ServiceWüste

Da lacht der Amtsschimmel

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Dieses Jahr jährt es sich zum zwanzigsten Mal, dass ich verheiratet bin. Zum zweiten Mal. Auch in der vorherigen Ehe habe ich 20 Jahre geschafft. Ich bin also schon 40 Jahre verheiratet…

In diesem Zusammenhang bin ich auf einen Text hier im Dreibeinblog gestoßen, den ich damals vor 20 Jahren anlässlich unserer Heirat geschrieben habe. Ich will ihn nicht im Archiv untergehen lassen und deshalb präsentiere ich ihn Euch nochmnal:

Wegen meiner/unserer bevorstehenden Hochzeit mußten wir natürlich auch aufs Standesamt. Wie immer ist bei uns nicht alles normal, wir wollen nicht hier in der Gemeinde heiraten, sondern in der benachbarten Großstadt.

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Man muß in einem solchen Fall auf zwei Standesämter.

Meine Unterlagen hatte ich alle beisammen, als ich vor dem Standesbeamten saß:

  1. Geburtsurkunde
  2. Personalausweis
  3. Scheidungsurteil

„Nee, so geht das aber nicht!“, war das Erste, was der Standesbeamte sagte. „Sie brauchen eine aktuelle Geburtsurkunde!“

„Ja aber ich hab‘ doch eine!“, protestiere ich vorsichtig und tippe auf das beglaubigte und bezahlte Dokument, das ich für meine erste Eheschließung vor 20 Jahren angefordert hatte.

„Die gilt nicht mehr!“

„Und warum nicht?“

„Da könnte sich ja was geändert haben!“

„Wie bitte? Was soll sich denn an der Tatsache, daß ich geboren wurde, geändert haben?“

„Das weiß man nie!“

„Inwiefern könnte sich denn da was verändern?“, frage ich weiter, „ich wurde geboren, bin immer noch geboren und daran kann sich doch nichts ändern, oder gibt’s Leute, bei denen sich die Geburt nachträglich in einen Eischlupf oder eine Erblühung verwandelt?“

Der Standesbeamte ist etwas angesäuert und meint: „Das ist halt so, ich muß eine aktuelle Urkunde haben. Und den Personalausweis brauche ich auch nicht. Ich muß wissen wo sie wohnen.“

„Ja aber genau das steht doch auf einem Ausweis drauf!“, lege ich Widerspruch ein.

„Nein, sie brauchen eine Meldebescheinigung zum Nachweis ihres Aufenthaltes!“, beharrt der Beamte.

„Der Aufenthalt ändert sich bei mir aber laufend!“, gebe ich zu bedenken.

„Sind sie nichtseßhaft? Obdachlos?“

„Nein, das nicht, aber derzeit ist mein Aufenthalt im Standesamt und nachher will ich noch in die Reinigung und danach will ich kurz nach Hause….“

„Wollen sie mich auf den Arm nehmen?“

„Nein, ich wollte nur auf den Umstand hinweisen, daß sich mein Aufenthalt dauernd ändert, während meine Adresse hinten auf dem Ausweis steht.“

„Sie brauchen trotzdem eine Meldebescheinigung, die gibt es nebenan und die kostet acht Euro.“

Na gut, ich füge mich in mein Schicksal und besorge die gewünschten Unterlagen. Hierfür läßt man mir eine Woche Zeit, damit der Beamte dann beim nächsten Termin meine Ehefähigkeit feststellen kann.

Ich ziehe mir extra frische Unterwäsche an, doch seine Überprüfung beschränkt sich auf das kurze Überfliegen, der Unterlagen. Sein Kommentar: „Na sehen sie, geht doch!“

Auf dem zweiten Standesamt, dem des Ortes, wo wir getraut werden, verlangt man wenigstens keine neuen Unterlagen. Immerhin wird aber auch dort eine Woche lang die Ehefähigkeit überprüft.

Ich glaube, ich bestelle mir jetzt so alle halbe Jahre mal eine Abschrift meiner Geburtsurkunde. Ich will sicher sein, daß sich da nichts geändert hat.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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ServiceWüste

In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

Entdecken Sie mehr darüber, wie einige Marken es schaffen, in einer Welt voller Herausforderungen positiv aufzufallen.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 10. Dezember 2024

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