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Was ist eine Auskunftei? Was macht die Schufa?

Drei Herren, die die drei Affen symbolisieren. Auf Monitoren, die ihre Köpfe ersetzen, wird Nichts-Hören, Nichts-Sehen und Nichts-Sagen dargestellt.

Jeder kennt die Schufa. Die Schufa ist eine Art Auskunftei. Auskunfteien sammeln Informationen und stellen diese zur Verfügung, um vor finanziellem Schaden zu bewahren.

Was ist eine Auskunftei? Ich erkläre Dir SCHUFA und Co.

Die Kompetenz des Autors Peter Wilhelm

Ich kann Dir deshalb einiges zu dem Thema erzählen, weil ich u.a. gelernter Kaufmann bin und meine Ausbildung in einer internationalen Handelsauskunftei absolviert habe. In den Jahren 1984 bis 1990 habe ich selbst eine Handelsauskunftei und Unternehmensberatung betrieben.
In einem mehrteiligen Artikel erkläre ich Dir, was Auskunfteien sind, wie sie arbeiten und was das für Dich konkret bedeutet.

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Was ist denn überhaupt eine Auskunftei?

Eine Auskunftei sammelt Informationen über Menschen und Unternehmen. Diese Informationen archiviert die Auskunftei und stellt sie auf Anfrage ihren Kunden zur Verfügung. Die gesammelten Informationen sind etwa 50 % des Kapitals der Auskunftei. Die anderen 50 % kommen durch die Mitarbeiter zustande, die diese Informationen beschaffen, archivieren, zusammenstellen und vor allem bei einer Anfrage auswerten und bewerten. Die wichtigste Funktion kommt dabei dem Berichterstatter zu. Das ist derjenige, der den endgültigen Bericht über den Angefragten schreibt und letztlich auch eine Einschätzung und Bewertung seiner (finanziellen) Zuverlässigkeit abgibt.

Wie kommt die Auskunftei an ihre Informationen?

Ich schreibe hier über klassische Handelsauskunfteien. Die SCHUFA und einige andere Dienste arbeiten teilweise doch recht anders, dazu komme ich aber später noch.

Eine Auskunftei sammelt nicht nur Informationen aus öffentlichen Registern, wie dem Handelsregister, den Schuldnerverzeichnissen und dem Insolvenzregister, sondern sie ermittelt auch selbst. Hierzu gehört die offene und verdeckte Befragung von Handelspartnern des Angefragten, von Arbeitgebern, eventuell Kollegen, Nachbarn und Familie. Diese Befragungen übernimmt der sogenannte Reporter.
Ein weiteres Mittel ist die Selbstbefragung, bei der der zu Überprüfende selbst telefonisch oder schriftlich um Informationen gebeten wird.

Bei einigen Auskunfteien kommen noch Informationen hinzu, die die Kunden der Auskunftei an diese zurückliefern, beispielsweise wenn ein Kredit nicht zurückgezahlt wurde oder ein Handyvertrag wegen ausbleibender Zahlungen gekündigt werden musste.

Auskunfteien im Wandel der Zeit

Diese Tätigkeit unterliegt einem stetigen Wandel. Aus kilometerlangen Papierarchiven wurden Datenbanken, aus dem Ausschneiden von Zeitungs- und Registerberichten wurde die Abfrage von Webseiten und Datenschnittstellen. Aufgrund der Fülle des verfügbaren Materials hat der Anteil der durch die Reporter durchgeführten Befragungen deutlich abgenommen.

Kein Interesse daran, Schaden zuzufügen

Die Auskunftei will grundsätzlich dem Angefragten nicht schaden. Sie hat kein Interesse daran, irgendwelchen Personen oder Unternehmen mutwillig ein Übel zuzufügen. Die Auskunftei ist ihrem Auftraggeber verpflichtet. Sie möchte ihn mit möglichst vielen und guten Informationen versorgen, damit dieser entscheiden kann, ob er mit der angefragten Person oder Unternehmung in eine Geschäftsbeziehung oder ein Arbeitsverhältnis eintreten will. Das bewahrt den Auftraggeber vor finanziellem Schaden.

Wer sind die Auftraggeber von Auskunfteien?

Auftraggeber sind und waren vor allem Banken, Handel und Dienstleister. Banken waren/sind teilweise verpflichtet, bei bestimmten Geschäften zwei unabhängige Auskünfte einzuholen, bevor sie ein Kreditrisiko eingehen.
Heute sind die Auftraggeber fast überwiegend Telekommunikationsunternehmen, Stichwort Handyvertrag, und Online-Händler sowie Kreditbanken. Aber auch Arbeitgeber holen sich Informationen über Bewerber ein. Manche Autovermietungen checken ebenfalls ihre Kunden vorher ab.

Warum sind Auskunfteien so unbeliebt?

Auskunfteien machen Fehler, das ist gar keine Frage. Das ist aber überall so. Es können Namen verwechselt, Zahlen falsch eingegeben und Handlungen falsch bewertet werden. Außerdem wissen Auskunfteien nichts über die inneren persönlichen Umstände und den Charakter der angefragten Personen und Unternehmer. Deshalb ist meines Erachtens die Arbeit eines guten Reporters nicht zu unterschätzen. Er würde beispielsweise erfahren, dass ein Ehepaar gerade ein Kind bekommen hat und sich daraus eine vorübergehend etwas angespannte finanzielle Lage ergeben hat, weil viele Anschaffungen nötig wurden. Der Reporter würde in seinem Bericht die Kreditwürdigkeit nicht negativ bewerten. Eine Maschine würde nur auf den aktuellen Lastschriftrückläufer o.ä. schauen und einen Negativwert abspeichern.

Grundsätzlich aber arbeiten Auskunfteien sehr standardisiert und routiniert, die Fehlerquellen werden damit nahezu ausgemerzt. Die allgemeine Unzufriedenheit über die Arbeit der Auskunfteien kommt sowieso fast ausschließlich von denjenigen, die wissen oder vermuten, dass Auskunfteien negative Merkmale über sie gespeichert haben. Es ist halt eben auch wirklich ärgerlich, dass ein Dritter, den das aus der Sicht der Betroffenen nichts angeht, Informationen über schlechte finanzielle Abwicklungen speichert.

Vergessen darf man aber nicht, dass Auskunfteien nicht nur negative Informationen weitergeben. Zu meiner Zeit fielen die allermeisten Berichte absolut positiv aus. Sie verhalfen also dem Angefragten zu einem Bankkredit, einem neuen Auto oder gar zu Haus und Grundstück.

Der alte Mann in Wien

Im alten Wien gab es einen Mann, der tagein tagaus in einem Kaffeehaus saß. Er las dort eine Zeitung nach der anderen und freute sich, wenn sich jemand zu ihm setzte. Was er in den Gesprächen erfuhr, schrieb er in ein kleines Buch. Wer Geschäfte machen wollte, ging zu ihm, zahlte ihm einen Obolus und der Mann schaute in seinem Buch nach und bemühte sein Gedächtnis. So konnte man sich mit den Informationen des Mannes vor Zahlungsausfällen und dem Ruin schützen.

Du siehst, grundsätzlich will und tut eine Auskunftei nichts Böses. Auskunfteien helfen mit, dass Zahlungsunfähige und Zahlungsunwillige sowie Betrüger und solche, die ihre eigene finanzielle Situation nicht überblicken, Unternehmen und Banken keinen finanziellen Schaden zufügen.

Bildquellen:
  • spione: Bild von succo auf Pixabay


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 29. Januar 2024

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