Weincreme war in meiner Kindheit das Dessert schlechthin. Die Leute fanden den süßlich-herben Geschmack klasse und diese Leckerei war schwer in Mode. Getoppt werden konnte Weißweincreme nur noch von Tuttifrutti. Tuttifrutti stellte man her, indem man verschiedene Sorten Götterspeise, also Wackelpudding, in unterschiedlichen Farben herstellte. Dann schnitt man die gestürzten Massen in kleine Würfel und vermischte das Ganze zu einem farbenfrohen Gesamtkunstwerk. Dazu gab es Vanillesoße.
In Weincreme ist Alkohol enthalten. Ist ja klar, die Creme wird meist aus Eiern, Sahne und Stärke (oder Puddingpulver) und knapp einem Viertelliter Weißwein hergestellt (Ja, ich weiß, es gibt auch Rotweincreme.).
Neulich probierte ich zum ersten Mal das Mousse Weisswein von Dr. Oetker. 100 Gramm lockere Creme in einem Plastikbecher. Ich fand dieses Dessert sehr schmackhaft. Mal was anderes.
Und während ich so löffelte, betrachtete ich den Becher und dessen Beschriftung näher.
Was mir aufgefallen ist: Es wird natürlich darauf hingewiesen, dass die Creme neben Milch auch 27% Weißwein enthält. Und der enthält (dickgedruckt) Schwefeldioxid. Es werden noch weitere Zutaten aufgezählt, alle insgesamt unspektakulär.
Außerdem gibt es die Liste mit den Nährwerten, wie Fett und Kalorien usw.
Einen Hinweis auf den enthaltenen Alkohol gibt es nicht.
Nun, Weißwein hat so um die 12% Alkohol.
Damit enthält so ein Becher, wenn ich richtig liege, so um die 3,3 % Alkohol
Nach meinem Kenntnisstand muss Alkohol ausgewiesen werden, wenn das Produkt mehr als 1,2 % Alkohol enthält.
Dann müsste „Alkohol“ in der Zutatenliste auftauchen. Das muss aber dann nicht sein, wenn das alkoholische Getränk, das den Alkohol enthält, namentlich benannt ist, z. B. Cognac, Whiskey oder eben Weißwein.
In meiner Kindheit haben sich die Erwachsenen um so etwas keine Gedanken gemacht. Kinder durften auch schon mal Eierlikör schlabbern oder mal von Vatis Bier probieren. Niemand wäre auf die Idee gekommen, Kinder Alkohol regelrecht trinken zu lassen, aber ansonsten war der Umgang eher locker.
Aber heute sind die Eltern doch so alert, wenn es um ihre Kleinen geht. Und außerdem gibt es doch genügend Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen, oder die das aus anderen Gründen vermeiden möchten.
Man stelle sich nur vor, ein Produkt enthielte Nüsse, Sellerie oder gar Nikotin… Was wären da für Warnhinweise angebracht!
Jedoch Alkohol ist ja die staatlich wohl so gewollte Billigdroge…
Ich finde es schon ziemlich merkwürdig, dass auf diesen (und vermutlich vielen ähnlichen) Produkten der Hinweis auf den enthaltenen Alkohol und dessen Menge (in Vol.-% Alk.) fehlt.
Was meinst Du dazu?
Bildquellen:
- weinmousse: Peter Wilhelm
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Ich finde, das geht gar nicht!
Auf jeden Scheiß müssen die hinweisen, sogar wenn in der gleichen Fabrik irgendwo Nüsse verarbeitet werden.
Aber wenn Alkohol drin ist, gibt es Schlupflöcher.
Dr. Oetker gibt sich doch so familienfreundlich. Die müssten mit gutem Beispiel vorangehen.
Grundsätzlich stehe ich der Sache ebenfalls entspannt gegenüber, allein schon, weil ich auch der etwas älteren Generation angehöre, die das mit dem gelegentlichen Eierlikör oder Papas Bier noch selbst kennt und weiß, dass dadurch keineswegs Alkoholleichen in der Gegend herumlagen. Auch Fälle von durch diese Praxis generiertem schwerem Alkoholismus sind mir nicht bekannt. Das Härteste war der Bruder eines Klassenkameraden, der bei seiner Konfirmationsfeier alle Weinbrandbohnen, die er bekommen hatte (ja, damals war das noch in Ordnung!), entleerte und nach dem Genuss des Inhalts schwer einen in der Krone hatte. Aber auch aus dem ist keineswegs ein Alkoholiker geworden.
Andererseits ist die heutige Zeit mittlerweile derart hysterisch, dass es wohl auch nicht schaden kann, wenn z.B. im geschilderten Fall mit der Weincreme der Alkoholgehalt angegeben wird. Die Alternative wäre, die allgemeine Hysterie zurückzudrehen, aber dazu wird es realistischerweise nicht mehr kommen. Leider.