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Und Ulla urlaubt mit dem Dienstwagen

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Das hat doch ein Sozialhilfeempfänger den ungeheuren Betrag von 5,50 Euro der Agenturbehörde für Zuckerbrot und Peitsche verschwiegen. Die 5,50 Euro waren nämlich gemeinerweise und völlig heimtückisch in der Mietzahlung versteckt, hätten aber -so sah es wenigstens der Sozialgeldgeber- eigentlich als Nebenkosten deklariert werden müssen.
Jetzt gab ein Gericht dem Unterstützungsempfänger Recht, denn tatsächlich handelte es sich bei den in Rede stehenden 5.50 Euro nicht um verkappte Nebenkosten, sondern um eine Vorauszahlung auf selbst zu tragende Reparaturkosten.
Spitzfindigkeiten, zugegeben. Kleinigkeiten, meinetwegen. Aber für einen Sozialhilfeempfänger können 5,50 Euro mehr oder weniger am Monatsende zwei Tage länger Brot und Marmelade bedeuten. Und wenn dann eine Quasi-Behörde hingeht und ihm wegen 5,50 Euro auch noch einen großen Teil oder gar die gesamte Unterstützung verweigert, dann bedeutet das für denjenigen einfach nur bittere Not.

Natürlich gibt es den so genannten „Sozialhilfeadel“, Familien die seit Generationen vom Amt leben und in denen man keinen einzigen findet, der Lust hat zu arbeiten. Untergebracht in gemeindeeigenen Einfachstwohnungen, ausgestattet mit vielen Kindern und seit Jahrzehnten ein Leben zwischen vollen Mülleimern und leeren Bierflaschen.
Aber eine solche Kaste kann sich jede moderne Gesellschaft leisten, sie ist nicht das Problem.

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Das Problem ist die allgemeine Armut, die wie eine Karieserkrankung unsere Gesellschaft langsam auffrisst. Mittlerweile muß man schlicht und ergreifend feststellen, daß auch die untere Mittelschicht immer häufiger, trotz doppelten Einkommens und an sich guten Verdienstes, kaum noch auf einen grünen Zweig kommt.
Jutta erzählt mir, daß sie und ihr Mann arbeiten gehen und beide nicht schlecht verdienen, aber eben auch nicht besonders gut. „Wir könnten zufrieden sein. Wenn wir das früher in D-Mark gehabt hätten, dann hätten wir uns ‚von‘ schreiben können.“

Aber es bleibt Jutta, ihrem Mann und den beiden Kindern nichts übrig. Miete, Energiekosten, Autokosten und Versicherungen fressen ihnen die Haare vom Kopf.
„Früher hatten wir am Monatsende noch etwas übrig und ich konnte was für den Urlaub sparen. Heute haben wir am Monatsende noch Monat übrig und müssen sehen, wie wir über die Runden kommen, da darf dann aber nichts mehr verrutschen und kein Kind darf mit einem Zettel von der Schule kommen, weil es für dies oder das noch Geld braucht.“

Es sind also nicht die Leute, für die 5,50 Euro existentiell sind und einen großen Unterschied ausmachen würden, nein, das sind Leute die das 1000fache dieser Summe in D-Mark verdienen und trotzdem nicht rumkommen.
Gerne sagt man da, aus der Sicht derer, die viel weniger haben, man müsse sich dann bescheiden und auf dies oder das verzichten. Aber es ist ja die Gesellschaft, es sind ja die Politiker die die Menschen in bestimmte Verhältnisse treiben und dann erst wird die Kostenschraube angezogen.

Wer hätte denn gedacht, daß man heute alleine für die Miete fast 50% seines Einkommens ausgeben muß? Es gab mal Zeiten, da kostete Wohnraum gerade einmal 10-12% des Einkommens. Wer verdient denn heute noch genug, daß er sich Energiekosten von 80 bis 200 Euro und mehr jeden Monat leisten kann?

Irgendwann wird ja auch das Geld, das man jetzt zur Überbrückung der Wirtschaftskrise benötigt, wieder zurückgezahlt werden müssen und dreimal darf man raten, wer das zurückbezahlen muß, gewiss nicht die Banken!
Überhaupt ist es eine Wirtschaftskrise die überhaupt gar keine Wirtschaftskrise ist, es ist eine Banken- und Immobilienkrise, die von Amerika ausgehend über die ganze Welt geschwappt ist. In erster Linie waren es die Banken, die Alarm gerufen haben und ein finanzielles Ende des Abendlandes schwarzmalten.
Nicht den Firmen, die jetzt ‚den Bach runtergehen‘ ging es schlecht, sondern den Banken, die ihnen jetzt kein Geld mehr geben wollen.
Und das tun die Banken in vielen Fällen auch nicht, wenn sie vorher eine schöne finanzielle Sicherheitsauspolsterung vom Staat erhalten haben.
Die Medien sind voll mit Berichten von Mittelständlern, die Millionenaufträge in den Büchern haben, die aber jetzt Insolvenz anmelden müssen, weil ihnen ihre „Hausbank“ mit denen sie seit Jahrzehnten erfolgreich Geschäfte gemacht haben und denen sie seit Jahrzehnten fette Zinsen zahlten, nun einen dringend benötigten Überbrückungskredit verweigert.

Durchaus gesunde Unternehmen sind hier gemeint, Unternehmen die bundesweit gesehen mehrere Hunderttausend Menschen beschäftigen und die aus ganz sauberen kaufmännischen Gesichtspunkten heraus mit Krediten arbeiten. Material wird mit Krediten angekauft, das Unternehmen macht daraus eine Ware und verkauft sie teurer an seine Kunden und aus dem Erlös wird der Kredit bequem zurückgezahlt. Millionenfach bewährt und seit Jahrhunderten geübte Praxis.

Doch heute herrscht der Zweifel vor, die Unterstellung gehört zum allgemeinen Umgangston und mich wundert fast, daß der Bäcker mir morgens überhaupt noch Brötchen verkauft, ohne daß er meinen Schufa-Auszug oder wenigstens meinen Ebay-Punktestand wissen will.

Wir sind zu einem Volk der generalverdächtigten Kindersextäter und Finanzbetrüger geworden. Und was machen wir? Wir halten still, lassen uns diesen pauschal übergestülpten Verdacht, die stillschweigend ausgesprochen Beschuldigung einfach gefallen.
Es gab mal eine Zeit, da glaubte man -auch die Obrigkeit- an das Gute im Menschen, da wurde zunächst einmal vorausgesetzt, 5.50 Euro könnten nur ein nebensächlicher Irrtum sein. Heute wird man wegen 1,20 Euro teuren, altbackenen Wurstsemmeln, die man bei seinem Arbeitgeber aus dem Mülleimer fischt, unter großem Beifall eines Teils der Bevölkerung und mit gerichtlicher Absegnung entlassen.

Hat sich denn da überhaupt niemand Gedanken darüber gemacht, warum 5,50 Euro überhaupt für irgendjemanden der Rede wert sind und warum Menschen altbackene Wurstsemmeln aus dem Mülleimer fressen müssen?

Die Parteiendiktatur in Berlin wird sich in den nächsten Tagen wieder ihren Freibrief für ihr Handeln in den nächsten vier Jahren abholen.
Es ist an uns, es ist an Dir, daß da etwas geändert werden kann.


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 7. September 2009 | Revision: 26. November 2012

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