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Pils- und Bärensammler

Pils Und Bärensammler

Einen grausamen Fund machten einer in Süddeutschland erscheinenden Zeitung zufolge „Pils- und Bärensammler“ am Wochenende. Ich habe mich ja daran gewöhnt, dass seit der Einsparung von Korrektoren und Lektoren in der Zeitung alles so abgedruckt wird, wie es der hastige Journalist in die Tasten gehauen hat.

Früher gab es ein mehrstufiges Korrekturverfahren. Der Reporter unterwegs diktierte oft telefonisch seine Zeilen dem Telefondiktatdienst der Zeitung. Die Sekretärinnen, die die Diktate aufnahmen, waren ausgebildete Fachkräfte und beherrschten die Rechtschreibung aus dem Effeff. Danach schaute ein Lektor über den Text und korrigierte übrig gebliebene Fehler. Als Nächstes waren es die Setzer, die ganz früher aus einzelnen Lettern und später dann an der Setzmaschine die Texte zu Druckplatten machten. Auch sie hatten einen großen Berufsstolz und sie rechneten es sich hoch an, wenn sie trotz der Vorkontrollen auch noch Fehler finden und berichtigen konnten. So wurde übrigens in der Zeitung aus dem ehemaligen Mercedes-Benz-Chef Edzard Reuter immer mal wieder ein Eduard Reuter. Der Setzer konnte sich nicht vorstellen, dass es den Namen Edzard tatsächlich gab.

Bei Meldungen von Belang schaute dann zu guter Letzt auch noch ein Redakteur über die Zeitungsseite und merzte letzte Fehler aus.

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Doch heute? Es muss überall effizient gearbeitet werden und das bedeutet in Zeiten schwindender Auflagen oft das Sparen ausgerechnet da, wo die Qualität erzeugt wurde. Denn die Qualität eines Blattes entsteht nicht nur durch die flotte Schreibe des Journalisten, sondern auch durch gute Rechtschreibung, schöne Grammatik und einen sauberen Satz mit ordentlichen Abständen und Trennungen (und nicht T-rennungen, wie neulich gesehen). Auch das Layout spielt eine entscheidende Rolle.

Gut, nun hat sich diese Zeitung, um die es heute gehen soll, zu einem Artikel über Pils- und Bärensammler hinreißen lassen. Die haben in einem Wald Knochenteile gefunden, die offenbar menschlichen Ursprungs sind. Die Behörden ermitteln.

Doch wie muss ich mir das Pils- und Bärensammeln vorstellen?

Es war ein sonniger Morgen, als eine Gruppe ambitionierter Pils- und Bärensammler in den Tiefen eines deutschen Waldes ihrer Leidenschaft nachging. Diese mutigen Naturfreunde hatten wertvolle Schätze der Natur im Visier: herrliches Waldpils und kuschelige Bären.

Wo sprudelt das Waldpils?

Die Jagd nach dem sagenumwobenen Waldpils begann vielversprechend. „Wir hatten gehört, dass es hier Pilsquellen gibt“, erklärte der ambitionierte Sammler Schorsch Bruntzmann, während er vorsichtig durch das Unterholz schlich. Doch eine zentrale Frage blieb ungeklärt: Wie wächst Pils eigentlich? „Das ist schon in Flaschen abgefüllt?“, mutmaßte Bruntzmanns Kumpel, Otto Schluck-Halsrein. Der Dritte im Bunde, Jens Flottotto erklärte, er habe gehört, man müsse das erst mit einem kleinen Kännchen aus einem Stein zapfen.
Die Vorstellung, dass das Waldpils einfach so in Bierkästen herumsteht, wurde schnell verworfen – das sei schließlich zu praktisch, um wahr zu sein.

Jens Flottotto fand tatsächlich eine Lichtung, auf der goldgelbe Flaschen glitzerten. Doch dann standen die Pilssammler vor der Frage, wie viel Pils ein einzelner Sammler eigentlich mitnehmen darf. Da gibt es doch bestimmt eine Regelung oder ein Gesetz.
Bruntzmann meinte: „Drei Kästen pro Person!“ und Otto-Schluck-Halsrein tippte eher darauf, dass es eine Promillegrenze geben müsse. Bis heute bleibt diese Frage unbeantwortet.

Bärensammeln – Die Kunst der Körbchentechnik

Parallel zur Pilsjagd durchkämmte die Dreiergruppe den Wald aber auch auf der Suche nach prächtigen Bären. „Wir suchen am liebsten die kleinen, frischen Bären“, erklärte Bruntzmann und öffnete demonstrativ sein extra stabiles Weidenkörbchen. „Die passen besser ins Körbchen und machen sich später toll als Deko auf der Couch!“ Die Wahl des Behälters war natürlich umstritten. „Für einen Grizzly ist der Korb zu klein“, meinte Otto Schluck-Halsrein und fügte hinzu: „Vielleicht sollte man die Bären einfach unter den Arm klemmen“.

Ein erfahrener Bärensammler, den die Gruppe auf einer Lichtung traf, widersprach energisch: „Bären sind wie Kartoffeln – die müssen gestapelt werden!“ Die Gruppe überlegte, ob es sinnvoll sei, für größere Exemplare einen Bollerwagen mitzunehmen. Ein weiser Ratschlag kam schließlich von einem älteren Wanderer: „Achtet lieber darauf, dass ihr einen Zuckerstreuer dabeihabt! Ihr müsst den Bären nämlich Zucker in den Bauchnabel streuen, dann halten sie ganz still.“

Ein wichtiger Hinweis kam von einer Joggerin. Sie wies die Pils- und Bärensammler darauf hin, dass es in der Nähe des Parkplatzes eine Pilsbegutachtungsstelle gibt, bei der man das gefundene Pils und die mitgenommenen Bären von einem Fachmann begutachten lassen kann. So vermeidet man Fehlgriffe. Unerfahrene Sammler sollen erst vor drei Wochen Öttinger-Pils und Germania-Pils mitgenommen und zu Hause verzehrt haben. Sie sind alle furchtbar krank geworden und es mussten ihnen die Gehirne auspumpt werden.

Der grausige Fund

Doch das Highlight des Tages war wohl die Lichtung mit den goldbraun glänzenden Pilsflaschen. Nachdem die hartgesottenen Sammler bei den Bären diesmal kein Glück hatten (ein gemeinschaftlich gefangener Pandabär erwies sich dann bei genauerer Betrachtung als Ochsenfrosch, der wieder freigelassen wurde) wollten die drei Pilsfreunde wenigstens möglichst viele Bierflaschen mit nach Hause nehmen.
Zu der Lichtung zurückgekehrt mussten die drei Männer aber bei genauerem Hinsehen feststellen, dass dort gar keine Bierflaschen standen. Es handelte sich lediglich um den Verkaufsstand der Försterei für Gläser mit goldgelbem Waldhonig.

Fazit: Waldabenteuer mit Kuriositäten

Die Expedition hat gezeigt, dass der Wald immer wieder für Überraschungen gut ist. Ob nun Pils oder Pilz, Bären oder Beeren – wer suchet, der findet. Nur sollte man sich vorher vielleicht ein bisschen besser über die tatsächliche Flora und Fauna informieren, bevor man mit einem Körbchen voller Überraschungen nach Hause kommt.

Bildquellen:
  • pils-und-baerensammler: Peter Wilhelm KI


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. Februar 2025

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