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Jetzt schreiben wir 100 mal: Die CDU hat gewonnen!

Wenn immer mehr Parteien sich zur Wahl stellen, dann wird das Stückchen, das jede vom großen Kuchen abbekommt naturgemäß kleiner. Denn nur weil jetzt die Linken an Bedeutung gewinnen und die Piraten-Partei hinzugekommen sind, wird ja nicht der zu verteilende Kuchen größer. Außerdem wird die sinkende Bedeutung der großen Volksparteien seit Jahren beobachtet. Konservative wählen eben nicht nur noch ausschließlich CDU und wer links ist, hat noch mehr Alternativen als ausgerechnet die Sozialdemokraten.
Diejenigen, die also vorher gesagt haben, es sei ganz natürlich, daß die beiden großen Parteiriesen SPD und CDU an Prozentpunkten verlieren würden, unter anderem ich hier im Dreibeinblog, haben durchaus richtig prognostiziert.
Wenn aber nun das Abgeben von Stimmen, sowohl bei der SPD, als auch bei der CDU/CSU schon vorprogrammiert war und jeder damit rechnete, daß Linke, Grüne und Piraten ein paar Punkte zulegen, woher kommt denn dann bitteschön die allgemein und vehement getane Aussage mit dem Tenor, die CDU habe „schrecklich viel verloren“?

Klar, die Christdemokraten haben Federn lassen müssen, aber hier von einem Ereignis historischer Bedeutung oder Tragweite zu sprechen, ist in Hinblick auf die Historie zwar korrekt, aber in Bezug auf die Bedeutung blanker Blödsinn; denn unterm Strich haben die Konservativen ihr Wahlziel, nämlich die schwarz-gelbe Koalition, doch erreicht. Damit sind sie mit Fug und Recht als Wahlsieger zu bezeichnen, ob mir/uns/einem das nun passt oder nicht.

Vor diesem Hintergrund vergurken sich manche Journalisten-Kollegen derzeit in Satzkonstruktionen, die den Wahlsieg der CDU kleinredet, deren Verluste hochstilisiert und das katastrophale Abschneiden der SPD verharmlost darstellen.

Ein Beispiel gefällig:

„Mit einem historischen Tief an Prozentpunkten gelingt es der CDU nur so eben das hervorragend erstarkte linke Lager zu übertrumpfen.“

Daß das „hervorragend erstarkte linke Lager“ aus SPD und den LINKEN besteht, die gar nicht miteinander können und wollen, das wird erst in einem Nebensatz im weiteren Verlauf des Artikels klar.

Auch dieser Satz, der auf meine Nachbarstadt Mannheim Bezug nimmt, ist ähnlich verquast:

„Mit 29,1 Prozent erzielte die CDU insgesamt in Mannheim ein fast 2 Prozent schlechteres Ergebnis als in der vorigen Periode. Die SPD verzeichnete ein nicht ganz so schlechtes Ergebnis wie im Bundestrend. Mit 24,7 Prozent liegt sie allerdings deutlich hinter dem Ergebnis von 2005, als die SPD als stärkste Kraft 37,1 Prozent der Zweitstimmen für sich verbuchen konnte.“

Da wird der im Effekt unbedeutende Verlust von 2 Prozent auf Seiten der CDU als „schlechteres Ergebnis“ bezeichnet und von der SPD heißt es „verzeichnet ein nicht ganz so schlechtes Ergebnis wie im Bundestrend“. Daß die SPD 12,4 % verloren hat, also einen mehr als sechsmal so großen Verlust hinnehmen muß und die CDU jetzt als effektiver Sieger das Wahl in Mannheim noch einen weiteren Bundestagskandidaten nach Berlin schicken kann, davon kein Wort.
Dafür ist Mannheim doch an sich dafür bekannt, daß man hier „jedem Daggel ä rodes Fähnle on de‘ Schwonz binne kann“ und der dann gewählt wird.
Dieses Mal haben weder Schwanz noch rotes Fähnle geholfen, die Menschen haben der CDU bedeutend mehr Stimmen gegeben, als der SPD. Das ist einfach so, da kann man die Sätze noch so verunstalten, wie man will. Aber vielleicht ist mancher ja in seinem tiefsten Herzen so sehr Mannheimer und so sehr rot, daß er einen Satz wie: „Die CDU hat die Wahl gewonnen!“, gar nicht über die Lippen bekommt.

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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