Pray for Paris?
by Martin K.
Achtung, es folgt eine persönliche Meinung für die ich im Zeitalter der Empörungskultur, des Shitstorms und der abnehmenden Akzeptanz diametraler Meinungen in unserem Kulturkreis im Zweifelsfall nur verbal gesteinigt werde.
Was habe ich in den letzten Tagen nicht alles über die Ursachen und Gründe für den Anschlag in Paris gelesen und gehört. Da wird über den inneren Aufbau von ISIS und dessen verquere Rechtfertigungslogik sinniert, über Konflikte im Nahen und Mittleren Osten gesprochen, die nicht die gebotene Aufmerksamkeit in unseren Medien erhalten, über geschichtliche Strömungen des Islam, Wahabiten, Salafisten, … aber leider wird meiner Meinung nach immer noch viel zu selten über den sprichwörtlichen „Elefanten“ im Raum gesprochen.

Es ist natürlich die Religion selbst, der wir das alles zu verdanken haben. Deren „Nebenwirkungen“ werden auf dem Beipackzettel aber offensichtlich nie erwähnt oder seltsamerweise stets einem anderen Präparat zugeschrieben.
Wie immer nach solchen Anschlägen beklagen auch diesmal moderate Religionsanhänger automatistisch zu Recht eine Pervertierung ihres Glaubens. Dabei will ich nicht mal speziell vom Islam reden sondern meine grundsätzlich jede Religion. Ob nun Christentum, Islam oder Judentum — jede Glaubensrichtung ist laut deren moderaten Anhängern vom Prinzip oder Verständnis her friedliebend.
Dennoch scheint komischerweise niemand den Schluß zu ziehen, das selbst Religion mit den besten Absichten erst das Biotop bereitet, in dem früher oder später radikale Anhänger aufgehen. Unhinterfragter Glauben ist eben keine Tugend sondern eine Einstiegsdroge für das richtig harte Zeug.
Wieso können wir während des Erwachsenwerdens problemlos den kindlichen „Glauben“ an Weihnachtsmann oder Osterhase ablegen aber ziehen bei einem unsichtbaren Freund mit Superkräften und Wohnsitz im Himmel die Grenze? Und nein, ich spreche natürlich nicht von Superman. 😉

Das ursächlichste Problem ist die Religion selbst und es wird leider viel zu selten gesagt. Deshalb ist jeder, der in Anlehnung an den beliebten Hashtag #PrayforParis für Paris „betet“, für mich bedauerlicherweise Teil des Problems.
Ich habe den Text hier als Vollzitat übernommen, weil man es einfach nicht besser sagen kann und weil ich finde, daß Martins Gedanken ruhig noch weitere Verbreitung finden sollten.
Zwar bedarf Martins Text keiner Ergänzung, jedoch habe ich die zwei Bilder im Text heute in Facebook entdeckt und von mir aus zugefügt.
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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
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Ich fürchte, dass ich Martins Beitrag nicht unkommentiert lassen kann. Im Namen Gottes (Jahve, Allah….) wurden und werden seit Jahrhunderten die abscheulichsten Verbrechen begangen. Das ist eine Feststellung mit Binsencharakter. Aber es ging damals wie heute nicht um Religion, auch nicht den IS-Psychopaten. Es geht um Macht und Geld, und einen irgendwie gearteten Gotteswillen als Rechtfertigung, ist ein gleichermaßen uralter, wie erbärmlicher Trick. Den islamischen Staat (und in letzter Konsequenz auch die 130 Tote in Paris) verdanken wir George W. Bush, der – ebenfalls in einem vorgeschobenen religiösen Wahn – den Irak mit einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg überzogen hat, um den US-Ölmultis einen riesigen Claim zuzuschanzen. Alles andere ist wohlfeiles Geschwätz. Wer es genau wissen möchte, dem sei das Buch „Die einzige Weltmacht“ von Zbigniew Brzeziński empfohlen, DIE Blaupause für den US-amerikanischen Hegemonialanspruch, für dessen Durchsetzung die USA das Völkerrecht seit Generationen mit Füßen treten.
@Peter Grohmüller:
Selbst wenn das für die Führer des IS Gültigkeit hätte (wovon ich nicht überzeugt bin), trifft das sicher nicht auf die zehntausenden IS-Anhänger zu. Diese vollführen und rechtfertigen ihre Taten in dem Bewusstsein, Gottes Werk zu tun.
……..beinahe hätte ich es vergessen: natürlich spielte und spielt auch das erbärmliche Verhalten der Weltgemeinschaft dabei eine entscheidende Rolle. Bestes Beispiel war wohl Robert Mugabe als gerne gesehener Gast auf dem G-20-Gipfel. Noch Fragen?
@ Matin: ich sehe hier keinen Widerspruch zwischen Deinen und meinen Thesen. Sicher laufen Zehntausende den Chefs des IS (oder all den anderen selbsternannten „religiösen Führern“) hinterher, aufgepeitscht durch radikale Predigen und Heilsversprechen, zugedröhnt mit gequirlter Kacke. Aber an der Spitze der Religionen stehen immer machtgeile Potentaten.
RELIGION VERDIRBT DEN CHARAKTER
Georg