Inkognito) | Ja | Ja | Ja | Ja |
Sitzungsverwaltung | Eingeschränkt | Ja (Tabs & Fenster speichern) | Ja (über Add-on) | Eingeschränkt |
Tab-Kachelung / Gruppierung | Nur Gruppierung | Ja (Kacheln & Gruppen) | Nur mit Add-on | Gruppen, aber keine Kacheln |
Sidebar mit Panels | Nein | Ja (beliebig konfigurierbar) | Nein | Teilweise (Leseliste, Bookmarks) |
Sync über Konto | Google-Konto nötig | Vivaldi-Konto (End-zu-End verschlüsselt) | Firefox Sync (optional) | Apple-ID (iCloud) |
Datenschutz / Tracking-Schutz | Gering | Hoch | Hoch | Mittel |
Anpassbarkeit | Gering | Sehr hoch | Mittel | Gering |
Ressourcenverbrauch (RAM) | Hoch | Hoch bis sehr hoch | Mittel | Niedrig bis mittel |
Performance (Rendering) | Sehr schnell | Sehr schnell | Schnell | Sehr schnell (auf Apple-Geräten) |
Updates & Sicherheit | Sehr häufig | Sehr häufig | Sehr häufig | Über Systemupdates |
Chrome-Entwicklertools? Natürlich drin.
Für alle, die mit Webseiten arbeiten, debuggen oder analysieren: Die DevTools sind exakt die gleichen wie bei Chrome.
Vivaldi basiert auf Chromium, hat also die volle Kompatibilität – ohne Googles Schnüffelei.
Du bekommst den vollen Komfort, ohne auf Datenschutz oder Freiheit zu verzichten.
Und dann ist da noch: Mail, Kalender, Feedreader
Was Chrome in zehn Jahren nicht geschafft hat, bringt Vivaldi einfach mit:
- Ein vollwertiger Mail-Client – Du kannst Deine Mails im Browser lesen, verwalten und sogar archivieren
- Ein Kalender – für Termine und Erinnerungen
- Ein integrierter RSS-Reader – damit Du Nachrichten, Blogs und Updates an einem Ort hast
Alles in einem Browser, ohne Plugin-Wildwuchs.
Für mich ist das keine Alternative zu Apple-Mail. Das möchte ich nicht missen. Aber mit dem Feed-Reader werde ich mich auf jeden Fall näher beschäftigen.
Fazit: Vivaldi ist der Browser, den Du wirklich brauchst
Ich benutze Vivaldi täglich – zum Schreiben, Recherchieren, Lesen, Surfen. Und ich frage mich ernsthaft, warum das nicht alle tun.
Vor allem als Mac-User wirst Du das Design, die Stabilität und die intelligente Nutzerführung zu schätzen wissen.
Mein Tipp
Lade Dir Vivaldi herunter, richte ihn Dir so ein, wie Du willst, und nutze ihn eine Woche lang.
Danach willst Du nie wieder zu Chrome zurück.
Ich werde Vivaldi jetzt mal eine Weile probieren. Erst im täglichen Einsatz zeigt sich, was der Browser wirklich kann und wo er mich dann vielleicht doch nervt. Ich werde weiter berichten.
Bildquellen:
- vivaldi-browser: Peter Wilhelm KI
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
#anpassbarer Browser #Browser für Mac #Browser mit VPN #Chrome Alternative #Chrome Entwicklertools #Chromium Browser #Datenschutz Browser #integrierter RSS Reader #Mail-Client im Browser #Opera Nachfolger #Tab-Gruppierung Browser #Vivaldi Browser
Warum sollte ein Mac-User nicht Safari benutzen? Das ist doch kostenlos dabei.
Ja wirklich. Mein Freund Frank beispielsweise setzt voll auf Safari.
Und er ist zufrieden und meiner Meinung nach auch davon überzeugt.
Als ich damals von Windows wegging, habe ich zunächst OS/2.
Da war der Web-Explorer als Browser vorgesehen. Der hatte viele Schwächen, weshalb ich Netscape nutzte.
Danach folgte meine parallele Nutzung von Mac-OS und Linux.
Und unter beidem lief der Netscape auch.
Später wurde dann der Firefox daraus. Den habe ich ewig lange genutzt. Safari war zwar bei meinen Macs immer dabei, aber ich war halt eben an was anderes gewöhnt.
Und dann war Safari in mancher Hinsicht irgendwie immer „anders“ als die anderen Browser. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben, aber irgendwie blieb mir Safari immer fremd.
So isses dann auch geblieben.
„Was dem Bauer nicht schmeckt, das frisst er nicht“ 😉
Geht mir aber ähnlich, nur das ich von Windows XP mit Firefox kam und dieser damals eher lahm und überladen war.
Da war Safari eine richtige Befreiung… habe lange noch auf WebKit gesetzt, war noch schneller und wurde häufiger Fehlerbereinigt.
Zur Verifizierung von Fehlern nutze ich privat dann noch Chromium, der genügt mir eigentlich… wobei ich da ggf. auch mal Richtung Vivaldi schielen könnte.
Mittlerweile bin ich wegen Features wie der Sync von Lesezeichen/Browserverlauf/offene Tabs zwischen iPhone, iPad und Mac dann doch wieder von WebKit zurück zu Safari…
Chrome nutze ich nur auf der Arbeit, ist von unserer IT vorgegeben…