Ich will ja nur mit dem Hund am Fluss etwas spazieren gehen. Da führt mein Weg mich an dem Haus vorbei, in dem Frau Ruckdäschl auf der Lauer liegt.
Ich mache ja schon einen Bogen um das Haus, aber auf einmal blitzen ihre Brillengläser zwischen den Geranien hervor und sie ruft: „Do ist ja jetzt wieder Top Modell im Fernsehen!“
Ich nicke nur kurz und will weiter.
Doch die Naturgesetze sind außer Kraft gesetzt, die Ruckdäschl ist schneller runter vom Balkon, quer durch ihre Wohnung, ab durch die Haustüre und steht plötzlich neben mir. Ihre knochigen Finger bohren sich in meinen Hemdärmel und der Hund fängt an zu knurren. Bevor der Labrador die alte Ruckdäschl zerfleischt, lasse ich mich, mitsamt Hund, in das Haus und in die Wohnung der Alten ziehen.
„Isch hätt‘ do nämlisch auch mitmache könne“, sagt sie und ich stehe nur ratlos da, während der Hund ihren Teppich beschnüffelt.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Ruckdäschl, wie sie sich vor Heidi Klum wiegt und dreht. (Ich nehme mal an, daß die Kandidatinnen sowas machen müssen, gesehen habe ich nämlich diese Sendung noch nie.) Was will die Alte jetzt von mir? (Ich meine die Ruckdäschl, nicht die Klum!)
„So ä Moddell das hätt isch nämlisch auch!“
„Sie? Sie haben ein Model für die Heidi Klum?“
„Awwer ja doch!“
„Hm, ja, und was möchten Sie jetzt von mir?“, erkundige ich mich vorsichtig.
„Ei, Sie solle sisch mei Moddell angucke!“
„Wer ist denn dieses Model? Eine ihrer Töchter, oder eine Ihrer Enkelinnen?“
„Ach, was rede‘ Sie denn da! Komme se mit und glotze Sie!“
Die Ruckdäschl zieht mich in ihr Wohnzimmer und bleibt vor ihrer Vitrine stehen.
„Do isses! Des Moddell hot mein Schorsch gemacht, als er noch gelebt hat!“
Und wirklich: In der Vitrine steht in einer kleinen Puppenstube ein niedliches kleines Modell von einem Topf. Für Frau Ruckdäschl ist das logischerweise ein Topp-Moddell….
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