Es gibt diese runden, weißen Verkehrsschilder mit dem roten Rand, bei denen in der Mitte eine Zahl steht. Das ist das Schild, das eine Geschwindigkeitsbegrenzung anzeigt. Schneller als die angezeigte Geschwindigkeit darf man nicht fahren.
Genauer gesagt handelt es sich um das Verkehrszeichen Nummer 274 (nach § 41 Abs. 1 StVO, Vorschriftzeichen), wobei die Nummer 274 noch um die aufgedruckte Geschwindigkeit ergänzt wird. Das 50 km/h-Zeichen wäre also das Schild 274-50.
Ich bin das Arschloch, das sich an diese Geschwindigkeitsvorschrift hält. Ja, ich bin sogar eine selten dumme Sau, weil ich das tue.
Das zumindest hat mir gestern ein älterer Herr in Mannheim-Sandhofen verbal bescheinigt. Er bemüßigte sich, an einer roten Ampel aus seinem Diesel-Mercedes auszusteigen, an meine Seitenscheibe zu klopfen und mir dann mit heiserer Stimme und hochrotem Kopf Folgendes mitzuteilen: „Wenn man wie Du sich an die Schilder hält, Du Arschloch, behindert man den freien Verkehr. Auch Du hast Dich gefälligst an den fließenden Verkehr anzupassen, Du dumme Sau!“
Die Stadtstraße, die ich entlanggefahren bin, hat nahezu durchgehend Tempo 50, stellenweise auch mal kurz 30. Und ich bin exakt das Tempo gefahren, das mir dort vorgeschrieben ist.
Bitte! Ich habe seit fast 50 Jahren den Führerschein und weiß, was der Alte von mir wollte und wie viele andere denken. So ein bißchen schneller als erlaubt kann man doch problemlos fahren. Die Polizei zieht doch sowieso noch Toleranz ab. Die Tachos gehen alle etwas vor.
Ein bißchen schneller fahren, erhöht den Verkehrsdurchsatz und macht alles flüssiger.
Nö.
Es hat so viele Versuche renommierter Universitäten gegeben, allen voran von der Uni Mainz, die eindeutig gezeigt haben, dass ein moderater Fahrstil unter Beachtung der Höchstgeschwindigkeiten einen durchweg schneller und stressfreier und auch materialschonender ans Ziel bringt, als der Versuch, das mit viel Gas und Schalten in aller Eile zu tun.
Ob ich nun die jeweils geforderte Höchstgeschwindigkeit gut finde, spielt überhaupt keine Rolle. Ja, ich ärgere mich oft genug über vermeintlich unsinnige Begrenzungen. Es spielt für mich auch keine Rolle, ob viel oder wenig Verkehr ist, ob es Tag oder mitten in der Nacht ist oder ob alle anderen meinen, schneller fahren zu müssen: Ich halte mich einfach an das, was auf den Schildern steht. Und das tue ich nicht, weil ich so ordnungsliebend oder gesetzestreu bin. Nein, ich tue das, weil
Ich möchte einfach entspannt und ohne Ärger am Ziel ankommen, und das gelingt mir am besten, wenn ich einfach das mache, was die Verkehrsplaner von mir fordern.
Um Himmels Willen: Ich behaupte keinesfalls, dass ich immer exakt richtig fahre! Das gelingt mir gar nicht. Ich bin immer so’n Ticken zu schnell, aber nur so lange, bis ich das merke.
Und da sind wir bei einem Aspekt des Ganzen.
Als ich nämlich meinen Führerschein gemacht habe, hatten Autos 50 PS oder 75 PS und große Wagen hatten sogar 100 PS.
Da machte dann auch der Motor ein entsprechend lautes Geräusch, wenn man eine bestimmte Geschwindigkeit fuhr.
In diesem Blog hier erzähle ich ja immer mal wieder Geschichten von den Autos, die alle schon mal hatte. Eines der ersten Autos war ein VW-Bus mit 47 PS. Der Boxermotor im Heck hatte manchmal echt Mühe, das Fahrzeug zu beschleunigen, vor allem, wenn mehrere Personen mitfuhren.
Das Motorgeräusch war eigentlich immer sehr präsent.
Dann gelangte ich durch glückliche Umstände an einen Audi 100 GL mit 112 PS.
Im Vergleich zum VW-Bus hörte man den Motor des Audi viel weniger. Das brachte es mit sich, dass ich ganz normal beschleunigte und schon bei 80 km/h war, bis ich vom Motorgeräusch her ungefähr da war, wie sich der VW bei 50 angehört hätte.
Der Motor hatte viel mehr Laufruhe, der Audi war luxuriös gedämpft, man merkte gar nicht, wie schnell man fuhr. Daran habe ich mich damals erst gewöhnen müssen.
Heute fahre ich ein Hybridfahrzeug. Mein Toyota Yaris ist in der Lage, elektrisch quer durch die Stadt zu fahren. Dabei macht er, wie das eben beim elektrischen Fahren so ist, kaum Geräusche. Das geht so weit, dass der Hersteller verpflichtet ist, ein künstliches Fahrgeräusch abzuspielen, damit Fußgänger sich nicht erschrecken, wenn plötzlich so ein lautloses Fahrzeug sich nähert.
Das bringt für mich denselben Effekt mit sich, wie damals beim Umgewöhnen vom VW-Bus auf den Audi 100. Ich hatte das schon mal, als ich ein paar Jahre den tollen Jaguar XF fahren durfte. Ein Traumauto! Der 6-Zylinder-Motor in dieser traumhaft geräuschgedämpften Limousine war im Innenraum so gut wie nicht zu hören.
Beim Toyota Yaris ist das jetzt nochmal ein Stück heftiger. Wieder ertappe ich mich dabei, dass ich ruckzuck schon auf 80 km/h hoch bin, obwohl ich nur 50 fahren dürfte.
Aber dafür hat der Toyota einen Assistenten an Bord. Das Auto erkennt Verkehrsschilder, Ortseingangsschilder und Tempo-Zonen und zeigt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auch auf seiner digitalen Instrumententafel an. Überschreitet man dieses Tempo, gibt das Auto ein Ping als Warnsignal aus.
Glücklicherweise ist das Signal sehr dezent und liegt für mich unter der Aufmerksamkeitsschwelle. Mit anderen Worten, das lässt sich wegignorieren.
Natürlich kann man das auch ausschalten. Das muss man aber vor jeder Fahrt neu tun, was mir zu lästig ist. Aber ich halte mich ja sowieso gerne an das vorgeschriebene Tempo und so sind die Ping-Geräusche eine willkommene Erinnerung für mich, dass ich dabei bin, zu schnell zu werden.
Es gibt da auch einen Trick, den Toyota-Mechaniker kennen, um die Toleranz des Geschwindigkeitswarners von 5 auf ich glaube 15 hochzusetzen. Das käme dann denjenigen entgegen, die immer so knapp drüber fahren, was ich ja auch noch okay finde.
Aber mein Toyota-Händler wollte mir das auch auf Nachfrage hin nicht einstellen. Andere Werkstätten machen das.
Damit sind wir wieder beim Thema.
Ich schrieb gerade, dass ich es okay finde, wenn andere etwas schneller fahren. Können sie machen, solange sie andere und vor allem mich nicht gefährden, bedrängen oder in waghalsige Manöver verwickeln.
Und komme mir keiner, ich sei es, der durch meinen Versuch, mich korrekt zu verhalten, andere dazu nötigte, sich in eine waghalsige Fahrweise zu begeben. Das ist Quatsch!
Das mag auf Autobahnen für Linksspurschleicher gelten, aber nicht auf Straßen mit Geschwindigkeitsbegrenzung und schon gar nicht, wenn sich jemand richtig verhält.
Ich fahre auch gerne schnell. Aber eben nur da, wo es auch erlaubt ist. Auf Autobahnen beispielsweise.
Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen
Auf deutschen Autobahnen gibt es kein generelles Tempolimit; jedoch wird eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h empfohlen. Diese Empfehlung dient der Verkehrssicherheit und berücksichtigt die erhöhte Gefahr, die mit höheren Geschwindigkeiten einhergeht.
Mögliche Mitschuld bei Unfällen
Obwohl das Überschreiten der Richtgeschwindigkeit keine Ordnungswidrigkeit darstellt, kann es im Falle eines Unfalls zu einer Mithaftung führen. Gerichte bewerten in solchen Fällen die sogenannte Betriebsgefahr des Fahrzeugs, die mit steigender Geschwindigkeit zunimmt. So entschied das Oberlandesgericht München1, dass ein Fahrer, der mit etwa 200 km/h unterwegs war und in einen Unfall verwickelt wurde, eine Mitschuld von 25 Prozent trägt. Die Begründung lautete, dass andere Verkehrsteilnehmer solche hohen Geschwindigkeiten oft nicht einschätzen können, was das Unfallrisiko erhöht.
Erhöhtes Unfallrisiko bei hohen Geschwindigkeiten
Hohe Geschwindigkeiten erschweren es, rechtzeitig auf unerwartete Situationen zu reagieren. Die Reaktionszeit bleibt zwar konstant, jedoch verlängert sich der Bremsweg mit zunehmendem Tempo erheblich. Zudem können andere Fahrer die Geschwindigkeit schnell herannahender Fahrzeuge oft nicht korrekt einschätzen, was zu gefährlichen Situationen führen kann. Statistiken zeigen, dass überhöhte Geschwindigkeit eine der Hauptursachen für tödliche Unfälle auf Autobahnen ist2.
Rechtliche Konsequenzen
Bei einer deutlichen Überschreitung der Richtgeschwindigkeit kann im Falle eines Unfalls eine Mithaftung von mindestens 20 Prozent auferlegt werden3. Dies gilt selbst dann, wenn der Schnellfahrende den Unfall nicht direkt verursacht hat. Die genaue Höhe der Mithaftung hängt von den Umständen des Einzelfalls ab und wird von den Gerichten festgelegt.
Fazit
Während es auf deutschen Autobahnen erlaubt ist, schneller als 130 km/h zu fahren, sollte man sich der erhöhten Risiken und möglichen rechtlichen Konsequenzen bewusst sein. Die Einhaltung der Richtgeschwindigkeit trägt maßgeblich zur eigenen Sicherheit und der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer bei.
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Fußnoten:
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- Spiegel:">https://www.spiegel.de/auto/unfallstatistik-zu-hohes-tempo-hauptgrund-fuer-unfalltote-auf-autobahnen-a-7da17506-309e-41f6-94d0-55691122e55c">Spiegel: Unfallstatistik und überhöhte Geschwindigkeit (zurück)
- ADAC:">https://www.adac.de/verkehr/recht/bussgeld-punkte/geschwindigkeitsueberschreitung/">ADAC: Geschwindigkeitsüberschreitungen und rechtliche Folgen (zurück)
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