In meiner kleinen Serie über die Arbeit von Auskunfteien erzähle ich Dir heute etwas über Spezialauskunfteien, Informanten und Informationsbeschaffung.
Spezialauskunfteien
Es gab und gibt hochspezialisierte Auskunfteien. Manchmal ist die Grenze zu Detekteien bei dieser Art von Auskunfteien fließend.
Spezialisiert sein kann eine Auskunftei hinsichtlich ihrer Kunden und der Thematik/Branche, um die sie sich kümmert. Es gibt eine Auskunftei, die sich beispielsweise auf Möbelgeschäfte spezialisiert hat. Sie erstellt ausschließlich Berichte über holzverarbeitende Betriebe, Möbelschäfte, Möbelkunden und Möbelfabriken. Ihre Spezialisierung ist also die Branche.
Eine andere Auskunftei aus Johannesburg/Südafrika arbeitet ausschließlich für Flugzeughersteller und Unternehmen, die Flugzeuge verleasen und vermieten. Wieder eine andere Auskunftei aus Toronto/Kanada hat sich auf Jachten und Luxusboote spezialisiert. Viele dieser Unternehmen sind als Auskunfteien gar nicht erkennbar, sie firmieren auch nicht so. Vielmehr sind sie nach außen hin Rechtsanwaltskanzleien, Unternehmensberatungen und oft auch Steuerbüros.
Gewährsleute
Auskunfteien arbeiteten mit sogenannten Kalendern. Deshalb wurden manche Auskunfteien auch Kalenderauskunfteien genannt. Der Kalender war in diesem Fall kein Buch für Termine, sondern ein Verzeichnis mit nach Postleitzahlen geordneten Adressen von Gewährsleuten.
Diese Gewährsleute sind und waren bereit, gegen entsprechende Bezahlung den Auskunfteien Informationen weiterzugeben. Gewährsleute gab es in nahezu jeder Stadt, in jedem Dorf und in jedem noch so kleinen Kaff. Das waren oft Beamte, Polizisten, Postbedienstete, auch schon mal Pfarrer, halt eben Leute, die viele andere Menschen kannten und/oder leicht an Informationen herankommen konnten. Legal war diese Art der Informationsweitergabe in den meisten Fällen nicht. Die Grenze zwischen einem Verstoß gegen das Berufsgeheimnis und dem einfachen Weitergeben von allgemein Bekanntem ist hier sehr schmal.
Zum Schutz der Identität der Gewährsleute waren die Adressen oft Deckadressen, Postabholstellen oder Postfächer.
Auch wenn es aus der Zeit gefallen scheint, solche Informanten gibt es immer noch, nur nicht mehr derart organisiert, sondern moderner, noch anonymer und per Internet erreichbar.
Ein Verständnis für die Vorgehensweise der Auskunfteien, sich auf diese Weise Informationen zu beschaffen, könnte man bekommen, wenn man darüber nachdenkt, dass gerade beim Erwerb von Häusern und Grundstücken sowie Unternehmen Millionenbeträge im Spiel sein können. Je unbekannter einer der Beteiligten ist, desto größer wird das Interesse daran sein, etwas über die persönlichen und finanziellen Hintergründe zu erfahren.
Viele große Betrügereien in der Vergangenheit hätten verhindert werden können, hätte da mal eine Auskunftei einen ihrer Gewährsleute kontaktiert.
Schön ist das alles nicht, aber es kann ein sehr wirkungsvolles Mittel sein, sich vor großem finanziellem Schaden und letztlich dem eigenen Ruin zu schützen.
Ermittler
Je spezialisierter eine Auskunftei ist und umso größer die Beträge sind, um die es geht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Auskunftei nicht nur auf vorhandenes Material zurückgreift, sondern aktiv neue Informationen recherchiert.
Dazu bedient man sich angestellter oder freier Ermittler. Diese sind oft international tätig, sprechen mehrere Sprachen und sind auf dem internationalen Parkett der Geschäftsleute und des Jetsets bewandert. Wer sich jetzt so etwas wie James Bond vorstellt, liegt absolut falsch. Statt der Knarre haben solche Spezialisten oft ein Wirtschaftsdiplom im Gepäck.
Sie ermitteln durch Hinschauen, Befragungen, Gespräche und auf sonstige Weise all die Informationen, die ihr Auftraggeber benötigt, um seine Geschäfte ohne Angst vor finanziellem Schaden abwickeln zu können.
Denke bitte daran, dass beispielsweise ein kanadisches Unternehmen einen Wolkenkratzer in Dubai kaufen möchte oder ein Pariser Parfümhersteller in eine amerikanische Drugstore-Kette einsteigen will. Und stelle Dir vor, Die „Geisens“ wollten einen Hubschrauber kaufen, da ist es sehr wahrscheinlich, dass da jemand genauer hinschaut, was hinter dem vermeintlichen Reichtum dieser TV-Familie steckt. Es werden einfach Informationen benötigt, die über das hinausgehen, was so ein Dienst, wie die SCHUFA bieten kann.
Wo hört Auskunftei auf und wo fängt Detektei an?
Auch wenn manche behaupten, hierauf eine eindeutige Antwort zu wissen, kann man das in Wirklichkeit gar nicht sagen.
Die klassische Auskunftei greift auf vorhandenes Material zurück und erstellt daraus Wirtschaftsauskünfte, die sich in erster Linie auf die Zahlungsfähigkeit des Angefragten beziehen.
Eine Detektei ermittelt Umstände aus allen Bereichen, auch aus dem Privatbereich, um ihrem Auftraggeber spezielle Fragen beantworten zu können.
Du erkennst leicht, dass es hier durchaus recht schnell Überschneidungen geben kann.
Will ein Unternehmen beispielsweise einen neuen Geschäftsführer berufen, können die Interessen sowohl im Bereich der finanziellen Lage, als auch in Fragen zur persönlichen Lebensführung, zum Charakter und zur allgemeinen Zuverlässigkeit liegen.
Die Grenzen verschwimmen.
Aber grundsätzlich sind Auskunfteien Informationssammler, die diese Informationen aus den vorhandenen Datenbeständen zur Verfügung stellen. Detekteien ermitteln und recherchieren eher anlassbezogen.
Reporter
Dem Reporter kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Reporter arbeiten sowohl für Detekteien (dann Detektive genannt) und auch für Auskunfteien. Meist telefonisch ermitteln sie Hintergrundinformationen. Dazu rufen sie unter einem Vorwand z.B. bei Nachbarn, auch bei Behörden und bei Arbeitgebern und Kollegen des Angefragten an.
Sie rufen auch bei den Betroffenen selbst an und diese geben wichtige Auskünfte, ohne zu ahnen, mit wem sie tatsächlich gesprochen haben.
Du glaubst das nicht?
Was meinst Du, was Mutti alles am Telefon erzählt, wenn der Herr Schröder von der Rentenversicherung anruft und mal eben die Daten bereinigen will. Mutti wird keine Auskünfte über ihren Mann am Telefon geben wollen. Aber der Reporter weiß ja meist schon was und füttert Mutti gezielt mit Informationen, die nach Meinung der Mutti auch nur eine Behörde haben kann. Wenn Herr Schröder dann noch bewusst etwas Falsches sagt, ist Mutti nur allzu gerne bereit, das richtigzustellen, damit es ja nicht zu Problemen bei der Rente, beim Arbeitslosengeld oder bei sonstigen staatlichen Zahlungen kommt.
Und Du würdest staunen, was Deine Nachbarn einer freundlichen jungen Frau am Telefon erzählen, wenn diese nur durchblicken lässt, dass Dir schadet und es nicht rauskommt, wenn sie so richtig über Dich ablästern können…
Nein, das ist alles nicht erlaubt, frage gar nicht erst! Aber es wird tagtäglich so gemacht.
„Schröder von der Rentenanstalt, Frau Müller, ich muss da einen Datensatz überprüfen. Ihr Mann Hans-Werner, geboren am soundsovielten, der ist bei uns in die Abmeldung geraten.“
„Was, mein Mann? In Abmeldung? Was soll das bedeuten?“
„Na, der ist doch bei Schmücker und Sohn beschäftigt.“
Und ab da ist Mutti so verunsichert, dass sie sofort sagt, wo ihr Mann richtigerweise beschäftigt ist. Auf Nachfrage sagt sie sogar, was er verdient, wie lange er dort schon arbeitet und welchen Beruf er erlernt hat und derzeit ausübt.
Sich auf den Datenschutz berufen und Vorsicht walten lassen, das tun Deutsche ausschließlich, wenn es um gar nichts geht.
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- auge: Bild von Tumisu auf Pixabay
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