Die ganze Welt starrt wie das Kaninchen auf die Schlage. Börsianer leiden an akuter Schnappatmung, die Preise für Valium und Ritalin schießen durch die Decke. Man könnte meinen Shoemaker-Levi IX wäre nicht in den Jupiter gerast, sondern hätte sich, noch im Anflug, überlegt, vielleicht doch Richtung Erde zu fliegen und da ein wenig seismischen Schabernack anzurichten. Und weshalb diese hochgejazzte Hysterie?
Weil die Engländer am letzten Donnerstag dafür stimmten, aus der Europäischen Union auszutreten. Na und? Mich würde eines interessieren: stünde diese Entscheidung in diesem unserem Lande an, und wir, ich meine die Bürgerinnen und Bürger, dürften darüber abstimmen, was dabei wohl herauskäme? Ich habe mir ja schon in früheren Beiträgen darüber Gedanken gemacht, wozu dieses seltsame Konstrukt namens EU eigentlich von Nutzen sein soll. Sorry, ich muss passen.
Mich interessiert es nicht die Bohne, welchen Krümmungsgrad eine Salatgurke hat, Hauptsache sie schmeckt. Und wer zu doof ist, eine krumme Gurke zu schälen, soll sie eben mit der Pelle fressen, oder sich für Kopfsalat entscheiden. Den muss man nicht schälen. Was mir an diesem ganzen Mega-Konglomerat tierisch auf die Nüsse geht: dass von irgendwelchen geschmierten Bürokraten europaweit beispielsweise einfach mal Glühbirnen verboten werden, ohne dass die einzelnen Landesregierungen darüber abstimmen.
OK, die klassische Glühfaden-Funzel war vom Wirkungsgrad her gesehen wirklich nicht der Brüller. Und ja, ich weiß, mit Energie muss man sparsam umgehen. Dann schon lieber quecksilberverseuchte Energiesparlampen aus China.
Ich habe aber nun mal keinen Bock, mir mit diesen trüben Dingern mein Wohnzimmer zu verpesten. Gut, mittlerweile schraubt der informierte Verbraucher Leuchtdioden in jede Fassung, die er in seiner Bude findet. Leider habe ich keine Daten zu der Ökobilanz dieser Dinger. Ich meine von der Herstellung sämtlicher Komponenten, über den Stromverbrauch während der “Lebensdauer“, bis zur fachgerechten Entsorgung.
Aber ich hätte da ein schönes Beispiel aus Schilda, Tschuldigung, aus Europa zum Thema Energie und Ressourcenschonung mit belastbaren Zahlen:
Um eine Tonne Aluminium zu produzieren, werden vier Tonnen Bauxit abgebaut und 1,3 Tonnen Braunkohle sowie rund 14.000 kWh Strom verbraucht. Liebe Nespresso-Freunde, ihr müsst jetzt tapfer sein. Wusstet Ihr, dass alleine in der Bundesrepublik Deutschland jährlich zwei Milliarden verbrauchte Kaffeekapseln auf den Müll fliegen, oder anders ausgedrückt: 4.000 Tonnen Abfall? Kleines Rechenexempel gefällig? Wir reden hier von 16.000 Tonnen Bauxit, 5.200 Tonnen Braunkohle und 56.000.000 kWh Strom, die man benötigt, nur um gemahlenen Kaffee in einer hippen, aber völlig idiotischen Verpackung unter die Leute zu bringen.
Wenn das keine Energieverschwendung par excellence ist? Da sind meine Zuhause gebunkerten Glühbirnen reinste Sparbüchsen.
Und jetzt kommt meine mysteriöse EU ins Spiel.
Hallo Brüssel, kein Protest? Kein Kommissar, der sich diesen Schwachsinn mal vornimmt? Nö, keine Spur, Schweigen im EU-Walde. Die Zuwendungen aus dem Hause Nestlé sind vermutlich derart fett, dass der geschmierte EU-Beamte gerne mal die Augen zudrückt und sich stattdessen darum bemüht, auch noch den letzten Rest an nationaler Souveränität in die Tonne zu treten und diese mit einer CETA- oder TTIP-Banderole zuzukleben.
Brexit? Na und? Ist doch schön, dass es klappt und die Engländer Goodbye sagen.
Vielleicht kriegen wir ja einen hübschen Dominoeffekt und die ganze verlogene Blase verpufft.
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Es ist viel Wahres dran, was Du da sagst, aber vieles auch Populismus. Die EU hat jetzt die Chance das Parlament zu reformieren. Dass es viele falsche Entscheidungen gegeben hat, ist richtig. Es gab auch viele Gute. Die werden nur nicht so gerne genannt.
Wir können die EU nicht auf die Wirtschaft reduzieren und auch das Parlament nicht auf Glühbirnen und Krümmungen. Es geht um mehr. Was wir jetzt erreicht haben ist eine Basis, auf der Wirtschaft besser funktioniert, auf der Regierungen global auf die Finger geschaut wird. Nur muss das alles in jedem Land der EU angepasst werden. Steuern, Renten, Abgaben, alles. Es kann nicht sein, dass ein Land wie GB oder Griechenladn sich immer nur die wirtschaftlichen Rosinen rauspickt und sich durchfüttern lässt. Wie kann es sein, dass Amazon und Google (nur Beispiele) in Lichtenstein, Niederlande oder Irland nur zwei Prozent Steuern zahlen und hier die Buchhändler zu Grunde gehen (weil sie 30 Prozent zahlen)? Das alles kann nur von einem EU-Parlament geregelt werden und muss auch dringend passieren. Es ist an der Zeit die positiven Aspekte herauszustellen. Was Du hier betreibst ist leider Populismus. Ich weiß, das kannst Du viel besser. Schreib mal was für die Sache spricht. Du kannst das.
Populismus ist ein arg strapaziertes Wort. Ich lasse das jetzt mal so stehen. Du wolltest etwas Positives zum Thema EU von mir hören? Dann wirst Du vermutlich denken, ich hätte zum Träumer gewechselt. Vielleicht sogar zu Recht. Ich stelle mir nämlich eine EU vor, in der der Mensch an erster Stelle steht; in der sich alle Unternehmen wie Gäste benehmen und nicht wie abgebrühte Barbaren, in der mit Maß und Respekt vor der Umwelt produziert und konsumiert wird; in der Lokalkolorit als kulturelle Bereicherung betrachtet wird, und nicht als Hindernis für schrankenlose Profite; in der Amazon, Google, Starbucks, Volkswagen, BASF etc. eben keine Schlupflöcher zur Steuerhinterziehung geboten bekommen; in der es nicht heißt, DIE Griechen, oder DIE Briten pickten sich Rosinen heraus und ließen sich durchfüttern – das ist übrigens Populismus in Reinkultur.
Nochmal ganz langsam zu mitschreiben: es waren und sind griechische und britische Banken, die mit Steuergeldern vollgepumpt werden, während die Mittelschicht europaweit verarmt und die Unterschicht verelendet. Wurdest Du, wurden wir gefragt, ob wir das wollen? Nein, oder? Die EU-Verträge sehen solche lästigen plebiszitären Hindernisse nämlich schlichtweg nicht vor
Wie bitteschön soll da der Traum „meiner“ EU funktionieren, wenn ausgerechnet der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, als Regierungschef in Luxemburg diesen Steuerbetrug zum Geschäftsmodell eines EU-Mitgliedslandes erhoben hatte und bisher dafür nicht belangt wurde, und nun, brandaktuell, CETA (und vermutlich auch TTIP) durchdrücken will, ohne die Zustimmung der nationalen Parlamente, weil er das nicht für geboten hält?
Hallo, geht´ s noch? Die ganze Blase in Brüssel und Straßburg ist durchsetzt von diesem widerlichen Filz. Diese Form von EU ist Gift für alle Nationen.
@Peter Grohmüller:
Meine Fresse. TTIP wurde vom Europaparlament mehrheitlich abgelehnt. TTIP ist GESCHICHTE!
Oh, guck dir mal dir mal die Supermacht China an, was die mit ihrer Mittelschicht macht.
Ich zitiere aus der Zeit:
«Unterdessen bleibt Chinas Zwitter eines
»kommunistischen Kapitalismus« ein autoritäres Rätsel voller gewaltiger Widersprüche. Die Mittelklasse wächst, ist aber immer noch sehr klein im Vergleich zur armen Bevölkerungsmehrheit. Gleichzeitig gedeihen Korruption und Vetternwirtschaft.
Es hat sich gezeigt: Wer viel Macht hat, kann
auch große Fehler begehen. Eine Supermacht zu
sein ist weder immer super noch etwas für schwache
Nerven. Insofern schneidet die EU im Vergleich
gar nicht mal so schlecht ab.»
Verwechselst du vielleicht China mit der EU?
@Eisenheim:
TTIp ist Geschichte? Da täuscht Du Dich aber. Das Europa-Parlament ist ein zahnloser Tiger. Die EU-Kommission ist die wahre Macht in Europa und die sind dafür. Und die sind nicht mal demokratisch legitimiert.
Wieder so ein pseudointellektueller Mist. Dass Peter Wilhelm dich hier überhaupt bloggen lässt, verstehe ich einfach nicht.
Ein Europa der Kleinstaaten, wie es sich die Rattenfänger von den Rechtspopulisten wünschen, wird uns alle in die Bedeutungslosigkeit versinken lassen, und den Haien aus USA, China und einem schon seit Jahren wild intrigierenden Russland freien Lauf lassen. In einer globalisierten Welt hat das Konzept nationaler Alleingänge lange ausgedient, auch wenn sich (laut Statistik) die älteren Briten gerne die „gute alte Zeit“ der Weltmacht zurückwünschen; eine „Weltmacht“ wird es auf europäischen Boden nur in Form einer starken EU geben, aber nicht in Form von nationalistischen Einzelstaaten, die sich in einem Geflecht von bilateralen Vereinbahrungen gegenseitig lähmen und von den Wirtschaftsmächten gegeneinander ausspielen lassen.
Ich kann dir auch gerne mal die letzte Ausgabe der Zeit zukommen lassen, da wird sehr gut die Supermacht EU erklärt und welche Erfolge sie schon erbracht hat, die uns allen zu Gute kam. Denn die Supermacht EU ist bisher erfolgreicher, demokratischer und macht insgesamt einen besseren Job als die anderen Supermächten! Beispiel gefällig?
«Die EU ist eine der weltgrößten
Wirtschaftslokomotiven. Selbst in der Euro-Krise bildet das, was ich die »EU plus« nenne (die 28 EU-Staaten, dazu Norwegen und die Schweiz), die weltgrößte Volkswirtschaft, die ein Viertel des globalen Bruttoinlandsprodukts generierte. Laut den Zahlen der Weltbank war die Wirtschaft der EU plus im Krisenjahr 2009 größer als die der USA und Indiens zusammen.»
Übrigens, hasse ich Leute, die immer wieder diesen dummen Gurkenvergleich bringen. Es zeigt, dass diese Leute keine Ahnung davon haben, wie die EU aufgebaut ist und wie sie funktioniert.
Die Landwirte haben eine Normreglung für Gurken gefordert. Die EU ist nur dieser Bitte der Landwirte nachgekommen. Oh mimimi, das ist ja so undemokratisch!
Wenn dich Kaffekapseln stören, dann kannst du eine Bürgerinitiative starten und es der EU vortragen. Oh mimimi, das ist ja so undemokratisch!
Und wie es hier aussehe, wenn man die Deutschen abstimmen liesse:
«Eine große Mehrheit ist hierzulande gegen eine Volksbefragung zur deutschen EU-Mitgliedschaft. Eine Forsa-Umfrage ergab: 71 Prozent quer durch alle Alters- und Wählergruppen wollen dies nicht. Und fände eine solche Befragung statt, würden 82 Prozent auch für den Verbleib stimmen. Nur eine kleine Minderheit von 14 Prozent wäre für einen Austritt.»
http://m.welt.de/newsticker/news1/article156602736/Grosse-Mehrheit-der-Deutschen-gegen-Volksbefragung-ueber-EU-Mitgliedschaft.html
Und jetzt wäre ich echt froh, wenn der pseudointellektuelle Mist hier mal ein Ende hätte. Es nervt mich, wenn Grohmüllers Beiträge in meinem Feedreader auftauchen. Ich überlege schon, den ganzen Blog einfach aus meinem Feed zu entfernen.
Das hier ist übrigens Grohmüller live:
http://m.imgur.com/gallery/qu9DGm9
@ Eisenheim
Es ist immer wieder herzerfrischend, wie Du Dich in Rage schreibst. Dass Du dabei auf Sachlichkeit keinen Wert zu legen scheinst und es vorziehst, andere Meinungen (als Deine) als „pseudointellektueller Mist“ zu bezeichnen, lässt berechtigte Zweifle an Deinem Intellekt und/oder der Qualität Deiner Kinderstube aufkommen. Anyway, ein kleiner Hinweis: wenn Dich meine Beiträge im Dreibeinblog derart auf die Palme bringen, dass Du die Grundregeln sachlicher Auseinandersetzung vergisst, weshalb liest Du sie dann überhaupt? Musst Du doch gar nicht. Einfach weiterscrollen. Lies doch lieber in der Zeit. Leitmedien sind immer gut, und vor allen Dingen sagen sie stets die Wahrheit.
@Peter Grohmüller:
Leitmedien. Wenn ich das schon lese. Die AfD ist wohl deine Lieblingspartei. Solltest vielleicht AfD-Politiker werden, statt den Blog hier mit deiner Grüze zuzumüllen.
@ Eisenheim
Grundgütiger Himmel, ist ja schon gut, Du zorniger Misanthrop. Unter Leitmedien versteht man die am häufigsten gelesenen Zeitungen – man könnte auch sagen die Hautquellen der öffentlichen Meinung/en.
Wikipedia führt z. B. die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und eben die von Dir offensichtlich so geschätzte Zeit auf. NOCH leben wir in einem Land, in dem jeder seine Meinung über diese journalistischen Flaggschiffe äussern kann. Kleiner Hinweis: lies mal wieder in Artikel 5 des Grundgesetzes nach. Oder sind wir jetzt schon so weit, dass man für Kritik und/oder vom Mainstream abweichende Meinungen mit den Volldeppen der AfD gleichgesetzt wird?
Ich werde dich für den Goldenen Aluhut empfehlen. Das Zeug dazu haste allemal.