Seit Wochen gehen in vielen Städten und Gemeinden Hunderttausende Menschen auf die Straße und protestieren gemeinsam gegen das brandgefährliche Wiedererstarken nationalsozialistischen Gedankengutes in Deutschland…
…knapp 80 Jahre, nach dem diese Ideologie die halbe Welt in Brand steckte und Millionen Menschen das Leben kostete. Sie alle vereint der Wunsch nach einem „Nie wieder“, den sie auf Plakaten und Spruchbändern in Form der Parole „Nie wieder ist heute“, zum Ausdruck bringen.
Leider habe ich den Eindruck, dass die redlichen und aufrechten Demonstrantinnen und Demonstranten gegen das Vergessen, allesamt übersehen, dass das „Nie wieder“ bereits gestern war, zumindest wenn man das Vergessen um den Punkt des Krieges erweitert. Denn in meinen Augen sind Faschismus und Krieg zwei Seiten derselben Medaille. Oder anders formuliert:
Ohne Faschismus kein Krieg!
Um es exakt zu datieren, endete das „Nie wieder“ bereits am 24. März 1999. An diesem denkwürdigen und schwärzesten Tag, seit dem 1. September 1939, hatte die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer nämlich beschlossen, dass sich Deutschland an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO gegen die Sozialistische Republik Jugoslawien beteiligen werde.
Über das Land und den Köpfen der Menschen ging 78 Tage und Nächte lang ein infernalischer Bombenhagel nieder. Dabei wurden seitens der westlichen Wertegemeinschaft auch zivile Ziele, wie die Wasserversorgung, Brücken, Schleusen, Elektrizitätswerke, Bahnhöfe, Schulen und Krankenhäuser zerstört, sowohl mit Splitterbomben als auch mit Uranmunition! Hört sich verdammt aktuell an, nicht wahr? Die Gesamtzahl der Todesopfer durch die Bombardements wird auf 3.500 geschätzt. Jugoslawien wurde von der NATO vorsätzlich in einen Flickenteppich einzelner Staaten zerschnitten und in einen dauerhaften Glutherd für lokale Kriege. Qui Bono?
Damit hatten ausgerechnet die Sozialdemokraten und die Grünen, die ja ihre Wurzeln bekanntermaßen auch in der Friedensbewegung verorten, eine ideelle Brandmauer brutal eingerissen. Ein unumstößliches Grundprinzip, das seit dem 23. Mai 1949 auch das Fundament unseres Grundgesetzes bildet, und auf dem in großen Lettern geschrieben stand: „Nie wieder Krieg!“ Eine Brandmauer, die beinahe 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, nun gegen den Rechtsextremismus gefordert wird… ausgerechnet von CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen! Weshalb „ausgerechnet“?
Es gliche dem Rühren in Erbrochenem, all die menschenverachtenden Parolen aufzuzählen, die den Bürgerinnen und Bürgern hierzulande in einer Endlosschleife der Niedertracht, in die Köpfe gehämmert wurden und noch immer werden.
Vor allen Dingen in Wahlkampfzeiten und vor allen Dingen aus den Reihen der Union, garniert mit Nachrichten von Korruption, Machtmissbrauch und Selbstbereicherung… exakt der gleichen Leute, die heute von den Bürgerinnen und Bürgern fordern, dem rechten Rand eine Brandmauer der Demokraten entgegenzustellen?
Ob man dies nun unter Zynismus, unter Arroganz, oder unter beidem einordnen mag, sei jedem selbst überlassen.
Dass die Diskrepanz zwischen distinguierter Aussage und maliziösem Handeln der etablierten Parteien, CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen bei den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland Enttäuschung und maßlose Wut auslösen und einen fruchtbaren Nährboden für nationalsozialistisches Gedankengut bereitet, sollte jedem klar sein, der sein Denken noch nicht an die Axel Springer SE oder an Markus Lanz outgesourct hat.
Was mir persönlich jedoch nicht einleuchtet… nicht einleuchten mag, ist, weshalb all die zu Recht Enttäuschten, die Betrogenen und Abgehängten nun ausgerechnet ihr „Heil“ bei dem ultrarechten Parteienrand suchen. Ausgerechnet bei jenen Leuten, die das Dritte Reich und all die Verbrechen, all die Millionen Toten, lediglich als einen „Vogelschiss in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ betrachten.
Das Wegbrechen von Empathie und Toleranz und die Erosion zivilisierter Werte und Tugenden in den heutigen Tagen in der Bundesrepublik, erinnern mich fatal an die Zustände der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1936, in der das politische Establishment des Bürgertums und ein Dutzend Banken und Großkonzerne sich schon einmal auf dem Rücken der Bevölkerung, rücksichtslos die Taschen vollstopften, Millionen von Bürgerinnen und Bürger der Armut und dem Elend überließen und so letztendlich den Rattenfängern der NSDAP in die Arme trieben.
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ Hermann Hesse
Nie wieder war gestern!
- nbie-wieder: PW
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