man muß schon ein ganzes Stück im DREIBEINBLOG zurückblättern, um auf jenen Artikel zu stoßen, der heute Gegenstand neuen Ärgers ist. Am 10. September 2009 schrieb ich über eine plötzliche Schulschließung in Hessen. Die unter der Leitung von Frau Pelina Achimu Heinzel stehende Schule war nach einem Bericht der FRANKFURTER RUNDSCHAU plötzlich sozusagen verschwunden. Genau darüber hatte ich berichtet. Doch nun…
…, neun Monate später, erhalte ich eine Mail, die unterschrieben ist mit „eine Internetbenutzerin“. Ja klar, bei weltweit rund 2 Milliarden Internetbenutzerinnen ist das ja eine durchaus adäquate Signatur. Lächerlich!
Diese Frau ist mit der Darstellungsweise der Frankfurter Rundschau, aus der ich seinerzeit ja zitierte, nicht einverstanden und möchte nun, daß ich das richtigstelle. Dabei scheint es der Mailschreiberin aber nicht nur (oder vielleicht auch gar nicht) um die Fakten zu gehen, sondern in erster Linie um eine ganz bestimmte Formulierung.
Damals im September schrieb ich:
Auf einmal war die Schule weg! -Schulskandal in Hessen-
Pelina Achimu-Heinzel, das ist nicht die Bezeichnung einer anatomischen Besonderheit, sondern der Name einer Schulleiterin.
Ja, ich gebe zu, das ist eine sehr flapsige Formulierung, die ein wenig satirisch überspitzt den für deutsche Zungen doch recht ungewöhnlichen Namen der Betroffenen aufs Korn nimmt. Allerdings geschieht das in einer Weise, die einerseits jegliche Übereinstimmung mit was-auch-immer verneint und andererseits in keinster Weise beleidigend oder verunglimpfend ist. Zumindest lag das nicht in meiner Absicht, wenn es so bei der Betroffenen angekommen ist, so tut mir das sehr leid.
Aber um den Namen der Betroffenen ging es in dem Artikel überhaupt nicht, er wurde nur in einem ersten Halbsatz, der Ausdrucks- und Darstellungsweise dieses Weblogs folgend, in diesem Zusammenhang erwähnt. Ich weiß auch nicht, wie Frau Pelina Achimu Heinzel aussieht, wie alt sie ist, ob sie eventuell aus dem Ausland kommt oder eventuell sogar irgendeiner Minderheit angehört. Das alles weiß ich nicht, habe ich nicht recherchiert, denn es ist für die Berichterstattung über die geschlossene Schule nicht ausschlaggebend. Nicht Frau Pelina Achimu-Heinzel ist erster Gegenstand meines Artikel, sondern die skandalösen Ereignisse um eine Schule in Hessen.
Deshalb ist auch diese Formulierung der heutigen Mailschreiberin sehr beachtenswert:
Nicht nur dass Sie den Betroffenen und Familie hiermit großen persönlichen Schaden zugefügt haben, sondern es verstößt auch gegen die Persönlichkeitsrechte und guten Geschmack. Darüberhinaus vermittelt es den Eindruck, dass Sie rassistischem Gedankengut nicht abgeneigt sind.
Über guten und schlechten Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten, aber rassistisches Gedankengut? Wo soll ich das denn her haben und wo bitte ist in der Formulierung daß ein seltsam klingender Name nicht dem einer anatomischen Besonderheit entspricht, irgendeine Form des Rassismus zu finden?
Das ist schon sehr weit hergeholt, aber sooooowas von weit…
Natürlich habe ich der Mailschreiberin, die mir im übrigen heftig mit Anwalt und Gericht droht, natürlich geantwortet und ihr angeboten, ihre Sichtweise doch in einem ergänzenden Kommentar zu erörtern.
Schaue ich mir insgesamt jedoch die Berichterstattung im Internet zu diesem Thema an, so würde ich sogar sagen, daß es durchaus kein dummer Gedanke wäre, nicht mich um die Löschung meines Beitrages zu bitten, sondern die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen.
Am 20.09.2009 erschien in der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau nämlich unter anderem noch ein Interview mit der Erzieherin Alexandra Tokarz über die Zustände an der Hessen International School.
Sie berichtet über die Zustände (zusammengestrichene Zitate aus der FR):
…es war saukalt. Es war dreckig… wenn ich Mutter gewesen wäre und hätte mein Kind da hingegeben, ich wäre sofort … oder ans Gesundheitsamt gegangen. …
Vollgepinkelt, vollgeschmiert, an den Waschbecken klebte die Zahnpasta, das ganze Wasser spritzte auf den Boden, das war rutschig, das war lebensgefährlich. … Und Klopapier gab es auch keins. …
Na, die Chefin war ja ohnehin so gut wie nie da. Die hab ich vielleicht drei Mal in der Schule gesehen. …
Das britische Schulsystem, nach dem wir gearbeitet haben, ist ja so angelegt, dass es in dieser Altersstufe abwechselnd eine halbe Stunde spielen und eine halbe Stunde Unterricht gibt. Die Kinder haben gelernt, mit Geld umzugehen, wie die Wochentage heißen, wir haben einfache Rechenaufgaben gemacht, und jeden Morgen haben die Kinder ihren Namen in eine Anwesenheitsliste eingetragen. Das haben die auch toll gemacht. …
Die Eltern sind höchstens bis in den ersten Klassenraum gleich hinter dem Eingang gekommen. Wir haben natürlich auch dafür gesorgt, dass es nicht ganz so schlimm aussah. …
Am 28. Juni abends bekam ich eine E-Mail, dass für mich die Ferien ab sofort beginnen würden und ich müsste am nächsten Tag nicht in die Schule kommen.
Ich habe einmal Geld bekommen. Allerdings verspätet. Das zweite Gehalt kam erst gar nicht, ich habe dann immer wieder nachgefragt, und dann kam acht Tage später die Hälfte.
Ich hab dann schließlich doch gekündigt, … Kurz darauf erhielt ich dann von der Schule die Kündigung. Seitdem habe ich nichts gehört, hab angerufen, angemailt, bin hingefahren und stand immer vor verschlossenen Türen.
Und auf die Frage des Journalisten Peter Hanack sagt Frau Tokarz:
Peter Hanack: Was halten Sie davon, dass Frau Achimu-Heinzel angekündigt hat, wieder eine Schule eröffnen zu wollen?
Frau Tokarz: Unfassbar. Ich frag mich eh, was das ganze Ding zustande kommen konnte. Diese Frau wirkt völlig unstrukturiert. Wenn sich einer mal diesen Laden angeschaut hätte, die Räumlichkeiten, diese sanitären Anlagen… Ich frage mich, wer das genehmigen konnte, dass diese Schule aufmacht. Das frage ich mich wirklich. Diese Frau und die Zustände waren eine Katastrophe.
Auch im „Newcomers-Network“ wird gemutmaßt, die Schule habe von Anfang an keine ausreichende Kapitaldeckung gehabt:
The school struggled from the start and only had a handful of children. Claiming to be a „British School for Frankfurt“ the school said it also offered boarding school facilities. But right from the very start, the school seemed to be under-capitalized
Und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung weiß etwas zu diesem Thema:
Die Hessen International School in Liederbach ist geschlossen worden. Das staatliche Schulamt … hat … die Genehmigung entzogen…
Der Lehrplan sei nicht eingehalten worden, die Schule habe Pädagogen ohne Erlaubnis zum Unterrichten eingesetzt.
Die Schule hatte … vor drei Jahren ihren Betrieb aufgenommen …
Der Unterricht wurde ohne Zuschüsse vom Staat aus den Beiträgen der Eltern finanziert, die bis zu 9000 Euro im Jahr zahlen mussten. Der Unterricht hätte nach den Ferien am Dienstag, 15. September, wieder beginnen sollen, wie auf der Internetseite der Schule nachzulesen ist. In der Schule war gestern niemand zu erreichen.
… beschwerten sich Eltern darüber, dass der Lehrplan nicht eingehalten werde. Und Lehrer hätten sich beklagt, weil sie kein Gehalt bekämen.
Neben diesem Zusammenstrich noch drei Sätze als Zitat:
Bei einem Besuch (des Schulamtes (Anm. Dreibeinblog)) der Schule sei der in den Unterlagen angegebene Schulleiter nicht mehr dort tätig gewesen. Auch hätten andere Lehrer unterrichtet, als sie dem Schulamt gemeldet worden waren. Man habe nur vier Schüler angetroffen.
Es mache sich also jeder, anhand dieser Veröffentlichungen, die ich hier zitiere, selbst ein Bild über die haarsträubenden Zustände.
Ich finde, ich habe wirklich nur die Essenz aus den vielen Veröffentlichungen wiedergegeben und niemanden verunglimpft oder in ein falsches Licht gerückt.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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