Da frage ich neulich eine Firma, mit der ich schon lange zusammenarbeite, danach ob eine bestimmte Ware schon auf dem Weg zu mir ist. Und was bekomme ich von der Dame am Telefon zu hören: „Das kann ich ihnen leider nicht sagen, wegen dem Datenschutz!“
Genauso stellt sich aber Datenschutz für uns im täglichen Leben dar: Jeder subalterne Depp kaschiert seine Faulheit oder sein Unvermögen mit dem Zauberwort „Datenschutz“. An selbstverständliche Auskünfte über ganz normale Dinge, die auf keinem Fall schützenswürdig sind, wird einem jegliche Auskunft verweigert, weil man doof ist, weil man zu faul ist oder weil man das mit dem Datenschutz einfach mal eben nicht verstanden hat.
Aber auch andersherum wird ein Schuh daraus: Jeder der eine Webseite betreibt und gerne möchte, daß sich die Benutzer für einen internen Bereich registrieren, wird sehr schnell ebenfalls mit der Super-Ausrede „Datenschutz“ konfrontiert. Wie könne man es wagen, nach so geheimen Daten wie dem richtigen Namen oder sogar einer hochheiligen E-Mail-Adresse zu fragen, bekommt man dann gesagt. Der Datenschutz sei gleichzeitig auch ein Spamschutz und man gebe seine Daten grundsätzlich im Netz nicht heraus, weil man ja nie wisse, was dann komme…
Auf der anderen Seite ist nahezu jeder bereit, sein gesamtes Einkaufsverhalten für ein paar lumpige Cent Rabatt an „Payback“ zu verkaufen, gibt munter seine Daten bis hin zur Bankverbindung in jedes sich öffnende Popup-Fenster am Bildschirm ein, nur um einen Audi A8 gewinnen zu können. Die allermeisten Bestellungen, Verträge, Aufträge und Teilnahmen kann man sowieso nur noch absenden, wenn man das Kreuzchen für die Zustimmung zur freien Verwendung seiner Daten macht; und macht man es nicht, dann wird es automatisch gesetzt.
Ja und wer genau wissen will, wie leichtfertig die Leute mit ihren höchstpersönlichen Angaben umgehen, der stelle sich mit einem Klemmbrett mal in die Fußgängerzone und befrage die Menschen einfach mal. Man wird erstaunt sein, zu welchen Angaben die Leute bereit sind und wenn man denen noch einen kleinen Gewinn, ein Präsent oder eine Aufwandsentschädigung verspricht, bekommt man bei 3 von 10 auch noch die Bankverbindung dazu.
Sie glauben das nicht?
Gut, dann schlagen sie jetzt bitte ein x-beliebiges Telefonbuch an gleichfalls beliebiger Stelle auf, tippen sie auf einen Namen und rufen dort an. Geben sie sich einfach als Herr Schröder vom Rentenverlustdienst aus. Behaupten Sie, die Rentenverlustakte des Hauptverdieners sei unvollständig und sie erfahren sofort wer der Hauptverdiener ist, wo er arbeitet, was er verdient, wieviele Kinder er hat, wie alt er ist und bekommen locker noch weitere Angaben. Einfach mal mit der Behauptungstechnik arbeiten und sagen: „Das Konto bei der Memelburger Bank das stimmt noch, oder?“ und schon bekommt man entrüstet die Auskunft wie die richtige Bankverbindung lautet. Wetten, daß das klappt? (Nicht nachmachen, bitte!)
Datenschutz so wie wir ihn hier im täglichen Leben, quasi an der Front der Werktätigen und Steuerzahlenden erleben, ist also eine Farce. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Dort wo man mal eben eine sinnvolle Auskunft bräuchte, wird sich dumm hinter dem Argument des Datenschutzes versteckt und dort wo es wirklich darum ginge mal nicht alles auszuplaudern, wird lustig alles preisgegeben.
Nunja, wir hier unten im Bodensatz des Systems amöbengleich, amöbenwert, wir wissen vielleicht nicht genug vom Datenschutz. Aber die da oben, bei Behörden, bei Regierungen, bei offiziellen Stellen, die sollten sich doch auskennen, die sollten doch in der Lage sein, unsere Daten korrekt zu erheben und wirkungsvoll zu schützen.
Denkste! Schon beim Versand der jetzt eingeführten, lebenslang gültigen Sozial-Steuer-Rentennummern, offenbart sich, daß Zigtausende der Datensätze völlig falsch sind. Da bekommen Tote eine Nummer zugewiesen, ein Großteil der Adressen, Geburtsdaten und Ortsangaben sind vollkommener Blödsinn; es hapert also schon bei der korrekten Erfassung und Verwaltung der Daten.
Und daß es mit dem Schutz unserer Daten nicht weit her ist, das zeigen die neuerlichen Vorkommnisse bei denen Abertausende wenn nicht gar Millionen von Datensätzen sogar mit Bankverbindungen munter, frech und frei gehandelt wurden.
Ein Datenschützer auf Landesebene muß sich um etwa 100.000 Datensammler kümmern, daß das nicht funktioniert liegt klar auf der Hand. Der Datenschutz ist das Stiefkind der Politik. Eine nennenswerte Ermittlungsarbeit der Datenschutzbehörden gibt es nicht, kann es aufgrund der personellen Situation nicht geben und die eventuell im seltenen Einzelfall verhängten Sanktionen sind witzlos, wirkungslos, die Strafen viel zu niedrig.
Und selbst wenn man sich jetzt auf einen wirkungsvollen Datenschutz einigte, selbst wenn es harte Strafen gäbe, es ist schon lange viel zu spät. Gleich dem für uns heute wirkungslosen Kampf gegen die Löcher in der Ozonschicht und das Abschmelzen der Polkappen, der erst künftigen Generationen zeigen wird ob er was eingebracht hat, werden auch alle jetzt beschlossenen Maßnahmen erst in frühestens einer Generation wirken. Was uns betrifft ist doch alles längst bekannt. Es gibt Datenkraken die Daten sammeln wie eine Kehrmaschine den Dreck aufsaugt. Unter dem Deckmäntelchen des Gläubigerschutzes sammeln private Kreditauskunfteien und Inkassounternehmen die Daten von Millionen Bundesbürgern, Adressenhändler sind heute in der Lage jedem der es bezahlen kann, sauberst sortierte Listen aller Brillenträger die über 65 sind nach Straßen und Hausnummern aufgeschlüsselt zu überlassen, ja und ob man zu einer der gefragten Zielgruppen dazugehört, das offenbar man unentwegt selbst, mal aus Dummheit, mal aus Unkenntnis und zumeist unbemerkt.
Google will ja nie was Böses, ehrlich nicht, aber wenn die mal wollen wie die könnten, dann würden wir uns ganz schön wundern. Und was Google kann, die ja immer dafür gescholten werden, das können andere auf anderer Ebene schon längst.
Vor Wolfgang Schäuble wird aufgeregt gewarnt, doch wird dabei immer übersehen, daß es in unserer Republik nur einen gibt, der seine Datenbanken und Netze nicht auf die Reihe bekommt und sich heillos im Durcheinander der Netzwerke verstrickt: nämlich die Behörden.
Wie man schnell, effektiv und nutz- bzw. gewinnbringend Daten sammelt, verwaltet und verwendet, das machen uns die Datensammler privater Unternehmen locker vor.
Es muß also dringend etwas geschehen, soviel ist klar, bis das jedoch Früchte tragen wird, werden noch viele Jahre vergehen, für uns jedenfalls ist es schon längst viel zu spät, wir sind schon gläserne Bürger.
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