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Satire

Hör mal hin! Da singt doch einer!

Ja, was ist denn da passiert. Da tut ein Pfarrer das, was Pfarrer normalerweise tun, er singt während einer kirchlichen Zeremonie Halleluja.
Das ist nichts Besonderes sollte man meinen, doch dieser Pfarrer wurde beim Singen aufgenommen und diese Aufnahme fand ihren Weg zu YouTube.
Und dann ging es los, mittlerweile hat das Video über 27 Millionen Aufrufe und wird in den nächsten Tagen die 30-Millionen-Grenze knacken.

Schauen und hören wir also mal rein:

Und wer meint, das sei schon alles, der hat das hier noch nicht gesehen:

Man darf davon ausgehen, daß wir von Pfarrer Ray Kelly noch viel hören und lesen werden.

Das Geheimnis des Erfolges dieses Videos sieht Kelly bescheiden in der Reaktion der Kirchenbesucher und des Brautpaars. Er habe dem Brautpaar gesagt, daß er singen werden, aber man hätte das nicht wirklich realisiert und umso größer sei die Überraschung gewesen. Er habe immer schon gerne gesungen, entstamme einer musikalischen Familie und verdanke auch dem Stimmtraining im Priesterseminar seinen guten Gesang. Inzwischen lägen ihm Einladungen aus der ganzen Welt vor, um Trauungen vorzunehmen und er könnte wahrscheinlich, viele Erste-Klasse-Flüge machen und würde eine großartige Zeit haben. Doch was sein Bischof dazu sagen würde, stünde auf einem anderen Blatt.
Das alles sagte er in einem Talkshow-Interview, das ich natürlich auch für Euch hier habe (am Ende singt er wieder):

http://youtu.be/DYR8H5Ll74k

Doch so ganz überraschend ist Father Kellys Gesang nicht, er hat schon häufiger unter Beweis gestellt, daß er singen kann. YouTube ist voll von anderen Beispielen.
Den Klickrekord-Song hatte er auch schon einmal:

http://youtu.be/cp-kJciiBGc

Nun, ohne Frage, Pfarrer Kelly kann toll singen und bei der Millionen-Klick-Version bekomme ich jedes Mal Gänsehaut und freue mich über sein verschmitztes Lächeln.
Fast schon ein bißchen diebische Freude spricht da aus seinem Gesicht, denn er weiß nur zu gut, wie sein Gesang ankommt. Und er kann mit Sicherheit und mit Fug und Recht stolz darauf sein.

Erschrocken fragen sich jetzt manche Amtskollegen, warum der denn so einen Erfolg hat und sie nicht. Die Frage ist einfach zu beantworten: Father Kelly hatte das Glück, daß sein toller Gesang in halbwegs brauchbarer Qualität aufgezeichnet und bei YouTube eingestellt worden ist. Hinzu kommt, daß er einen sehr populären Dauerbrenner-Klassiker singt und eben dieses verschmitzte Lächeln hat, das die Menschen froh stimmt.

Ganz ohne Zweifel können Tausende Pfarrer ebenso gut, wenn nicht besser singen und hätten es ebenfalls verdient, bei YouTube zu erscheinen. Es müssen halt eben immer mehrere glückliche Zufälle aufeinandertreffen, bis ein „Hit“ entsteht.
Insgesamt muß sich aber die Kirche fragen lassen, warum sie nicht überhaupt so populär ist. Ist Father Kelly so populär geworden, weil er aus dem Gros der Kirchenmänner heraussticht?
Aus der Sicht der YouTube-Generation mag das wahrscheinlich sogar so sein. Viele von ihnen kennen Kirche nur aus Filmen wie Sister Act und einen Pfarrer nur von der Beerdigung von Onkel Hugo.

Aber wahrscheinlich noch viel mehr Menschen kennen richtige Pfarrer und richtige Kirchen und haben dennoch keinen Bezug mehr dazu.
Liegt das daran, daß sich die Menschen von der Kirche entfernen oder entfernt sich die Kirche (um einfach mal platt „die Kirche“ zu sagen) zu sehr von den Menschen? Bleibt sie zurück, wo ein Voranschreiten notwendig wäre?

Ist das wirklich so?
War Kirche nicht sowieso 2.000 Jahre lang immer etwas von gestern? Oder wenigstens seit 800 Jahren?

Satire

Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Wilhelm 3. Februar 2020

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