Allmählich mutiert Gaucks Attitüde, unbequeme Fragen zu stellen, von der Koketterie zum Ärgernis. Seine pathetisch vorgetragene Huldigung des weisen Herrenmenschen Claus Schenk Graf von Stauffenberg und sein unverhohlenes Eintreten für weitere Kriegseinsätze der Bundeswehr waren bisher die Highlights präsidialer Entgleisungen. Was er bei seinem theatralischen Interview in der Gethsemanekirche offensichtlich völlig ausgeblendet hatte, ist der Umstand, dass er in einer parlamentarischen Demokratie lebt, dass er sich wie alle Bürgerinnen und Bürger mit Koalitionen jedweder Couleur abfinden muss, von der Verpflichtung der Neutralität des Amtes mal abgesehen. Seine gallige Einmischung in der entscheidenden Phase der Regierungsbildung in Thüringen ist einfach nur unverschämt.