Spitze Feder

Gedanken zum Wahlkampf

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Es mal wieder soweit und es kotzt mich jetzt schon an. Egal ob EM, WM, ESC, Olympiade, oder wie sich die ganzen Super-Mega-Hyper-Events auch immer nennen, mögen: es nervt! Schon Wochen vor dem Showdown Kuchendiagramme auf Power-Point-Niveau nebst dümmlicher Arithmetik in der Endlosschleife, hyperventilierende Berichterstattung, wo es absolut nichts Berichtens wertes gibt, hilfloses Spekulieren, Kaffeesatzlesen im digitalen Zeitalter, ermüdendes Medien-Galama, präsentiert von Anke Engelke, Dieter Bohlen, Bettina Schausten, oder wem auch immer.

OK, niemand wird gezwungen, sich diesen Müll zu geben und dann auch noch auf Facebook, Twitter & Co zu kommentieren. Man kann sich mit wesentlich Sinnvollerem beschäftigen, als sich peinliche Pseudo-Künstler, chemisch optimierte Athleten oder die Polit-Talkshow-Schwätzer in der Glotze reinzuziehen. Aber es gibt eine unsägliche Veranstaltung, die man nicht via Fernbedienung einfach wegzappen kann, weil deren Vorboten an jeder Ecke über Wochen das Auge beleidigen:

Am 13. März ist Landtagswahl. Ergo ist jetzt Wahlkampf, mit allen Kollateralschäden, die ein solcher Event zwangsläufig mit sich bringt. Plakate soweit das Auge reicht. Monströse Stellwände, zugekleistert mit den erbärmlichsten Fehlleistungen der Photoshop-Dilettanten, belästigen auf Schritt und Tritt. Sämtliche Laternenpfähle, Bau- und andere Zäune, Litfaßsäulen, einfach alles zugemüllt mit widerlicher Penetranz, ohne eine Spur politischer oder gar ideologischer Aussage, wie man im Vorfeld einer Wahl doch erwarten könnte.

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7.448 € Darum – und nur darum – dreht sich dieses ganze erbärmliche Schmierentheater namens Wahlkampf, mit seinen völlig sinnfreien Parolen, den billigen Kugelschreibern aus China und den Baseballkappen aus Kinderarbeit in Bangladesch.

Alle wollen nur eines: ein Kreuzchen im Wahllokal. Aber nicht etwa, um einen Sitz im Landtag zu ergattern und unser Leben besser zu gestalten. Das ist eine unfromme Legende, die von den Protagonisten der Polit-Kaste hartnäckig am Leben erhalten wird. Das mit dem Sitz im Landtag ist soweit korrekt. Immerhin bezieht der einfache Landtagsabgeordnete in Baden Württemberg für sein Tun (Stand 2015) schon mal eine eine Entschädigung (das heißt tatsächlich so) in Höhe von 7.448,00 €. Darum – und nur darum – dreht sich dieses ganze erbärmliche Schmierentheater namens Wahlkampf, mit seinen völlig sinnfreien Parolen, den billigen Kugelschreibern aus China und den Baseballkappen aus Kinderarbeit in Bangladesch.

Diejenigen, die im Landtag sind, wollen unbedingt drinbleiben, alle anderen wollen unbedingt rein – so einfach ist das. Deshalb wird der genervten Bürger alle fünf Jahre von immer derselben Plage in der stets gleichen Inszenierung heimgesucht: von rot-grün-schwarz-gelb-blauem Bullshit. Zugegeben: manchmal kommt auch ein Wenig Freude auf, wenn am Wahlabend Punkt 18:00 Uhr der Gong ertönt, Dieter Zimmer mit Knödelstimme die ersten Zahlen präsentiert und die Liberalen mal wieder abkacken.

Aber nur deshalb die schier endlosen Wochen geistiger Armut in Kauf nehmen, dieses andauernde dümmliche Geblubber sinnfreier Phrasen, diese geistige Inkontinenz in jeder Zeitung, in jedem Radiointerview? Und dann, an den letzten Wochenenden vor dem alles entscheidenden Sonntag auch noch die Wegelagerer mit ihrem falschem Lächeln vor jedem Supermarkt mit Schirm, Charme und Plastikblumen?

Danke, nein, mir ist schon schlecht.

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    Spitze Feder – Spitze Zunge

    Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
    Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

    Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

    Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

    Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Grohmüller: © 9. Februar 2016 | Revision: 3. Februar 2020

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