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Landschulheim, ich kotze gleich

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Wenn wir hier das Wort Landschulheim hören, dann kommt uns fast das Essen der letzten zwei Wochen wieder hoch. Ähnliches gilt für Klassenfahrten aller Art, Tageswanderungen, Exkursionen und was sich Lehrer sonst noch einfallen lassen.
Natürlich sollen Lehrer mit ihren Klassen auch mal wegfahren, damit der Klassenverbund gestärkt wird und Kinder auf noch einer weiteren Ebene soziale Kompetenz einüben können.

Mal!

Aber doch nicht beinahe jedes Jahr!

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Bei uns hängt der Brotbeutel nicht so hoch und wir können uns die diversen geforderten Geldbeträge leisten, aber dennoch geht mir das Messer in der Tasche auf, wenn ich sehe, mit welcher Selbstverständlichkeit Lehrer voraussetzen, daß man mal eben so nebenbei 232 Euro für eine viertägige Fahrt hinlegen soll. Es gibt doch, und das weiß ich nur zu gut, genügend Eltern, die sich solche Beträge nicht so ohne weiteres leisten können. Und dann kommt der absolute Blödsinn, den nur jemand verzapfen kann, der selbst finanziell (zu) gut ausgestattet ist: Die Lehrerin fordert für eine Klassenfahrt, die erst im Juli 2011 (!) stattfindet, jetzt schon bis zum 12.12.2010 die erste Rate.

 

Da wissen viele Eltern nicht, wie sie ihrer Familie einen anständigen Weihnachtsbraten hinstellen sollen und dann knappst die Schule vom ohnehin schmalen Budget kurz vor Weihnachten nochmals 50 Euro ab. Ich finde, das hätte auch noch bis in den März hinein Zeit gehabt.

Überhaupt: Für 232 Euro bekomme ich bei diversen Online-Anbietern auch 2 Wochen Sonne, Strand und Komplettverpflegung im „all inclusive“ Paket. Ach ja: inklusive Flug hin und zurück!

Okay, die Lehrerin schreibt, im Preis seien „Unterkunft, Vollverpflegung, Hin- und Rückfahrt“ enthalten.
Ähem, hüstel. Die Fahrt geht nach Stade, das liegt bei Hamburg, haben die gedacht, wir würden die Kinder eventuell mal eben selbst da hin bringen? Oder hatte man eventuell im Hinterkopf, wir würden unserer Tochter ein Fresspaket für die Reisedauer mitgeben? Nein, es ist doch wohl selbstverständlich, daß bei einem so hohen Preis wenigstens das Essen und die An- und Abreise enthalten sind, oder?

Gut, so ein Aufenthalt im Landschulheim soll ja was Wichtiges bewirken, ist ja klar…

Im Zettel, den wir Eltern unterschreiben sollen, stellt die Lehrerin heraus, daß es dort ein Erlebnisbad, ein Bowlingcenter und ein Kino gibt. Außerdem gibt es Klavier, Fernseher, Video, DVD, Beamer, Billard, Kicker, Tischtennis, Beachvolleyball, Streetball, Spielwiese und Grillmöglichkeit.

Ja, das klingt nach was pädagogisch Wichtigem!

Das Reiseprogramm bietet am ersten Aufenthaltstag eine Stadtführung durch das Reiseziel Stade bei Hamburg und eine Fahrradtour in Alte Land. Okay.
Am zweiten Tag folgt dann eine Fahrt zu Deutschlands einziger Hochseeinsel, nach Helgoland. Okay, auch soweit in Ordnung, aber dann heißt es: „Neben dem zollfreien Einkauf hat Helgoland einiges zu bieten.“
Entschuldigung! Das sind 13-jährige Kinder! Was bitte sollen die auf Helgoland zollfrei einkaufen? Was sind denn die begehrten zollfreien Produkte? Schnaps, Zigaretten, Tabak, Parfum! Und brauchen unsere Kinder das? Nein!
Wer also will dort zollfrei einkaufen? Wenn überhaupt, dann kommen hierfür nur die begleitenden Lehrer in Frage. Aber dann fragen wir uns: Für wen wird so eine Fahrt veranstaltet?

Am nächsten Tag fahren die dann nach Hamburg. Hamburg ist sicher eine Reise wert und es gibt ja auch „Informationen über die wirtschaftliche Bedeutung der Speicherstadt“.
Wir sind ja froh, daß am Abend dieses Tages nicht ein gemeinsamer Besuch von St. Pauli zum gemeinsamen Verzehr der „zollfreien Einkäufe“ eingeplant ist.

Wir finden, daß solche Fahrten unnötig sind! Eine Wanderung in den nahen Odenwald hätte es auch getan und Landschulheime gibt es hier in der Gegend auch.
Das was die Lehrer da den Schülern über das Alte Land, Helgoland, Stade und Hamburg erzählen können, das könnten sie genau so gut hier in Mannheim erzählen.

Eine schöne Radtour durch die Pfalz, eine Busfahrt zur wildromantischen Kollerinsel im Altrhein und dann ein Besuch des Mannheimer Hafens… wir haben das alles auch hier vor der Haustür, aber leider natürlich ohne zollfreien Einkauf…

Natürlich schreibt die Lehrerin, man könne sie bei irgendwelchen Fragen gerne anrufen oder ihr mailen, jedoch gibt sie vorsichtshalber besser erst gar keine Rufnummer und keine Mail-Adresse an.

Also blogge ich darüber.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. Dezember 2010 | Revision: 26. November 2012

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