Mit großer Spannung wurde das erste und einzige TV-Duell der Kanzlerkandidaten der beiden großen Parteien erwartet und gestern Abend fand es dann auch endlich statt.
Und was durfte der Zuschauer sehen? Angestrengtes Dauerkuscheln und bemüht, erzwungene Konfrontation.
Keiner der Kandidaten war auch nur ansatzweise in der Lage, dem Zuschauer klarzumachen, warum denn nun ausgerechnet er der/die bessere Alternative wäre. Allenfalls ließ Frau Merkel keinen Zweifel daran, daß es aus ihrer Sicht zu ihr gar keine Alternative gibt. Frank-Walter Steinmeier vermochte nicht einmal das, denn nur darauf zu verweisen, vier Jahre lang die zweite Geige, und das auch noch in der dritten Reihe, gespielt zu haben, bringt nicht viel.
Möglicherweise wird man in ein paar Tagen gar nicht ohneeinander weitermachen, doch möchte jeder lieber ganz alleine oder wenn schon in Koalition, dann doch aber mit einem ganz anderen Partner weiterregieren. Wunschdenken! Denn obwohl diese andere Partner mit den Hufen scharrend in den Startlöchern stehen, bleibt nichts derzeit fraglicher, als die Möglichkeit einer schwarz-gelben oder einer rot-grünen Regierung. Rot-Grün halte ich persönlich für wenig realistisch, die haben unser Land schon einmal, unter Gerhard „Gasmann“ Schröder an die Wand gefahren, die Auswirkungen spüren wir heute ganz banal jeden Tag an der Zapfsäule und weniger banal an den Leuten, die Abfall essen müssen.
Aber letztlich entscheiden die Wähler und spannend bleibt es diesmal bis zum Schluß und immer wenn es spannend ist, kann man schlecht voraussagen, was kommen wird und vielleicht kommt ja tatsächlich, Gott behüte, wieder schwarz-rot. Die Chance dafür jedenfalls hat Steinmeier im TV-Duell nicht deutlich verbessern können.
Ja und was ist mit schwarz-gelb? Guido Westerwelle würde ja so gerne… Gleich einem englischen Thronfolger kreist er ja schon seit gefühlten Ewigkeiten wie ein hungriger Geier in Wartestellung um den Posten des Vizekanzlers und manch einer wünscht ihm fast schon aus Mitleid endlich mal ein Punktklandung. Die Zeichen dafür, daß das diesmal klappen könnte, stehen ja gar nicht so schlecht; aber hoffentlich wird das keine Bauchlandung!
Während die Grünen sich komplett von einer alternativen Bewegung zu einer etablierten und bequemen 08/15-Partei entwickelt haben und man mittlerweile in den Programmen der großen Parteien mehr grünes Gedankenwerk findet, als bei den Grünen selbst, braucht die FDP einen solchen Wandel gar nicht erst zu machen. Als Zünglein an der Waage sind die Freidemokraten wesentlich geübter und man wird sich, im Falle eines schwarz-gelben Koalitionswahlsieges noch mehr darauf einstellen dürfen, daß künftig der Schwanz mit dem Hund wedeln wird.
Sagen wo die Unterschiede liegen, das war das was Merkel und Steinmeier gestern im TV-Duell taten, mehr nicht. Keiner von beiden traute sich, den jeweils anderen anzugreifen, so sehr sich die Journalistenriege Plasberg & Co. auch mühte. Man sagte nur, man sprach nur, man rechnete nicht ab, sondern nur vor.
Die einen Zahlen sprachen mehr für Merkel unter deren Führung das alles möglich geworden sei und die anderen Zahlen sprachen eher für Frank-Walter Steinmeier, der selbst gar nichts bewegt hatte, sondern allenfalls auf Vorvorvorerfolge bzw. deren Spätwirkungen der Schröder-Administration verweisen konnte.
Ich jedenfalls hätte als unentschiedener Wähler, der sich hier den letzten Kick zur Entscheidung holen wollte, durch dieses TV-Duell keine Impulse erhalten.
Allenfalls hätte man in jedem Fall von Angela Merkel mehr erwartet, ging sie doch mit dem Bonus der Amtsinhaberin ins Rennen. Und Steinmeier hat ja im Zweifelsfall nicht viel zu verlieren, Vizekanzler kann er ja bleiben, käme es wieder zu Schwarz-Rot. Von ihm hätte ich so dann doch ein bißchen mehr Wadenbeißerei erwartet.
Insgesamt blieb der große Schlagabtausch aus und das Ganze glich doch eher einer Bewerbung um eine neue Runde der großen Koalition.
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