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Kaffeefahrten – eine trügerische Falle

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Ganz aktuell warnt die Mannheimer Polizei wieder vor Werbeverkaufsveranstaltungen, den so genannten Kaffeefahrten. Erst vor wenigen Tagen wieder (am 18.08.2009 und am 02.09.2009) lud ein Unternehmer reise- und erlebnislustige Rentner aus Mannheim zu einer angeblichen Kaffeefahrt nach Mannheim-Wohlgelegen ein. In diesem Stadtteil befinden sich das Berufsfortbildungszentrum, der Mannheimer Morgen, das Rhein-Neckar-Fernsehen und zahlreiche andere namhafte Firmen. Ein „schöner Tag der offenen Tür“ sollte es werden und die Werbebriefsendung verhieß auch noch einen „großen XXL-Feinkostkorb mit Weintrauben, Markenbutter, Kartoffeln, Schwarzwälder Nuss-Schinken – sofort zum Mitnehmen“. Doch es kam anders:
Die Polizei schreibt:

Der versprochene schöne Tag entpuppte sich jedoch sehr schnell als reine Verkaufsveranstaltung, in dessen Rahmen den Teilnehmern ein völlig überteuertes Produkt (Entgiftungsfußbad) für 448 Euro angedreht wurde. Es wurde mit fünf Jahren Garantie für das Produkt geworben. Leider befand sich auf dem Duplikate des Kaufvertrages keine Anschrift an die man sich, bei Reklamationen, hätte wenden können. Auch die Firma, welche laut Werbesendung die Veranstaltung anbot und durchführte, gibt es nicht. Daher bleiben die Geschädigten auf ihrem Kauf sitzen.

(Wer Zeuge oder Geschädigter ist, kann sich unter 0621-1740 an die Polizei in MA-Feudenheim wenden.)

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Immer wieder werden vor allem Renter das Opfer solcher dubioser Veranstalter. Mit Werbekarten und -briefen versprechen die Veranstalter viel und halten dann oft wenig. Die Aussicht auf einen unterhaltsamen Ausflug, auf viele Geschenke oder einen vermeintlichen hohen Gewinn und natürlich auf etwas Abwechslung vom Alltag, lockt viele ältere Leute immer wieder in die Falle.

Wenn der versprochene Ausflug überhaupt stattfindet, dann sind das oft nur wenige Stunden, der Rest des Tages gehört den gewieften Verkaufsprofis, die von wundersamen Tinkturen bis hin zu aberwitzigen Gesundheitsapparaten alles an den Mann oder die Frau bringen wollen. Dabei wird geschickt so ein hoher Druck auf die Anwesenden aufgebaut, bis hin zur Drohung, die Reisegäste nicht eher wieder nach Hause zu bringen, bis nicht wenigstens die Buskosten eingespielt sind, daß sich viele dann doch zum Kauf erweichen lassen. Ein Kauf, den sie meist später bitter bereuen. Denn in den wohl allermeisten Fällen ist das viele, liebe Geld weg und die angebliche Wunderware entpuppt sich als billiges Fernostprodukt. Reklamation und die Durchsetzung von Garantie- oder Gewährleistungsansprüchen misslingen fast immer, denn die angeblichen Traditionsfirmen existieren meist gar nicht oder schalten einfach auf stur.

Auch gegen den Reiseveranstalter kann man kaum vorgehen, diese Firmen existieren ebensowenig, auch wenn sie so klingende Namen wie „Glückzentrale Bundesweit“ oder „Fortuna Urlaubsdienst“ haben. Mehr als eine Postfachadresse oder einen Briefkasten bei einem bezahlten Ahnungslosen haben die Firmen nicht vorzuweisen und das mit gutem Grund.
Im Grunde hat der Verbraucher weitreichende Rechte und natürlich auch den gesetzlichen Gewährleistungsanspruch. Ist aber die Firma nicht auffindbar, sind diese Rechte und Ansprüche das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt sind.

Auch die herrlichen Versprechungen zahlreicher Geschenke, eines hohen Gewinnes und die Aussicht auf eine leckere Mahlzeit und ein Unterhaltungsprogramm üben natürlich ihren Reiz vor allem auf ältere Menschen aus. Doch die Geschenke sind oft nicht so üppig wie beschrieben, die Gewinne gibt es nie und die leckere Mahlzeit wurde einmal von einem Geschädigten als „billiger Raststättenfraß mit Maggi-Soße“ bezeichnet. Wenn überhaupt ein Unterhaltungsprogramm stattfindet, dann sind das in den seltensten Fällen die Stars mit denen ohne deren Wissen auf der Einladung geworben wurde. Eine Fahrt mit Roberto Blanco entpuppte sich vor Jahren einmal als Kurzauftritt eines schäbigen Alleinunterhalters mit schwarzer Schuhcreme im Gesicht…

Die Verkäufer haben nur eines im Sinn -und das ist das Ziel der gesamten Veranstaltung-, den Anwesenden möglich viel Geld aus der Tasche zu ziehen.
Dabei greifen sie tief in die Trickkiste der Verkaufspsychologie, winken mit sensationellen Rabatten, versprechen das Blaue vom Himmel herunter und immer wieder sitzen Lockvögel mit im Publikum, die dann begeistert zugreifen und so die anderen ebenfalls zum Kauf verleiten sollen.

Man muss sich vor Augen halten, daß die Aussendung der Einladungen (Tausende obwohl nur 80 Leute mitfahren!), die Busfahrt und das ganze Drumherum (Saal, Essen, Geschenke) einen Haufen Geld kostet. Und nicht zuletzt will der Verkäufer ja auch was verdienen und natürlich die Firma, der Veranstalter, der Vermittler und und und…
Ja und wer soll das alles bezahlen? Klar, hierfür kommt nur einer in Frage: Der Gast, der sich auf so eine angeblich kostenlose Fahrt einlässt!

Es wird nicht schlecht verdient in der Branche und so ist es kein Wunder, daß die Verkäufer auch alles daran setzen, möglichst viele Teilnehmer zum Kaufen zu verleiten.
Doch die Waren sind ihr Geld nicht wert, denn wenn man berücksichtigt, was da zunächst alles an Kosten dranhängt, von der Gratis-Wurst bis zu den Tausenden, die so ein Verkäufer verdient, dann kann man sich leicht ausrechnen, daß das ja vom angeblichen Warenwert erst einmal mitfinanziert werden muß.
Und überhaupt: Die oft versprochene geheimnisvolle Wirkung der Produkte, die immer wieder zugesagten besonderen Eigenschaften und die angebliche hohe Qualität halten nie das was versprochen wurde! Verbraucherschützer beklagen schon lange, daß die Waren oft genug nur Schund und völlig nutz- und wirkungslos sind.

Deshalb gilt nach wie vor der einzig richtige Rat: Nehmen Sie niemals an solchen Veranstaltungen teil!
Fahren Sie auch dann nicht mit, wenn Sie der Meinung sind, aufgeklärt und gegen die Verkaufsmasche immun zu sein!
Werfen Sie solche Einladungen am Besten gleich in den Mülleimer, auch wenn der Absender hochtrabend klingt und Sie persönlich angesprochen werden.

Und sollten Sie einmal der Versuchung erlegen sein, so halten Sie sich stets vor Augen, daß Sie niemals verpflichtet sind, etwas zu kaufen. Leisten Sie keine Unterschriften, auch nicht zur unverbindlichen Anforderung von Prospektmaterial, nehmen Sie keine EC-Karte mit und führen Sie nur soviel Geld mit sich, wie Sie benötigen, um notfalls mit der Bahn nach Hause fahren zu können.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Februar 2014 | Peter Wilhelm 28. Februar 2014

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