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Spitze Feder

Beam Me Up!

Sie sind unter uns

Ob es „sie“ wirklich gibt, und ob „sie“ schon mal da waren? Wenn man Erich von Däniken Glauben schenken mag: Definitiv! Schließlich haben die Außerirdischen in gerade mal 20 Jahren die kolossalen Pyramiden von Gizeh hochgezogen.

In dieser kurzen Zeit, schaffen es die fleißigen Deutschen nicht mal, einen popeligen Flughafen zu bauen, oder einen Bahnhof zu verbuddeln. Braucht es noch mehr Beweise?

Immer wieder mal gibt es Fernsehsendungen, in denen seriös bis effektheischend über die Möglichkeit außerirdischer, intelligenter Lebensformen spekuliert wird. Damit meine ich jedoch nicht irgendwelche Hollywood-Blockbuster von Roland Emmerich und Jerry Bruckheimer, die bei den Privatsendern durch dutzende Werbeblöcke auf über vier Stunden Länge aufgeblasen werden. Diese Kracher passen zwar bestens zu Popcorn und Nachos, aber sie sind zur Beantwortung der Frage wenig hilfreich, ob es „da draussen“ tatsächlich Wesen gibt, die mit dem Homo sapiens vergleichbar, oder unseren technischen Möglichkeiten sogar haushoch überlegen sind.

Bei den seriösen bis effektheischenden Sendungen, meine ich also keine US-Wumms-Radau-Kino-Filme mit fragwürdigen Helden, sondern sachliche Beiträge, die versuchen, sich den Antworten formal, nüchtern und wissenschaftlich anzunähern. Erstere, also die seriösen Beiträge, findet man meist bei den Öffentlich Rechtlichen, moderiert von echten Cracks, wie Prof. Dr. Harald Lesch. Letztere, bei dem privaten Science-Kanal Pro 7, präsentiert von der Kärtchen-Ableser-Konifere, Aiman Abdallah.

Es wäre ein geradezu hirnerweichender Zufall, sollten wir in den unfassbaren Weiten des Universums tatsächlich „die Einzigen“ sein. Anhand extrem lange belichteter Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble, haben Astronomen nämlich abgeschätzt, dass es im gesamten sichtbaren Universum etwa 200 Milliarden Galaxien gibt. Bedenkt man, dass es alleine in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, mindestens 100 Milliarden Sterne gibt, landet man, Pi mal Daumen, bei Summa Summarum aberwitzigen 200 Trillionen Sternen! Wenn lediglich ein Millionstel aller Sterne einen erdähnlichen Planeten mit den gleichen, lebenswichtigen Features, wie unsere blaue Kugel haben sollte, wäre das immer noch eine gewaltige Menge.

Lieber nicht

Wenn man nun annimmt, dass nur auf einem Millionstel dieser Billionen von Planeten, technische Zivilisationen existieren, kann es durchaus sein, dass einige Hundert Millionen von ihnen, uns in der Entwicklung einige Tausend Jahre voraus sind, oder gar noch viel mehr. Sofern diese hypothetischen Zivilisationen nicht der menschlichen Dummheit folgen, haben sie sich und ihren Planeten noch nicht in die Tonne gekloppt und verfügen möglicherweise über technische Errungenschaften, die wir nicht einmal aus Roland Emmerichs und Jerry Bruckheimers Hollywood-Krachern kennen.

Nach dem derzeitigen Stand unserer Wissenschaft, ist ein Quäntchen unterhalb der Lichtgeschwindigkeit die absolute Obergrenze, mit der sich massebehaftete Teilchen bewegen können. Schneller geht definitiv nicht. Punkt! Selbst für testosteronstrotzende AMG-Poser. Das liegt aber nicht am zusätzlichen Gewicht ihrer schönheitsoptimierten Sozias, also an deren mächtigen Silikon-Hupen, oder an ihren grotesk aufgespritzten Schlauchbootlippen, sondern an dem lästigen Umstand, dass man unendliche Energie benötigte, um massebehaftete Teilchen auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, mithin auch den tiefergelegten, geleasten E66 AMG-Biturbo.

Deshalb sind auch Reisen mit mehr als rund 300.000 km/s per Definition unmöglich. Nicht einmal für Photonen. Unsere modernsten Raketen schaffen es gerade Mal, eine Raumkapsel auf lausige 39.000 km/h zu beschleunigen. Proxima Centauri b, der nächstgelegener Exoplanet, ist 4,2 Lichtjahre entfernt. Selbst eine hypothetische Reise mit Lichtgeschwindigkeit, würde somit 4,2 Jahre dauern, mit dem modernsten unserer Raumschiffe, sogar schlanke 120.000 Jahre! Das auf sich zu nehmen, wäre allerdings ziemlich Banane. Denn niemand weiß, ob Proxima Centauri b für uns Menschen überhaupt habitabel ist, und falls ja, oder ob es dort Pro 7 gibt. Kurzum: Wie können es vergessen, jemals mal eben auf ein Käffchen zu ET zu fliegen. Zum einen wissen wir nicht einmal, wo er überhaupt wohnt, und zum anderen bräuchten wir für diesen Trip mit unseren lahmen Gurken vermutlich Millionen von Jahren. Ergo: Knicken. Lochen, Abheften.

Aber die Eingangsfrage war ja, ob es „sie“ gibt und ob „sie“ schon mal hier waren. Vergessen wir einmal ganz kurz, die physikalischen und technischen Hindernisse, die uns ein hinterlistiges Schlitzohr namens Albert Einstein, mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie, 1916, zwischen die Beine geworfen hat. Gehen wir weiterhin davon aus, dass eine uns technisch um Jahrtausende überlegene Zivilisation, durch irgendeinen phantastischen Kunstgriff, in der Lage ist, Distanzen von Millionen, oder gar Milliarden von Lichtjahren in einem Wimpernschlag zurückzulegen. Womit? Keine Ahnung. Vielleicht vermag diese Zivilisation ja so etwas völlig exotisches, wie ein künstliches Wurmloch zu erschaffen. Oder ein futuristisches Irgendwas mit zahllosen weiteren Dimensionen, mit dem sie unseren vier Dimensionen und den darin herrschenden Naturgesetzen, einfach den Stinkefinger zeigen kann. Vielleicht kann sie bei Pro 7 sogar die Werbeblöcke ausschalten. Wer weiß das schon?

Die Eingangsfrage zu diesem völlig zahlenüberfrachteten Beitrag war, ob es „sie“ wirklich gibt, und ob „sie“ schon mal da waren. Aber das sagte ich ja bereits. Wobei man in Anbetracht einer derart geistigen und technologischen Überlegenheit, die die Voraussetzung dafür wäre, uns überhaupt besuchen zu können, wohl eher fragen müsste: Weshalb zum Geier, sollten „sie“ das tun?

Weshalb zum Geier, sollten „sie“ ausgerechnet uns intellektuelle Amöben besuchen wollen? Alleine diese affektierte Überlegung, zeugt von unserer idiotischen Hybris, mit der wir unsere eigene habitable Zone gerade mit Schmackes in die Grütze fahren, ohne einen Planeten B erreichen zu können, auf dem es Pro 7 gibt.

Mögliche wissenschaftlichen Fragen der Aliens, so sie denn tatsächlich, oder trotzdem zu uns kämen, hätten sie vermutlich in ein paar irdischen Minuten abgehakt, ohne dass wir von ihren Beobachtungen überhaupt etwas mitbekämen; und dann herrschte unter ihnen gähnende Langeweile, angesichts einer furchtbar unintelligenten Lebensform an der Spitze der irdischen Evolution. Landeten ein paar Astronauten trotzdem, würden sie vermutlich nur kurz an einen Baum schrullern und danach sofort an ihr Raumschiff funken: Beam Me Up!

Bildquellen:
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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 29. März 2024 | Peter Grohmüller 29. März 2024

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