Weihnachtszeit, o Weihnachtszeit, du güldene Zeit der Besinnlichkeit, du Zeit der Plätzchen, Adventskränze und Weihnachtsmärkte, o wie beglückest du mich!
HALT! Stimmt gar nicht! Die Realität ist doch, daß die Leute wie bekloppt durch die Geschäfte hetzen, sich ihre Einkaufswagen mit dem billigsten Scheiß füllen und mehr Geld ausgeben, als sie eigentlich zur Verfügung haben. Im Januar, wenn alle Versicherungen kommen, wird das Wehklagen wieder groß sein. Aber es ist ja Weihnachten, da braucht man das, das läßt man sich nicht nehmen, da geht man auch auf den Weihnachtsmarkt.
Und, ich gestehe, ich mag diesen vorweihnachtlichen Budenzauber auch. Dieser Geruch von gebrannten Mandeln, Bratwürsten, heißen Kastanien und Glühwein, die vielen Buden mit kunsthandwerklichen Gegenständen und das ganze Drumherum.
Die Allerliebste und ich gehen jedes Jahr wenigstens auf zwei Weihnachtsmärkte, die Frau liebt Jahrmärkte aller Art noch viel mehr als ich. Ich esse immer dies und das, sie trinkt ein, zwei Glühweine und wir finden auch immer irgendwelche Kleinigkeiten, die wir als Geschenk oder zur Verschönerung des Heims kaufen.
Man schlendert also durch die Gänge, schaut bei dieser Bude, schaut bei jener Bude; gibt es was Gutes zu Essen, dann ißt man das und wenn man Lust und Durst hat, dann trinkt man einen heißen Met oder einen Glühwein.
Gestern waren wir mit Chrissie und Hape verabredet. „Du, die sind ganz nett“, hatte die Allerliebste diese Bekannten aus ihren Dunstkreis angekündigt und ich freute mich auf den Bummel über den Weihnachtsmarkt. Um halb sechs trafen wir uns dann mit Chrissie und Hape, Hape lächelte freundlich und seine ersten Worte waren: „Bleiben wir gleich hier oder laufen wir zum Obstglühweinstand da drüben?“ Sprach’s und war verschwunden, um Glühwein für alle zu holen. Wiegesagt, wir hatten uns gerade erst getroffen, waren keine zwei Meter gelaufen…
Gut, die haben vielleicht Durst, dann gehen wir eben nach dem ersten Glühwein bummeln.
Da man auf einem Bein nicht stehen kann, wurde dann sogleich noch eine Runde Glühwein geholt, nicht für mich, ich muß ja noch fahren.
Als dann, eine Stunde später von mir die zaghafte Frage kam, wann wir denn über den Weihnachtsmarkt bummeln würden, kam von Hape die Frage: „Ja wie jetzt? Wir sind doch auf dem Weihnachtsmarkt, lecker Glühwein, schmeckt gut!“
„Ja, wir machen das für gewöhnlich so, daß wir mal an allen Buden vorbeischlendern, hier was essen, dort was trinken…“
„Wie, Du willst Engelein gucken?“ fragt er mich erstaunt und ich zucke nur mit den Achseln, was soll man denn auf einem Weihnachtsmarkt sonst tun?
Mit etwas gelangweilten Gesichtern ziehen Chrissie und Hape dann tatsächlich ein Stück mit uns über den Weihnachtsmarkt, bis ein Stand mit Glühwein urplötzlich in unseren Weg springt und uns sozusagen zwingt, dort stehenzubleiben. Nee, ich will mir auch die Buden angucken, ich will noch ein Zwiebelsteak und eine Bratwurst und nicht bloß herumstehen, mir die Füße und Beine abfrieren und anderen beim Glühweinsaufen zugucken.
Auf Vorschlag der Allerliebsten trennen wir uns vorübergehend von Chrissie und Hape, damit die beiden anderen Gelegenheit haben, Met, Feuerzangenbowle, Friesenpunsch, Glühwein, Rotweinteufel und heißen Grog zu trinken. Wir essen was, wir kaufen dieses und jenes und endlich ist auch für mich Weihnachtsmarktstimmung da.
Dann treffen wir wieder auf Hape und Chrissie, die beiden halten schon wieder irgendwelche Tonbecher mit heißem Alkohol in den Händen, Chrissie hat ein hochrotes Gesicht, trotz der Kälte glänzt ihr Gesicht und sie strahlt das Strahlen derer, deren Promillepegel zu hoch ist. „Habt’er Engelchen gekauft?“ fragt Hape grinsend und holt die nächste Runde Feuerzangenbowle. Er ist Fachmann für alle nur erdenklichen alkoholischen Heißgetränke und weiß genau, in welcher Gasse und auf welchem Markt der günstigste Glühwein zu haben ist. Dorthin will er uns jetzt schleppen, da könne man in einer Art Holzbude sitzen, unter einem Heizpilz und Glühwein ohne Ende trinken.“
Nee, das sei nicht das, was ich mir vorgestellt habe, sage ich und erkläre ihm, daß ich nicht nur zum Saufen auf den Weihnachtsmarkt gehe.
Enttäuschung malt sich auf den Gesichtern ab, man versteht die Welt nicht mehr, wie kann es jemanden geben, der in einem Weihnachtsmarkt etwas anderes sieht, als eine gesellschaftlich geduldete Abfüllstätte für Glühweinjunkies? Ich bin der Außenseiter, der „Engelchengucker“, die Lusche, der Loser, das Weichei.
Meinetwegen!
„Was trinkst Du denn?“ will Hape wissen, ich habe keinen Durst und sage wahrheitsgemäß: „Nix.“
„Ja aber wenn Du jetzt Lust hättest, was zu trinken, was würdest Du denn dann trinken?“
„Och, vielleicht Kaffee oder Tee, heißen Pfefferminztee, am liebsten aber Kaffee.“
„Ja gut, dann suchen wir halt jetzt den ganzen Weihnachtsmarkt nach Kaffee ab.“
„Nein, brauchen wir nicht, ich will ja nix.“
„Du hast doch gerade gesagt, daß du Kaffee willst!“
„Nee, ich habe nur gesagt, was ich vielleicht trinken würde, wenn ich jetzt unbedingt etwas trinken wollte.“
„Na gut, wir jedenfalls haben Durst und trinken noch eine Feuerzangenbowle.“
Mir kriecht die Kälte mittlerweile an Stellen, an denen ich normalerweise nicht mal eine Stelle habe…
Hape und Chrissie denken weiterhin laut darüber nach, wo es den besten und günstigsten Glühwein gibt und Hape hat eine ganz tolle Idee: Er will nach Neujahr eine Glühweinparty veranstalten. So richtig gemütlich, draußen, mit Heizpilz und richtig viel Glühwein aus dem 40-Liter-Topf…
„Ja“, sage ich, „da sprechen wir aber noch drüber.“
Nee, is nich mein Ding.
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