Ich behaupte ja immer, so vor der Hand, daß jeder, der eine Arbeit finden will, auch eine finden könnte. Aber das behaupte ich nicht generell oder gar mit dem Anspruch allgemeingültig zu sein, sondern für den doch recht überschaubaren Teil der Leute die ich so kenne. Da fallen mir für jeden von denen, soweit sie Arbeit suchen oder eben keine haben, auch einige passende Stellen ein.
Vor Jahren schon schwebte mir ein Modell vor, daß Arbeitslosen von Monat zu Monat immer weniger Geld zur Verfügung stellt, im ersten Monat 100% des letzten Gehalts/Lohns und im nächsten 95%, dann 90% usw. Wie das genau funktionieren könnte und wo man da eine Grenze ziehen sollte, das müßte man sich einmal detailliert überlegen, aber mir schien es sinnvoll, einen Anreiz zu schaffen, sich als Arbeitsloser möglichst schnell um einen Arbeitsplatz zu bemühen und nicht erst, wie ich es oft gesehen habe, auf den damals 24 garantierten Monaten Arbeitslosengeld auszuruhen, um dann erst beim Einsetzen der Arbeitslosenhilfe ganz hektisch tätig zu werden.
Wie gesagt, es ist nur eine Überlegung, nicht fertiggedacht und vermutlich auch nicht praktikabel.
Aber ist das praktikabel, was wir heute haben?
Was ist das für ein System, das mit einem Federstrich (Agenda 2010 sei Dank) Millionen zur Armen erklärte und mit der Wucht der asozialen Axt eine Kluft in unsere Gesellschaft schlug? Wie kommt es denn, daß nach den mageren Hungerjahren die dem letzten Krieg folgten, Jahrzehnte des satten Wohlstands kamen und heute wieder Millionen Menschen in 1-Euro-Jobs statistikbereinigt werden, bei den „Tafeln“ um Essen anstehen müssen und sich aus dem Container mit halbwegs tragbarer Kleidung versorgen müssen?
Wie kommt das denn?
Wie kommt es, daß Konzerne immer höhere Gewinne machen und trotzdem von windigen Managern „an die Wand gefahren“ werden, diese Manager nach wenigen Monaten Millionen als Abfindung erhalten, während die gebeutelte Belegschaft in 1-Euro-Jobs abrutscht und nahtlos an die „Tafeln“ weitergereicht werden?
Wo bleiben die Millionen? Wie kann es sein, daß Banken unterm Strich fette schwarze Zahlen schreiben, utopische Managergehälter zahlen und unten, am anderen Ende der Skala, Oma Müller mitteilen, ihre paar mühsam zusammengesparten Kröten seien der Lehmann-Pleite zum Opfer gefallen?
Wer um alles in der Welt kriegt denn da den Hals nicht mehr voll?
Ist es denn wirklich so toll, daß wir die Hälfte unseres Einkommens nur fürs Wohnen ausgeben müssen und die andere Hälfte, um es mal überspitzt zu sagen, für Energiekosten aufwenden müssen; von welcher Hälfte soll man denn dann noch leben? Nur mal so gefragt!
Jetzt habe ich einige Male die „Tafeln“ angesprochen, eine durchaus segensreiche Einrichtung, die am unteren Ende der Skala mithilft, daß Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende und Rentner nicht verhungern müssen. Man muß sich das mal vor Augen halten: Da werden keine Asozialen mit zusätzlichen Leckerlis gefüttert, die Tafeln geben Menschen etwas zu essen, die sonst wahrscheinlich verhungern müssten. Rentner, die unseren Wohlstandsmüll mit Stangen nach Essbarem durchwühlen und sich das wenige Gefundene mit Heißhunger gleich an Ort und Stelle in den Mund stecken, genau das wäre das Bild, das wir auf deutschen Straßen hätten, würden sich die Alten nur nicht so schämen und würden die Tafeln ihnen diese Arbeit nicht abnehmen.
Einen interessanten Artikel mit durchaus lesenswerten Informationen zum Thema Tafeln, Abfallentsorgung und Steuerersparnis findet man übrigens hier beim Eifelphilosoph.
In wenigen Tagen wird in Deutschland gewählt, nur dann haben wir die Macht in Händen und können den Versuch unternehmen, etwas zu ändern.
Viel sorgfältiger noch als sonst sollte man sich dieses Mal Gedanken darüber machen, wem man seine Stimme gibt.
Aber in jedem Fall sollte man von seinem Wahlrecht Gebrauch machen!
Leute, geht wählen!
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