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Die Folienleichen

Kennen auch Sie Folienleichen? Nein? Dann schauen Sie mal ganz genau in Ihrem Bücherregal nach! Auch bei den Musik-CDs und in der DVD-Filmsammlung kann man da leicht fündig werden. Folienleichen sind die Bücher, Musik-CDs oder Filmscheiben, die noch unausgepackt in ihrer Verkaufsfolie stecken und ein etwas vergessenes Schattendasein im jeweiligen Regal führen.
Bei mir sind es vorzugsweise Bücher, die so im Regal landen und ihrer Bestattung oder Wiederauferstehung harren. Das liegt daran, daß man mir recht viele Bücher unaufgefordert zur Besprechung und zum Kennenlernen zuschickt. Aber auch CDs und DVDs bekomme ich zugesandt. Entweder sie werden eines Tages ausgepackt und doch gelesen, gehört oder angeschaut oder aber sie landen irgendwann bei Ebay oder als Geschenk auf dem Gabentisch irgendeines Geburtstagskindes.

Mir ist aufgefallen, daß bei mir vor allem Hörbücher im Regal verhungern, irgendwie kann ich mich immer noch nicht mit den gesprochenen Büchern anfreunden.
Seit ich ein iPhone habe, höre ich regelmäßig Podcasts und andere MP3-Inhalte. Vorher war mir das zu umständlich und zu frickelig. Aber in der Zusammenarbeit zwischen der Stückverwaltung iTunes und den dafür geschaffenen iPods sehe ich viel Potential und habe das für mich als eine ideale Lösung für die so genannten mobilen Inhalte entdeckt.
Es sind aber vorzugsweise kurze Inhalte von maximal 15 Minuten Länge und vorwiegend geschichtliche, politische oder wissenschaftliche Themen, die ich abonniert habe.
Für die Unterhaltung müssen die immer wieder gerne gehörten Folgen der NDR-Comedy „Stenkelfeld“ ausreichen.
Aber diese Inhalte haben alle eines gemeinsam: Sie sind flüchtig, bestehen nur aus Bits und Bytes, werden auf den Player geladen und nach dem Abspielen automatisch gelöscht.
Da bleiben keine in Folie eingeschweißte Leichen im Regal zurück.

Die seltsamste Folienleiche des letzten Jahres war eine CD von DSDS-Gewinner Daniel Schuhmacher. Irgendjemand meinte, er könne mir damit eine Freude machen, jedoch den Weg aus der Folie und in den Abspielschacht meiner Anlage hat die CD nie gefunden. Die erstaunlichste Folienleiche ist eine riesengroße, dreibändige Ausgabe eines Universallexikons.
Mein erstes Lexikon, die allseits bekannte 20-bändige Bertelsmann-Ausgabe, habe ich seit den 70ern und sie ist inzwischen schon ziemlich zerlesen. Aber ich brauche kein neues Lexikon mehr, würde für so etwas auch nicht mehr viel Geld ausgeben, das Internet informiert mich schneller.

Es gibt ja manche, die prophezeien dem Buch sowieso das baldige Ende. Ich will mal nicht hoffen, daß das wirklich eines Tages wahr wird. Bücher haben einfach etwas, das alle E-Book-Reader zusammen nicht haben und niemals haben werden. Wenn ich mir aber anschaue, wie desinteressiert unsere Jugendlichen Büchern und dem Lesen an sich gegenüberstehen und das auch noch als erstrebenswerten Zustand wie ein Plakat vor sich her tragen, dann stimmt mich das schon etwas bedenklich. Aber wie oft hat man dem Buch schon sein baldiges Ende vorausgesagt und immer war nichts dran. Naja, hoffen wir mal das Beste; ich jedenfalls werde heute mal einige der Folienleichen ihres Plastikkleides berauben und in Betrieb nehmen.

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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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