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Das muss man ja wohl noch sagen dürfen

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Mit diesem Satz entschuldigen Blödmänner meist irgendwelche rassistischen, sexistischen oder behindertenfeindlichen Äußerungen.
Bei mir ist das anders. Ich bin nämlich auch Rassismus-, Sexismus- und Deinklusionsopfer. Ja, ich darf in der Türkei keine Kirche bauen, werde von manchen Frauen mit hämischen Kommentaren bedacht und werde von einigen Behinderten nicht als behindert genug angesehen, um auch als Behinderter zu gelten.

So, damit habe ich genug Blödsinn miteinander verquirlt, um mich meinem eigentlichen Thema zuzuwenden: Dem Datenschutz und insbesondere der DSGVO.

Seit Jahren bekomme ich regelmäßig das große Kotzen, wenn ich wieder den aktuellsten Newsletter von einer der einschlägigen Kanzleien erhalte, die sich auf Internetrecht spezialisiert haben.
Das bedeutet nämlich immer, dass ich mich schon wieder um dieses verfickte Impressum und diese bekackte Datenschutzerklärung kümmern muss.

Ich muss abermals völlig sinnentleerte und für den Laien absolut unverständliche Passagen in diese Seiten einfügen, nur weil ich irgendein Bildchen einbinde, das von irgendeinem Server in Turkmenistan stammt, oder weil meine User sich theoretisch mit AirPrint Inhalte meiner Seiten auf recyceltem Toilettenpapier ausdrucken können. Und bei allem geht es immer nur darum, dass ich erklären soll, was ich mit den Daten der Seitenbesucher mache.

Ich sachs gezz ma auf Deutsch: Ich mach da gar nix mit. Ich will die noch nichmal haben.

Mich interessiert die bekackte IP-Adresse ebensowenig, wie die Namen, das Geschlecht oder sonst irgendein Scheiß.
Die Leute können bei mir mit einem frei wählbaren Namen kommentieren und können sich beispielsweise Arschnöhler, Tittengrapsch oder Mangela Erkel nennen. Ist mir egal.

Ich weiß gar nicht, was ich als Blogger mit den Daten meiner Leser machen sollte. Ich will denen weder was zusenden, noch was verkaufen und schon gar nicht da hinfahren.

Aber mit wird das alles unterstellt, es wird so getan, als würde ich irgendeine geheime Datenbank mit den allerwertvollsten persönlichen Daten wildfremder Menschen aufbauen.
Mit Daten, die sowas von geheim sind, dass die meisten Leute sie überall im Netz, bei Facebook, auf Shopseiten oder auf Instagram, Twitter und Co. bereitwilligst in der Gegend herumposaunen.

Ich will diese Scheißdaten trotzdem nicht.

Was ich aber will: Ich möchte mit Piwik/Matomo nachgucken könne, wie oft meine Seiten besucht wurden und was die Leute (als Masse) sich so angeguckt haben.
Und das geht nur, wenn ich diese Analysesoftware beim Seitenaufruf durch den Benutzer mit einigen Infos füttere.
Da weiß ich zwar immer noch nicht, wer genau hinter diesen Daten steckt, aber es hindert mich daran, die ganze Seite komplett mit IP-Anonymisierung laufen zu lassen.

Ich meine, jetzt mal ehrlich unter uns Pastorentöchtern: Wir alle wissen doch, wie’s läuft oder? Also, wer heute noch im Netz unterwegs ist und glaubt, ihm würde da nicht überall hinterherspioniert, der ist doch mit dem Nudelholz gepudert worden. So blöd kann doch keiner sein, dass er glaubt, eine schön durchformulierte Datenschutzerklärung und diese DSGVO würden daran irgendetwas ändern.

Die Konzerne sind in der Lage, Dein ganzes Surfverhalten zu tracken und abzuspeichern. Das heißt, Du warst einmal auf der Seite von irgendeinem Shop und dann sieht der Shopbetreiber u.U. ganz genau, welche Seiten von anderen Firmen Du danach alle besuchst. Auch wenn Du bei Youporn, Fick-die-Oma.de oder sonstwo unterwegs bist.
Zugeben werden das die Firmen nicht und es ist auch nicht zu befürchten, das ein Spezialeinsatzteam der Datenschutzbehörde massenweise Hausdurchsuchungen durchführen wird.

Was aber zu befürchten ist: Dass irgendein Rechtsanwalt oder Abmahnverein Bloggern teure Briefe schreibt. Das nennt sich Abmahnung. Und so einen teuren Brief bekommt man, weil irgendein Passus im Impressum oder der Datenschutzerklärung nicht so ist, wie er sein sollte. Wer blickt denn da auch noch durch? Jetzt mal ehrlich!

Ich finde, man sollte das Pferd ganz anders aufzäumen.

Wenn Du morgens aus dem Haus gehst, hängt ja auch nicht an jedem Bordstein eine Fußgängerschutzerklärung, die Dir genau sagt, was im Straßenverkehr alles passiert, was passieren könnte und dass Du jederzeit das Recht hast, auch zu Hause zu bleiben.

So einen kleinen Funken Verstand traut man also doch wohl jedem Menschen zu. Warum soll das im Netz anders sein?
In jedem Browser sollte eine Vorschaltseite fest verankert sein, auf der einmal jeder durchlesen und bestätigen muss, dass er kapiert, dass sein verfickte IP-Adresse an alle möglichen Dienste übertragen wird, wenn er Webseiten besucht. Und für alles andere, was er im Netz so an Daten preisgibt, ist er letztlich selbst verantwortlich. Punkt.

Das ist Alltag, das ist Normalität.
Und meinetwegen kann der Gesetzgeber regeln, was mit den Daten passieren darf. Und wer sich nicht daran hält, der muss entweder genau erklären, warum das bei ihm anders ist oder er wird eben bestraft.

Aber der Gesetzgeber erklärt mir nichts. Das ist nämlich das gute Recht des Gesetzgebers, er gibt uns bloß Gesetze. Und als kleiner Laie darf ich mich nun damit herumschlagen, was er wohl damit gemeint haben könnte und wie ich mich mit diesen Gesetzen arrangiere.

Freunde, so geht das nicht!

Es wäre mal ganz schön gewesen, wenn die Verantwortlichen gesagt hätten: Leute, da kommt die DSGVO auf Euch zu und das bedeutet für Blogger dies, für Fotografen das und für Onlineshop jenes.

Aber stattdessen dürfen wir uns die benötigten Infis irgendwo im Web zusammensuchen und müssen uns auf höchst widersprüchliche Quellen verlassen.

Seitenbesuche ganz lange nachzuvollziehen,

Das muss man ja wohl mal sagen dürfen.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 17. September 2020 | Peter Wilhelm 17. September 2020

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