Satire

Der Fisch stinkt vom Kopfe – Der VW-Skandal Spitze des Eisbergs

Abgase Pixabay

Die Automobilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Keine Frag, das ist ohne Zweifel so.
Daß ein solch bedeutender Wirtschaftszweig auch Ansprüche an die gesetzgebende Gewalt hat, wird auch nicht bezweifelt. Es kann und darf nicht sein, daß beispielsweise Normen aufgestellt werden, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt technisch nicht erfüllbar sind. Damit Politiker nicht Gefahr laufen, über das Ziel hinaus zu schießen und Grenzwerte festlegen, die der deutschen Automobilindustrie im Speziellen und der Wirtschaft im Allgemeinen schaden, sind in Berlin etwa zehn mal so viele Lobbyisten unterwegs wie es Bundestagsabgeordnete gibt.

Und solche Lobbyisten verdienen ordentlich viel Geld, weitaus mehr als es die Abgeordneten tun. Und sie verstehen ihr Handwerk, sind oft seit Jahrzehnten erfolgreich am Ball, während Politiker sich immer nach der dünnen Decke der nächsten Wahl strecken müssen.

Kein Wunder also, daß es bei uns Testverfahren zur Ermittlung von Abgaswerten gibt, die weitab der Realität immer nur schöne Messwerte ergeben.

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Nur, es muß sich jetzt keiner geben, als sei er erstaunt darüber. Kein Politiker, kein Autofahrer, nicht der ADAC und auch nicht die Kanzlerin.
Denn wir alle, die oben Genannten eingeschlossen, kennen die bunten Anzeigen der Automobilkonzerne in Focus, Stern und Spiegel, in denen uns ein Benzin- oder Dieselverbrauch von 5,5 Litern auf 100 km versprochen wird.
Fährt man dann mit einem solchen Auto an die Tankstelle, stellt man fest, daß das Auto im täglichen Normaleinsatz 8,9 Liter verbraucht und man tut das ab mit der Erklärung, die jedem Autofahrer, Politiker und ADAC-Sprecher geläufig ist: „Gemessen wird sowas ja unter Idealbedingungen, die wir auf der Straße nicht erreichen.“

Warum eigentlich?

Es ist klar, Autos die vermeintlich wenig Sprit schlucken, verkaufen sich besser. Und logischerweise geht mit einem geringeren Verbrauch auch ein geringerer Ausstoß von CO2 und anderen Schadstoffen einher.
Es weiß also im Grunde genommen jeder, daß die Werte, die da durch die Anzeigen geistern und die beim Autohändler auf den Schildern hinter den Windschutzscheiben stehen, reine Makulatur sind.
Die Autos werden auf Rollenprüfständen unter idealisierten Bedingungen getestet, die es möglich machen, daß so wenig Treibstoff wie möglich verbraucht und nur soviel Abgase wie unbedingt nötig erzeugt werden.

Und das ist bei allen Autos aller Hersteller so, denn unter diesen Idealbedingungen werden nicht nur Volkswagen getestet, sondern auch BMWs, Mercedes-Fahrzeuge, Skodas und Citroen-Autos.

Daß das so ist, na dafür haben die im Schnitt zehn Lobbyisten pro Abgeordnetem schon gesorgt, und das nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris, Rom, Stockholm und nicht zuletzt auf europäischer Ebene in Brüssel und Straßburg.

Ja und es sind nicht nur die Lobbyisten, die da ständig den Politikern in den Ohren liegen und ihnen Staubzucker in den geschundenen Hintern pusten, sondern die obersten Millionäre der Automobilindustrie, wie der jetzt geschaßte Winterkorn oder sein Mercedes-Kollege Zetsche, geben sich bei Mama Merkel die Klinke in die Hand. Meinungspolitur auf höchster Ebene sozusagen.

Jeder weiß, daß unsere Autos im realen Betrieb auf der Straße weit mehr verbrauchen und viel mehr Schadstoffe ausstoßen, als es die Tests unter Idealbedingungen ergeben.
Jeder! Da sage keiner, ihm sei nicht schon seit jeher bewußt gewesen, daß die Angaben in den bunten Prospekten nur Schönfärberei waren und sind!

Deutsche Ingenieurskunst ist weltweit gefragt. Daß unsere Automobil- und Maschinenbauer auf höchstem Niveau arbeiten, daß ist international anerkannt. Wer jemals einen amerikanischen Wagen auf der Hebebühne von unten betrachtet hat, der weiß, wo da die Unterschiede sind. Wer sich jemals amerikanische Elektroinstallationen angeschaut hat, der darf sich nur wundern, wie es die Amis jemals geschafft haben, auf den Mond zu fliegen. Aber ja, ach nee, das hat ihnen ja damals auch ein Deutscher beigebracht, stimmt ja.

Logischerweise tun diese Ingenieure und Automobilbauer alles, damit deutsche Fahrzeuge international als besonderes Aushängeschild für Qualität, Haltbarkeit und eben auch für geringen Treibstoffverbrauch und die Einhaltung der Umweltrichtlinien da stehen können.

Ja und wenn einer der besten und weitverbreitetsten Motoren der Welt, das Aggregat EA189 von Volkswagen eben die geforderten Werte, die in den USA nur schwer zu erreichen sind, nicht ohne weiteres packt, dann hilft man eben durch eine geeignete Software nach. Dazu muß man wissen, daß es auch in den USA Lobbyisten gibt und zwar noch viel mehr und noch viel mächtigere als bei uns. Ein Wahlkampf im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kostet nämlich ein Vielfaches von dem, was er bei uns kostet und das gilt nicht nur für angehende Präsidenten, sondern schon auf Kreis- Bezirks- und Staatenebene. Da wird gesponsert, geschmiert und querfinanziert, was das Zeug hält, immer verbunden mit dem nachträglichen Einfordern von Gefälligkeiten bei den Gewählten für die für den Wahlkampf gespendeten, investierten Millionen der Industrie.

Und es verwundert nicht, daß die Grenzwerte in den USA für Dieselfahrzeuge so sind, wie sie sind. Dieselfahrzeuge sind in den USA etwa so weit verbreitet, wie bei uns Fahrzeuge mit Brennstoffzelle.
Nur ein geringer Prozentsatz von Fahrzeugen fährt mit Öl, die allermeisten, allen voran die Flut von Pickups, Vans, SUVs und schweren Geländewagen, die unsere amerikanischen Freunde so lieben, fahren mit Benzin.
Diesel ist eher den Trucks und dem Schwerlastverehr vorbehalten, Diesel-PKWs gelten auch heute noch von New York bis San Francisco als mehr oder weniger exotische Fahrzeuge.

Kein Wunder also, daß die Hürden, die für die Abgaswerte gelten, von Fahrzeugen amerikanischer Hersteller (Benzin) wesentlich leichter zu überwinden sind, als für die importierten oder im Land hergestellten Dieselfahrzeuge.
Auch hier steckt viel Lobbyismus dahinter. Die größte Automobilnation der Welt hat einen automobilen Niedergang der heimischen Industrie hinter sich, wie kaum ein anderes Land. In Detroit, wo einst rein rechnerisch jeder Einwohner in einer der großen Autofabriken arbeitete, herrscht heute Arbeitslosigkeit, Leerstand, Ödnis und Zerfall.

Da gilt es, den heimischen Markt zu schützen, koste es was es wolle.
Und für deutsche Autohersteller bedeutet das, daß man seinen Autos das grüne Mäntelchen umhängen muß, ebenfalls koste es was es wolle.
Ja und an Benzinsparen waren die Amerikaner bis vor 20 Jahren auch nicht gewöhnt. Dort wo die Gallone einmal halb so viel kostete, wie bei uns ein Liter, konnte man mit 8-Zylinderfahrzeugen mit 5,8 Litern Hubraum lustig Treibstoff verbrennen, als ob er buchstäblich nichts koste.

So kommen also Fahrzeuge, die nur die Hälfte verbrauchen und dann auch noch wenige Schadstoffe ausstoßen in den Staaten gut an.

Klar, daß alle Hersteller alles unternehmen, um die dafür geforderten Grenzwerte einzuhalten, bis hin zur betrügerischen Manipulation der Schadstoffwerte.
Der jetzt vielgescholtene Motor erreicht die amerikanischen Abgaswerte spielend. Die normalen. Aber nicht die besonders strengen mit denen geworben wurde. Da mussten sie sich mit unlauteren Mitteln einen Vorteil verschaffen und somit die US Autohersteller unter Druck setzen. Das ging nach hinten los. Aber was solls. VW wird nicht untergehen und den Verlust abschreiben. Leser Steffko in einem Kommentar

Man darf sich übrigens nicht der Illusion hingeben, die amerikanischen Grenzwerte seien besser, strenger oder toller als unsere. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Vor der Hand mag es zwar so aussehen, vor allem weil derzeit viel davon geredet wird, es handele sich um „strengere Werte“. Tatsächlich sind die Testzyklen, die in den USA durchgeführt werden, nur anders und eben leider mies für deutsche Dieselmotoren.

Wir wissen also, daß die von den Herstellern angegebenen Werte im täglichen Straßenbetrieb nicht erreicht werden. Das war noch nie ein Geheimnis, das merkt jeder an der Zapfsäule.
Volkswagen hatte eben nur das Pech, erwischt zu werden. Es steht außer Zweifel, daß alle anderen Autohersteller auch getrickst haben, man weiß eben nur noch nicht wo und wie.
Denn gute Ingenieure haben nicht nur die Wolfsburger.

Deshalb halten sich auch die anderen Konzerne sehr bedeckt, keiner lehnt sich da weit aus dem Fenster und überschüttet VW mit Häme. Ängstlich durchforsten alle Autohersteller jetzt ihr Portfolio und klammheimlich, davon kann man ausgehen, wird überall nun ein Notfallprogramm entwickelt. Die betroffenen, weil ertappten Volkswagen müssen nächstes Jahr zum Nachrüsten in die Werkstätten. Ich wette darauf, daß es nicht nur bei Volkswagen bleiben wird.
„Rein vorsichtshalber“ werden sicherlich auch viele Fahrzeuge anderer Hersteller zurückgerufen, nachgerüstet oder einem Update unterzogen, garantiert!

Im Grunde haben wir es bei den heute verbauten Dieselmotoren mit technischen Wunderwerken zu tun. Die auf dem Prinzip des Robert Diesel beruhenden Triebwerke sind so leise, verbrauchsarm und schadstoffarm wie nie zuvor.
Der von Volkswagen Skoda und Audi eingesetzte EA189, der jetzt im Fokus steht, ist eines der besten Triebwerke überhaupt.

Was jetzt auch von Politikern in Unkenntnis der Sachlage alles gefordert wird, bis hin zum Verbot dieser Motoren und der Sperrung der Innenstädte für Volskwagen-Diesel, ist reine Spiegelfechterei und reinster, grüner Populismus.
Diese Motoren sind gut und sie sind zuverlässig.

Was geschehen muß, ist Folgendes: Die Autohersteller müssen gezwungen werden, die wahren Verbräuche – im Straßeneinsatz unter reellen Bedingungen ermittelt – und den tatsächlichen Schadstoffausstoß zu benennen.
Das entspricht dann nämlich der Realität auf unseren Straßen. Dann muß gefragt werden, was in absehbarer Zeit, mittelfristig und langfristig an weiteren Verbesserungen und Senkungen von Verbrauch und Schadstoffen realistisch machbar ist.
Und genau danach müssen sich die Grenzwerte richten.

Immer ein Stückchen die Meßlatte höher hängen, das heißt die zu unterschreitenden Grenzwerte senken, aber so, daß die Industrie mit ehrlichen Zahlen und ohne jegliche Manipulation mithalten kann. Alles andere ist doch reine Augenwischerei!

Was nicht geht, das geht nicht. Das Dieselprinzip ist 1893 erfunden worden und die Ingenieure haben das Beste daraus gemacht.
Aber wir dürfen uns doch nicht darüber hinweg täuschen lassen, daß selbst mit den tollen, modernen Motoren immer noch Öl verbrannt wird und Abgase und Ruß entstehen.
Wo man vorne Dieselöl reinpumpt und verbrennt, da kann hinten kein Kölnisch Wasser rauskommen!
Das gilt in gleichem Maße übrigens auch für Benzin.

Gefordert sind also praxisnahe, alltagstaugliche und an den normalen Fahrgewohnheiten orientierte Testverfahren, realistische Grenzwerte und mithin also nichts als Offenheit und Ehrlichkeit.
Dann wird man sehen, daß alles so schlimm eigentlich gar nicht ist, sondern eben nur realistischer.
Man wird aber auch sehen, daß trotz aller Ingenieurskunst und trotz aller Entwicklungen, die die Konzerne noch in ihren Schreibtischschubladen haben, eins niemals Realität werden wird, nämlich das saubere Auto.

Wie gesagt, wo vorne Treibstoff reinkommt …

Alternative Antriebe, das ist das Stichwort. Alle Automobilkonzerne könnten Elektroautos bauen, Erdgas, LPG-Gas, Wasserstoff, alles das steht an alternativen Energieträgern für Fahrzeugantriebe zur Verfügung.
Sieht man erst einmal ein, wie die Abgaswerte realistischerweise aussehen müßten und was unsere Fahrzeuge tatsächlich verbrauchen und ausstoßen, dann wird man auch erkennen, daß der Verbrennungsmotor mit Benzin und Diesel allein ein Auslaufmodell ist.

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    Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

    Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

    Lesezeit ca.: 13 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Oktober 2015 | Revision: 3. Februar 2020

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