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Spitze Feder

Scheibenkleister

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Bevor Pythagoras dem Konzept der Erdscheibe den Garaus machte, WUSSTE die Menschheit, dass sie auf einer solchen lebte.

Bevor der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras im 6. Jahrhundert v. Chr. dem Konzept der Erdscheibe den Garaus machte, WUSSTE die Menschheit, dass sie auf einer solchen lebte, und dass diese Scheibe auch der Mittelpunkt des Universums war. Dies wurde über Äonen so gelehrt und alle Beobachtungen, diesem Konzept angeglichen. Etwaige, anderslautende Überlegungen wurden mit Häresie gleichgesetzt und entsprechend geahndet.

Dann merkten jedoch Zweifler an, dass von einem sich nähernden Schiff zuerst der Mast am Horizont zu sehen war und erst kurze Zeit später das Schiff in Gänze. Die einleuchtendste Erklärung für dieses vermeintliche Paradoxon war die, dass die Erde keine Scheibe sein konnte, sondern eine Kugel sein musste.

So sah man sich gezwungen, das Erdscheiben-Konzept zu verwerfen, damit heute, im 21. Jahrhundert, Micheline und Michel für 259,- € All-Inklusive pro Woche, gefahrlos nach Antalya jetten können, ohne vom Rand besagter Erdscheibe, weiß der Geier, wohin, zu stürzen, und am Ende noch TUI verklagen zu müssen.

Basierend auf dem heliozentrischen Weltbildes des preußischen Mathematikers und Astronomen Nikolaus Kopernikus, weiß die aufgeklärte Menschheit heute, dass die Erde weder eine Scheibe noch das Zentrum des Weltalls ist. Sie ist lediglich ein Planet von vielen, die seit Äonen in elliptischen Bahnen um die Sonne kreisen. Die Sonne wiederum, ist lediglich ein durchschnittlicher Stern unter Milliarden anderer Sterne in einer durchschnittlichen Galaxie, unter Milliarden anderer Galaxien … Niemand, der seine fünf Sinne annähernd beieinander hat, zieht diese Erkenntnisse in Zweifel.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, ihrer gänzlich untauglichen Fünf-Jahres-Plänen und den daraus resultierenden Mängeln, WISSEN wir, dass die Gesellschaftsform namens Kommunismus gescheitert ist … noch bevor es sie jemals wirklich gegeben hat. Seither WISSEN wir auch, dass einzig der Kapitalismus als Wirtschaftsform in der Lage ist, rund 90 % der Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen.

Niemand, der seine fünf Sinne annähernd beieinander hat, würde zwar behaupten, dass der Kapitalismus ohne Tadel sei, aber wir leben immerhin in Freiheit, Frieden und Wohlstand. In den Demokratien dieser Welt, kann jeder seine Meinung äußern, und es gibt Menschen, die sogar ehrenamtlich darüber wachen, dass sich der Wohlstand auf der Welt gerecht verteilt, und dass sich niemand an dem Vermögen anderer bereichert.

Um Staaten, in denen die gerechte Verteilung des Wohlstandes noch nicht so richtig funktioniert, auf den richtigen Weg zu helfen, kümmern sich im kapitalistischen Wirtschaftssystem gleich mehrere Institutionen, wie die Weltbank, der IWF, das Weltwirtschaftsforum, die Münchner Sicherheitskonferenz und die NATO.

Wo diese gerechte Verteilung bereits funktioniert, oder wo die genannten Institutionen sich dieser Staaten noch annehmen müssen, weisen die Macher von Transparency International e. V. in ihrem Korruptionswahrnehmungsindex hin – für jeden offen einsehbar.

Platz 1 belegt seit vielen Jahren Dänemark. Weshalb ausgerechnet dieses Land, mit den weltweit höchsten und unverschämtesten Steuersätzen, gegen Korruption anscheinend immun ist, sollten die Weltbank, der IWF, das Weltwirtschaftsforum, die Münchner Sicherheitskonferenz und die NATO dringend untersuchen, bevor die dänische Gesellschaft zum globalen Standard erhoben wird.

Update vom 02.02.2023:

Die Ukraine ist mittlerweile auf Platz 116 geklettert und damit ein aussichtsreicher Kandidat für einen Beitritt in die EU. So zumindest die Lesart der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die ja bekanntlich über jeden Zweifel von Korruption erhaben ist. Deshalb verweigert sie aktuell auch Zahlungen an Ungarn (Platz 77), weil die Regierung unter Viktor Orbán nicht mit Nachdruck gegen Korruption…, oder so.

Auf Platz 122 rangiert Eswatini. Ein kleiner Binnenstaat im südlichen Afrika, der bis 2018 offiziell Swasiland hieß. Dort herrscht König Mswati III. in einer absoluten Monarchie, und ein Großteil der Bevölkerung lebt von weniger als 1 € pro Tag. Die Arbeitslosenquote liegt bei 23 %, unter jungen Menschen sogar bei 46 %. Eine der höchsten Raten weltweit. Nach allgemeiner Lesart handelt es sich bei Eswatini deshalb um einen sogenannten Failed State. Ein Staat, der seine grundlegenden Funktionen nicht mehr erfüllen kann. Deshalb sehen die Weltbank, der IWF, das Weltwirtschaftsforum, die Münchner Sicherheitskonferenz und die NATO, leider auch keine Möglichkeit, Eswatini auf den richtigen Weg zu helfen. Failed State bleibt Failed State!

Auf Platz 123 des Korruptionswahrnehmungsindex, also noch hinter Eswatini, liegt die Ukraine! Wie genau die Weltbank, der IWF, das Weltwirtschaftsforum, die Münchner Sicherheitskonferenz und die NATO, der Ukraine auf den richtigen Weg helfen werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Halt! Stopp! Nochmal gaaaaaanz langsam für Begriffsstutzige, wie mich:

  • Wenn der Kapitalismus, als die beste aller Wirtschaftsformen, in der Lage ist, rund 90% der Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen, bedeutet dies doch im Umkehrschluss, dass derzeit 800 Millionen (!) Menschen am Verhungern sind, oder?
  • Wenn ein Land, wie Eswatini mehr, oder weniger aufgegeben wird, weil die Eliten dort zutiefst korrupt sind, aber ein Land, in dem die Eliten noch korrupter sind, von der die Weltbank, dem IWF, dem Weltwirtschaftsforum, der Münchner Sicherheitskonferenz und der NATO, mit allen verfügbaten Mitteln auf den richtigen Weg … bis zu militärischen…Hä?

Ich geb’s auf. Leute. Das, was uns zum Thema Kapitalismus vs. Kommunismus seit 200 Jahren erzählt wird, ist doch alles Scheibenkleister.

Jemand sollte sich dringend mal wieder ans Meer stellen und nach einem Segel Ausschau halten.

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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 2. Februar 2023 | Peter Grohmüller 2. Februar 2023

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