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Google Streetview

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Da schlägt die urdeutsche Seele mal wieder Purzelbaum. Wagt es doch tatsächlich ein amerikanischer Datensammelmoloch, mit kamerabestückten Autos durch unsereStraßen zu fahren und unsere Hausfassaden zu fotografieren. O welch Frevel, o was für eine Datenschutzkatastrophe! Google knipst jetzt Straßen, Plätze und Häuser für sein weltumspannendes Ortsbetrachtungsprogramm „Google Streetview“. Um Himmels Willen, was machen wir jetzt bloß?

Was ich mache?
Ganz einfach: nix.
Ich bin nämlich der Meinung, daß Google Earth und auch Google Streetview was sehr Schönes sind, ich liebe die virtuellen Flüge über bekannte oder unbekannte Landschaften und ich würde mich auch gerne auf Straßenebene in manchem Ort umschauen können. Mein Freund Thomas wohnt in Philadelphia und ich würde mir gerne mal sein Haus angucken, er hätte nichts dagegen, daß ich mir das angucke oder daß sich das sonstwer anguckt.

Warum auch?
„Da kann sowieso jeder hingehen und sich von der Straße aus alles angucken“, meint Thomas und zuckt nur mit den Schultern, wenn ich ihm erzähle, wie sehr sich die Deutschen gegen Streetview wehren. Das versteht er nicht und er versteht auch die Bedenken der Deutschen nicht. „Wenn hier einer ernsthaft einbrechen will, meinst Du wirklich, der verlässt sich auf mehrere Jahre alte Straßenfotos aus dem Internet? Der geht doch vorher die Straße lang und baldowert alles aus. Der muß doch jetzt aktuell wissen, wie es vor Ort aussieht.“
Recht hat er. Täglich werden weltweit rund 2,1 Millionen Alarmanlagen verkauft und eingebaut. Allein In Deutschland montieren die Bauelementefirmen täglich rund 6.300 neue Haustüren. Es ändert sich ständig etwas, nichts bleibt wie es ist und schon nach wenigen Monaten sind die von Google aufgenommenen Bilder für böse Buben wertlos.
Wer sich jedoch einen Überblick über die Lage eines Hauses machen will, der kann und konnte das schon seit Jahren mit Google Earth tun.

Weder mein amerikanischer Freund noch ich haben Angst davor, Google könnte uns in einer peinlichen Situation erwischen und uns so aufs Bild bannen. „Ich bemühe mich immer, auf der Straße nicht peinlich zu sein, warum sollte ich ausgerechnet dann wenn das Google-Auto kommt peinlich sein?“ meint Thomas und ich meine, daß er Recht hat.

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Beispiel eines Google-Streetview-Autos

In den Medien kursieren Bilder von kotzenden Betrunkenen, von halbnackten Männern, die auf ihrer Veranda vor dem Haus auf der Hollywoodschaukel sitzen und von Leuten, die gerade einen Sexshop verlassen. Gut, ich würde mich auch schämen, wenn ich in einer solchen Situation geknipst würde, aber man begibt sich doch vollkommen freiwillig in solche Situationen und vor allem muß man sowieso damit rechnen, daß man von Bekannten gesehen oder von pubertierenden YouTube-Fans mit dem Handy gefilmt wird.

Wer nicht will, daß die Leute ihn in einer peinlichen Situation sehen, der soll sich einfach nicht peinlich benehmen, zumindest mal nicht auf der Straße.

Mein Haus kann jeder angucken, wenn ich das nicht will, dann muß ich eine 5 Meter hohe Hecke oder Mauer hinmachen, Punkt.
Es gibt doch wirklich nun nichts Öffentlicheres als Häuserfassaden, warum sollte Google die nicht knipsen dürfen?
Da macht es für mich auch keinen Unterschied, ob die ein fast drei Meter hohes Stativ verwenden, nur so funktioniert der Rundumblick des Systems überhaupt. Wenn ich später bei Streetview meinen virtuellen Rundflug mache, will ich ja nicht auf Maulwurfniveau durch die Straßen „fliegen“, sonder auch sehen können, wie es aus einer vernünftigen Perspektive aussieht.

Mal ehrlich: Die tun doch nix.

Ich bin nach wie vor der Auffassung, daß Google nichts Böses im Schilde führt. Das ganze Gerede über Big Brother Google und seine Datensammelwut ist doch Schaumschlägerei der Medien. Die Experten sagen doch seit Jahren unisono nichts anderes, als daß Google die gesammelten Daten verknüpfen könnte und dann ganz viel über uns alle wissen könnte. Einen Beleg hingegen, daß Google so etwas macht, den gibt es nicht. Natürlich sind Daten Gold wert und würde Google anfangen, die Daten in unlauterer Weise zu verknüpfen und zu verkaufen, dann würde sich ja furchtbar viel ändern: Auf einmal wüßten interessierte Firmen, wie es um unsere Bonität bestellt ist, andere könnten erfahren, was wir wo gekauft haben und wieder andere würden Informationen über unsere persönlichen Vorlieben bekommen.
„Ach? Das wissen Banken, Sparkassen, PayBack, Schufa, Creditreform und Amazon schon? Na, dann brauchst Du doch ausgerechnet vor Google keine Angst zu haben, oder?“ sagt Thomas der deutsche Amerikaner.

Nach wie vor bin ich der Meinung, daß die Deutschen sofort unbekümmert auch die persönlichsten und privatesten Daten bekanntgeben, wenn sie nur den geringsten Vorteil für sich dabei erhoffen. Fragt aber die Beamtin im Rathaus wegen eines Ausweises nach der Augenfarbe, dann krähen sie „Datenschutz!“.

Bildquelle: http://mag.udn.com


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. August 2010 | Revision: 26. November 2012

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