Spott + Hohn

Und das Volk klatscht tumb den Beifall vor sich hin

Muster

Bei der Berlinale, einer unglaublich teuren und kultur-elitären Veranstaltung ist es nicht nur üblich, dass teils sehr merkwürdige Filme Preise abräumen, …

… sondern auch, dass diejenigen, die ans Rednerpult dürfen, ebenfalls teils sehr merkwürdige Sachen sagen. Bei den Übertragungen von den „Oscars“ haben die Verantwortlichen deshalb eine Verzögerung der Übertragung eingebaut, sodass unliebsame Redebeiträge so rechtzeitig abgefangen werden können, dass das heimische Publikum davon nichts mitbekommt. Die Menschen im Saal hingegen sind dem Öko- und Politschlotz, der da abgesondert wird, hilflos ausgeliefert.

Ich habe den nicht unbegründeten Eindruck, dass das Publikum schon dann tumb die Hände zusammenpatscht, wenn es nur einige Reizworte vernimmt. Garumbel, brummel Murmel dadawang diwäng URKAINE! Und alle klatschen. Ukraine, da ist Krieg, die armen Menschen, also klatscht man. Den Kontext hat man entweder nicht gehört oder nicht verstanden.

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Beweis gefällig:

Und das funktioniert heute noch!
Bei der Berlinale-Abschlussgalaveranstaltung kam es genau wegen so etzwas zum Eklat.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte die scheidende Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, klar gemacht, dass es für »Hetze, Antisemitismus, antimuslimischen Hass und jede Form von Diskriminierung« keinen Platz bei der Berlinale gebe. Sie bezeichnete den Gazakrieg als »humanitäre Katastrophe«. »Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann. Die Kampfhandlungen müssen aufhören.«

Und das ist richtig so. Den Krieg, der nun im Nahen Osten tobt, hat die Hamas vom Zaun gebrochen, den Terror haben die Hamas-Kämpfer nach Israel getragen und Hunderte Menschen getötet.
Dass Israel darauf reagieren würde, dürfte auch dem dümmsten Hammelmelker unter den Hamas-Verantwortlichen schon vorher klar gewesen sein.

Nun ist die Berlinale ein Filmfestival, bei dem die Filmbranche beweihräuchert wird und sich selbst beweihräuchert. Sie ist kein Platz für Politik, Hetze und Demagogie.

Der amerikanische Experimentalfilmer Ben Russell ging aber mit einem Palästinensertuch auf die Bühne und äußerte Genozid-Vorwürfe wegen des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Dafür wurde vom Publikum applaudiert.
Der palästinensische Filmemacher Basel Adra forderte in seiner Dankesrede Deutschland auf, an Israel keine Waffen mehr zu liefern. Der Israeli Yuval Abraham rief zu einem Waffenstillstand und einem Ende der Besatzung auf.
Und um sich vollständig zu entblöden, trugen mehrere Personen an ihrer Kleidung Zettel mit der Aufschrift »Ceasefire now« (»Waffenstillstand jetzt!«). So auch die französische Filmemacherin Véréna Paravel – sie war Jurorin im Dokumentarfilmwettbewerb.
Es wurde so getan, als gäbe es nur den israelischen Einmarsch in das Gaza-Gebiet, den Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober und das Schicksal der Geiseln wurden von der Preisträgerinnen und Preisträgern nicht erwähnt.

Ich schrieb oben, dass die Berlinale ein teures Unterfangen ist: Der Bund finanziert die Berlinale durch eine institutionelle Förderung in Höhe von 12,6 Millionen Euro von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Wenigstens Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat den Mumm, hinterher etwas dagegen zu sagen: »Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung«. Er hatte sich auch auf X-Twitter geäußert: »In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene. Ich erwarte von der neuen Leitung der Berlinale, sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.«
Bei der Veranstaltung indes waren Claudia Roth und Kai Wegner beide dabei erspäht worden, wie sie dem israelischen Regisseurs Yuval Abraham applaudierten. Abraham hatte von einer »Apartheid« im Westjordanland gesprochen, ein Ende der Besatzung und einen Waffenstillstand gefordert.

Der israelische Botschafter findet deutliche Worte: »Antisemitische und israelfeindliche Äußerungen« seien mit tosendem Applaus bedacht worden, schrieb Ron Prosor im Portal X. »Es scheint, dass die Lektion aus der Documenta nicht begriffen wurde. Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert.« Die deutsche Kulturszene rolle den roten Teppich »ausschließlich für Künstler« aus, die sich für »Israels Delegitimierung« einsetzen. Prosor forderte: »Ihr Schweigen, sogenannte »Kultur-Elite«, ist ohrenbetäubend! Es ist an der Zeit, Ihre Stimme zu erheben und dieser grotesken Scharade eine Absage zu erteilen. Handeln Sie jetzt, oder seien Sie für immer Teil dieses beschämenden Erbes.«

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    Spott + Hohn

    Spott (Verb: spotten oder verspotten) ist ein Stilmittel der Kommunikation. Mit Spott macht man sich lustig über einen Menschen, eine bestimmte Gruppe oder deren tatsächliche oder vermeintliche Werte. Spott ist scherzhaft gemeint und dem Hohn ähnlich.
    Der Hohn soll wehtun, Spott dagegen nicht immer.

    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 6. März 2024 | Peter Wilhelm 6. März 2024

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