DIREKTKONTAKT

TV Film Medien

Ich bin ein Star, holt mich hier raus! – Der Dschungelcamp-Effekt

dschungelkaemp

Es ist abends, kurz vor zehn Uhr. Willy schreit: „Bitte zahlen!“ und auch Hermann zückt seinen Geldbeutel.
Wir befinden uns in einer durchschnittlichen Stadtteilkneipe und außer diesen beiden Männern gehen um diese Zeit noch drei Gäste.

Normalerweise würden diese Leute alle sitzen bleiben, vor 23.30 Uhr ist von denen noch nie jemand gegangen.

Doch jetzt ist alles anders, denn jetzt ist „Dschungelcamp-Zeit“.

Wieder hat RTL zehn Z-Promis in ein logistisch gut angebundenes Waldstück am Rande einer australischen Farm geschickt, das für den Zuschauer so aussehen soll, als sei es ein Stück Dschungel.
Und wieder zeigen sich diese Z-Promis von ihrer denkbar schlechtesten Seite, wühlen sich durch Intrigen und Fischabfälle, essen als Dauerration Bohnen mit Reis und zwischendurch auch mal einen Borstenschweinbeutelanus.

Natürlich regt sich Gutdeutschland darüber auf, so wie es sich gehört und die Menschen werden nicht müde, zu beteuern, ausgerechnet sie würden das Dschungelcamp nicht anschauen.

Und genauso natürlich blickt RTL stolz auf Rekordeinschaltquoten.

Meiner Meinung nach tut RTL das auch zu Recht. Denn das was RTL da bietet, das ist genau wie bei den Formaten um Dieter Bohlen (DSDS und Deutschland sucht den Superstar), sehr gut gemachte Fernsehunterhaltung.
Über Niveau wollen wir uns hier gar nicht unterhalten, darum geht es nicht.
Unterhaltung kann hochgeistig, literarisch und klassisch sein, Unterhaltung kann aber auch Klamauk und schenkelklopfend sein.
Ja und was tut der Deutsche ganz besonders gern? Richtig! Mit dem Finger auf andere zeigen und sich fremdschämen!

Man macht es sich etwas zu einfach, würde man die Zuschauer dieser Sendungen allein im Prekariat vermuten. Das tun ja viele und es soll auch gar nicht abgestritten werden, daß viele RTL-Formate sicherlich ihre Hautzuschauergruppe in den sozial und geistig Minderbemittelten finden.

Doch diese großen Abendshows sind perfekt gemacht, sind handwerklich ganz großes Kino und spiegeln einfach auch den Zeitgeschmack wieder.

Es gilt nicht: „Erlaubt ist, was gefällt!“ und es gilt auch nicht „Leute, freßt Scheiße, 10 Milliarden Fliegen können sich nicht irren.“

Nein, es gilt: Lehnt Euch in Eurem Fernsehsessel zurück und laßt Euch unterhalten! Wenn Ihr lacht und wenn Ihr Spaß habt, dann ist es gut, liebe Deutsche!
Es ist nix Schlimmes auch an so’nem Scheiß Spaß und Freude zu haben. Morgen früh, da könnt Ihr wieder Euer Beamtengesicht aufsetzen und griesgrämig sein.

TV – Film – Medien

Alles über Movies, Serien, Stars und Sternchen, Schauspieler und Fernsehen im Allgemeinen und die Medienlandschaft.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 22. Januar 2014

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
8 Kommentare
älteste
neueste
Inline Feedbacks
View all comments



Rechtliches


8
0
Would love your thoughts, please comment.x
Skip to content