Mein neuer Toyota Yaris ist ein Hybrid-Fahrzeug. Ein Voll-Hybrid. Das bedeutet vor allem: Ich muss mich um nix kümmern, außer ab und zu ein bißchen Benzin nachzufüllen. Auf die ständige Suche nach eine Ladesäule und den damit meist verbundenen Umwegen hatte ich nämlich überhaupt keine Lust.
Aber was bedeutet Voll-Hybrid?
Elektro ist nicht gleich Elektro: Die vier Varianten im Überblick
Bei Hybridfahrzeugen gibt es nämlich Unterschiede – nicht alle kombinieren Elektro- und Verbrennungsmotor auf dieselbe Weise. Das wird in den Diskussionen rund um das Thema Elektromobilität nämlich oft alles in einen Topf geworfen und ziemlich undifferenziert über einen Kamm geschoren. Ich liste hier mal die 4 verschiedenen Elektro-Varianten auf:
- Elektro-Fahrzeug: Der klassische TESLA ist z.B. ein reines Elektrofahrzeug. Die Autos haben große Batterien, werden an Ladesäulen oder Wallboxen mit Strom beladen und fahren dann mit ihren Elektromotoren so um die 250 bis 500 km weit (je nach Batteriegröße, Witterung und Fahrweise). Geht der Strom zur Neige, muss man an eine Ladesäule und Strom nachtanken. Trotz eines immer dichter werdenden Netzes von Lademöglichkeiten ist das derzeit aber oft noch mit Umwegen und längeren Wartezeiten verbunden, was von Elektrofahrern aber oft schöngeredet wird. – Ladekabel und Steckdose nötig.
- Plug-in-Hybrid: Diese Fahrzeuge haben einen typischen Verbrennungsmotor und einen elektrischen Antrieb. Eine größere Batterie erlaubt mehrere Kilometer rein elektrisches Fahren. Geladen wird sie per Steckdose – daher der Name. So ein Fahrzeug hatte mir die Firma Mitsubishi-Metz in Edingen-Neckarhausen testweise zur Verfügung gestellt. Sehr sympathisches Unternehmen. Man kann so an die 60 km rein elektrisch fahren, auch ohne, dass der Verbrenner zusätzlich anspringt. Bei meinem Testfahrzeug war der Strom dann schnell alle und das Auto fuhr nur noch mit Benzin.
- Mild-Hybrid: Hier unterstützt ein kleiner Elektromotor den Verbrenner – zum Beispiel beim Anfahren. Reines elektrisches Fahren ist nicht möglich. Das gewünschte lautlose Elektro-Cruisen geht gar nicht. Du fährst im Prinzip einen Voll-Verbrenner mit einer elektrischen Unterstützung, die das gute Drehmoment des Elektromotors zusätzlich einbringt.
- Vollhybrid: Wie beim Toyota Yaris fährt das Auto perfekt kombiniert elektrisch und mit Benzin. Wann welcher Antrieb eingesetzt wird, entscheidet die Bordelektronik. Du kannst aber auch einen Elektromodus aktivieren und eine kurze Strecke (abhängig davon, wie viel Strom gerade in der Batterie ist) rein elektrisch fahren. Im Tagesbetrieb fährt das Auto nach meinen bisherigen Erfahrungen erstaunlich oft rein elektrisch, viel mehr, als ich erwartet hätte. Zum Aufladen der Batterie und beim Beschleunigen usw. springt dann der Verbrennermotor zusätzlich an. Die Batterie lädt sich beim Bremsen und Fahren automatisch auf. Mit irgendwelchen Kabeln, Ladesäulen und Stromtarifen hast Du nichts zu tun. Der Wagen macht sich seinen Strom selbst. – Stecker unnötig.
Typische elektrische Reichweiten aktueller Plug-in-Hybride
| Fahrzeugmodell | Elektrische Reichweite (WLTP) |
|---|---|
| Mercedes-Benz C 300 e | ca. 100 km |
| BMW 330e | ca. 60–65 km |
| Volkswagen Passat GTE | ca. 60 km |
| Toyota Prius Plug-in | ca. 72 km |
| Hyundai Tucson Plug-in Hybrid | ca. 65 km |
| Ford Kuga Plug-in Hybrid | ca. 56 km |
| Mitsubishi Eclipse Cross PHEV | ca. 45–55 km |
Hinweis: Die Reichweiten basieren auf dem WLTP-Zyklus. In der Praxis können sie je nach Fahrweise, Temperatur und Nutzung von Heizung/Klima geringer ausfallen.
Hybrid und kein Otto? Willkommen in der Welt des Atkinson-Motors
Bei meinem Toyota-Yaris kommt als Verbrennungsmotor erstaunlicherweise gar kein Otto-Motor zum Einsatz. Aber was denn dann? Ein Wankel-Motor mit dem Kreiskolbenprinzip? Ein Kompressionszünder, wie ein Diesel? Oder ein Zweitakter? Nein, es handelt sich um einen Atkinson-Motor.
Jetzt fragst Du Dich wahrscheinlich, was das ist, weil Du, so wie ich, vorher noch nie etwas von einem Atkinson-Motor gehört hast.
Atkinson-Motor: Das klingt ein bisschen nach britischem Physiklehrer – ist aber tatsächlich eine clevere Variante des Verbrennungsmotors, die sich ideal mit einem Elektromotor kombinieren lässt.
Der klassische Otto-Motor
Den Otto-Motor kennst Du. Er ist in den meisten Benzin-Autos verbaut und wurde bereits im 19. Jahrhundert von Nikolaus Otto entwickelt. Das Prinzip: Ansaugen, Verdichten, Zünden, Ausstoßen – in vier Takten. Effizient, bewährt, solide.
Beim Otto-Motor sind die Ansaug- und Verdichtungsverhältnisse gleich lang. Das sorgt für eine ordentliche Leistungsausbeute, ist aber nicht besonders sparsam, vor allem im Teillastbereich.
Der Atkinson-Zyklus: Sparsamkeit vor Kraft
Der Atkinson-Motor verändert dieses Prinzip wirkungsvoll: Das Einlassventil bleibt länger offen. Dadurch wird ein Teil des angesaugten Luft-Kraftstoff-Gemischs zurück in den Ansaugtrakt gedrückt. Das hat zwei Effekte:
- Es wird weniger verdichtet → geringere Kompression.
- Die Verbrennung läuft mit weniger Energieverlusten → bessere Effizienz.
Der Motor liefert dadurch zwar etwas weniger Leistung, arbeitet aber deutlich kraftstoffsparender – und das ist perfekt für ein Fahrzeug mit Elektromotor-Unterstützung. Der Strom übernimmt den „Wumms“, der Verbrenner arbeitet entspannt im Hintergrund und macht den Strom.
Warum passt der Atkinson-Motor so gut im Hybrid?
Ein Hybridfahrzeug wie mein Toyota Yaris kann es sich leisten, dass der Verbrennungsmotor nicht auf maximale Leistung getrimmt ist. Denn der Elektromotor übernimmt das alles wesentlich effizienter und weicher. Der Atkinson-Motor läuft stets in seinem Wohlfühlbereich – und spart Sprit und CO₂.
Das Zusammenspiel aus leise surrendem Elektromotor und effizientem Benziner sorgt dafür, dass das Auto weniger verbraucht, leiser fährt und trotzdem ordentlich vorwärtskommt. Alles dank ein bisschen cleverer Ingenieurskunst aus dem 19. Jahrhundert.
Fazit: Effizienz schlägt PS
Wenn Du das nächste Mal einen Toyota-Hybrid an der Ampel lautlos losrollen oder mit 3,8 Litern auf 100 km durch die Stadt gleiten siehst, weißt Du, was da so effizient arbeitet. Kein PS-Monster, sondern ein hochmoderner Atkinson-Motor, der tut, was er soll – ohne zu protzen, aber mit Verstand.
Was bedeutet „variable Atkinson-Ventilsteuerung“ beim Toyota Yaris?
Der Toyota Yaris (Hybrid) nutzt keinen klassischen Otto-Motorbetrieb, sondern einen Atkinson-ähnlichen Betrieb, der über die Ventilsteuerung variabel geregelt wird. Das ist einer der Hauptgründe, warum der Yaris so sparsam ist.
Zuerst: Otto-Motor vs. Atkinson-Motor (vereinfacht)
Klassischer Otto-Motor
• Einlassventil schließt früh
• Volle Füllung des Zylinders
• Mehr Leistung
• Höherer Verbrauch
Atkinson-Motor
• Einlassventil schließt später
• Ein Teil des angesaugten Gemischs strömt zurück
• Weniger effektive Füllung
• Weniger Leistung
• Deutlich besserer Wirkungsgrad
Der Atkinson-Motor „verschenkt“ bewusst etwas Leistung, um mehr aus jedem Tropfen Benzin herauszuholen.
Warum Toyota von „Atkinson-Ventilsteuerung“ spricht
Ein echter, rein mechanischer Atkinson-Motor ist unpraktisch für Autos, weil ihm Leistung fehlt.
Toyota löst das clever:
Der Motor ist mechanisch ein Otto-Motor
Er wird per variabler Ventilsteuerung zeitweise wie ein Atkinson-Motor betrieben
Das heißt:
• Die Einlassventile bleiben je nach Fahrsituation länger offen
• Dadurch wird der effektive Verdichtungsgrad reduziert
• Der Expansionshub bleibt lang
• Ergebnis: hoher Wirkungsgrad, niedriger Verbrauch
Was bedeutet „variabel“ konkret?
„Variabel“ heißt:
Der Motor kann zwischen verschiedenen Betriebsarten wechseln.
Bei ruhiger Fahrt / Stadtverkehr:
• Später Ventilschluss
• Stark Atkinson-ähnlicher Betrieb
• Sehr sparsam
• Weniger Leistung nötig
Bei Beschleunigung / höherer Last:
• Ventile schließen früher
• Betrieb näher am Otto-Prinzip
• Mehr Leistung verfügbar
Der Motor passt sich also ständig der Fahrsituation an.
Warum funktioniert das im Yaris besonders gut?
Weil es ein Hybrid ist.
• Der Elektromotor übernimmt:
• Anfahren
• Beschleunigen
• Lastspitzen
• Der Benzinmotor darf:
• effizient laufen
• in seinem optimalen Drehzahl- und Lastbereich bleiben
Genau deshalb ist der Leistungsnachteil des Atkinson-Betriebs kein Problem.
Vorteile der variablen Atkinson-Ventilsteuerung
✔ sehr niedriger Verbrauch
✔ hoher thermischer Wirkungsgrad (über 40 %)
✔ leiser Motorlauf
✔ ideal für Hybridantriebe
✔ weniger CO₂-Ausstoß
Nachteile (ehrlich gesagt)
✘ allein nicht besonders drehmomentstark
✘ ohne Hybridtechnik eher „träge“
✘ fühlt sich nicht sportlich an
Aber:
Das ist Absicht, kein Mangel.
Kurzfassung in einem Satz
Der Toyota-Yaris-Motor nutzt eine variable Ventilsteuerung, um je nach Fahrsituation wie ein sparsamer Atkinson-Motor oder näher am Otto-Motor zu arbeiten – und erreicht dadurch eine außergewöhnlich hohe Effizienz, die perfekt mit dem Hybridantrieb zusammenspielt.
Lesen Sie alle Folgen von " Yaris ":
- Ich bin das Tempo-Arschloch
- Abartige Eimer
- Warum gibt ein Tankstellenbetreiber den Kraftstoffverkauf ab?
- Toyota Yaris Hybrid - Der hat ja gar keinen Otto-Motor!
- Künstliche Motorengeräusche im Hybrid: Warum mein Yaris summt
- Warum ich mich für einen Toyota Yaris Hybrid entschieden habe
- Reichweite des Toyota Yaris
Bildquellen:
- atkins-motor-symbolbild-ki: Peter Wilhelm KI
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
#antrieb #Atkins #Atkins-Motor #Benzin #elektrisch #Elektromobilität #Elektromotor #Hybrid #Otto-Motor #Toyota #Toyota Yaris

















