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Spitze Feder

Gedanken zum Kartenhaus Europa: Lippenmüll und Bullshit vernebeln die Hirne

kartenhaus

Jeder, der sich schon einmal an einem Kartenhaus versucht hat, weiß um dessen sprichwörtliche Fragilität. Eine winzige ungeschickte Berührung, oder der zarteste Windhauch genügt, und das mühsam errichtete Werk fällt in sich zusammen – das Kartenhaus steht zu Recht als Metapher für Zerbrechlichkeit schlechthin.

Das Kartenhaus namens Europa ist zusammengefallen – alle Beschönigungen derer, die die Karre in den Dreck gefahren haben, wie das ewige Mantra, man sei trotz aller Schwierigkeiten auf einem guten Weg, kann man getrost in der Kategorie „altbekannte Euphemismen“ lochen und abheften, den Grobmotorikern sie Dank.

Sind europäische Politiker quecksilberverseuchte Flimmerfunzeln?

Nichts ist auf einem guten Weg! Solange Europa für freien Warenverkehr, für einen hanebüchenen Output an aberwitzigen Vorschriften aus Brüssel und Straßburg und für den steuervermeidenden Transfer von Milliardengewinnen in staatlich geförderte Offshore-Briefkästen stand, solange die gute alte Glühbirne mit ihrem warmen Licht ob deren geringen Wirkungsgrades und der Umwelt zuliebe verboten wurde, und die Verbrauchern gezwungen wurden, als Ersatz in ihren Häusern quecksilberverseuchte Flimmerfunzeln (vulgo Energiesparlampen) zu installieren, solange irgendwelche Eurokraten hirnrissiges Zeug über die Hygiene von Olivenölkännchen in mediterranen Restaurants schwafelten, solange sich die Industrie auf die hündische Ergebenheit von und auf die Nibelungentreue Unterstützung durch die Politik verlassen konnte, war alles Friede, Freude, Kohlescheffeln. Mit den Aber Milliarden, die das Molloch EU den Europäischen Steuerzahlern aus den Taschen presste, ließ sich gemütlich Politik und richtig dickes Business machen.

Dann kam der Tag, an dem die hochgelobte Pastorentochter aus der Uckermark sich anschickte, den Obama zu zitieren: „wir schaffen das“. Im Grunde genommen, hielt sie sich, von ihrer üblichen aufgesetzten Melodramatik abgesehen, schlicht und ergreifend an Artikel 16 a des Grundgesetzes. Zitat: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Und nun ereifern sich Wasserträger, Erfüllungsgehilfen und Befehlsempfänger in giftiger Feilscherei über die ökonomisch opportune Definition politischer Verfolgung.

Dann kam der Tag der hochgelobten Pastorentochter aus der Uckermark

Syrer? Ganz klar. Die sind definitiv verfolgt. Vor allen Dingen von einem mordenden Mob, der in religiösem Wahn und mit Qualitätswaffen aus bundesdeutscher Produktion (nebst dem gütigen Exportsegen des Bundessicherheitsrates) die eigene Bevölkerung abschlachtet. OK, den Syrern muss man also unbürokratisch unter die Arme greifen. Aber all die anderen?

Mag ja sein, dass es im gesamten Maghreb um die Menschenrechte nicht zum besten steht, dass sich in Algerien, Tunesien, Libyen, Mauretanien und Marokko korrupte Eliten die Taschen vollstopfen und die Kritiker dieses Treibens nicht wirklich mit Glacéhandschuhen angefasst werden. Aber man weiß es ja: der Araber als solcher hat eben eine etwas andere Mentalität als der Deutsche. Ist nun mal so, wirklich!

Und da wir uns als aufrechte Demokraten in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten nun mal nicht einmischen dürfen, brauchen wir besonders kernige Vertreter völkisch korrekter Semantik wie Horst Seehofer, die ein für alle man klarstellen, dass die Leute aus dem Maghreb, was den Artikel 16 betrifft, schon mal abkacken und abgeschoben werden. Und wenn das nicht helfen sollte, hat Frau Dr. Anke Petry, auch irgendwie eine politisch Verfolge aus der Täterä, schon mal durchblicken lassen, dass man die Uneinsichtigen aus jenen Staaten und überhaupt alle Neger, die trotzdem auf das Illegalste versuchen, deutschen Boden zu betreten, auch mal mehr oder weniger präventiv Moorhuhn-mäßig wegschießen könnte. Genauso wie die Schmarotzer aus Rumänien, Bulgarien, dem Kosovo und weiß der Geier noch woher. Das sind doch alles Europäer! In Europa gibt es keine politische Verfolgung, ergo auch kein Asylrecht. Wäre ja noch schöner, wenn sich jemand von denen am Ende noch auf das deutsche Grundgesetzt beruft.

Politische Erbärmlichkeit der Neofaschisten von Frau Dr. Anke Petry, die geisteskranken Gespenster von der NPD und die grenzdebilen Rassenhasser von Pegida

Das Verrückte an dieser politischen Erbärmlichkeit ist, dass – vielleicht mit Ausnahme der Neofaschisten von Frau Dr. Anke Petry und ihrer AfD, den geisteskranken Gespenstern von der NPD oder den grenzdebilen Rassenhassern von Pegida & Co – dass sich alle Amts-, Würden- und Wasserträger mit tiefster Inbrunst als überzeugte Europäer sehen und dieses sinnfreie bis verlogene Mantra über die Leitmedien in einer Endlosschleife abspulen.

antifa

Leute es reicht.

Ich habe die Schnauze voll bis obenhin.

Ich möchte nichts mehr hören über Europa, über die „große Europäische Idee“, über Völkerverständigung und den ganzen Lippenmüll. Das ist alles Bullshit, nichts als pathetische Verpackung für ein ökonomisches Protektorat aus Übersee. Europa ist eine territoriale Konstruktion der Wallstreet, vom Oval Office mit Argusaugen bewacht. Man lässt es gewähren, solange niemand an der Idee einer souveränen Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostok arbeitet. Das wäre nämlich das sichere Ende der US-amerikanischen Hegemonie auf dem Globus, der Abstieg der „einzigen Supermacht“ aus der Champions League in die Kreisklasse. Da kommen die aktuelle „Krise“, die Nationalisten im Ostblock, das ganze Sektierertum, kurzum: der Zusammensturz des Kartenhauses Europa doch genau zum richtigen Zeitpunkt. Wer da wohl das Fenster hat offen stehen lassen?


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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Grohmüller 3. Februar 2020

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